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der dreissiger Jahre hinausgezogen hatte,
entschlossen sich die Franziskaner, neben
dem alten Bau ein neues Kloster zu bauen,
zu dem 1684 der Grundstein gelegt wurde.
Auf dem Stadtprospekt von Wolfgang
Spengler von 1659 ist das Gebäude deutlich
zu sehen. In diesem Zustande blieb
die Residenz bis zum Jahre 1717, als am
19. Mai eine grosse Feuersbrunst das
Ganze zerstörte und dabei noch die westlich
anstossende neue Klosterkirche gefährdete
, sowie das Dach des östlich gelegenen
Nydeckturmes in Brand steckte.
Da die Stadt nicht genügend Mittel für
den Wiederaufbau besass, sicherte hiefür
der französische König durch Vermittlung
des Gesandten, des Marquis d'Avaray,
einen Beitrag von 30,000 bis 40,000 Livres
zu. So konnte der Neubau am 29. November
des gleichen Jahres beschlossen werden
, nachdem am 19. November der Riss
vorgelegt und vom Rate genehmigt worden
war. Die Pläne wurden von keinem
Geringeren als dem damals in der Stadt
anwesenden Vorarlberger Architekten
Franz Bär von Bregenz aufgestellt, auf
den die Wahl fiel, weil der Abt des Klosters
St. Urban, Malachias Glutz, ein gebürtiger
Solothurner, den Künstler seiner
Vaterstadt empfohlen hatte. Unterstützt
von dem energischen Venner Glutz wurde
der Neubau so gefördert, dass die Maurerarbeiten
, von der Stadt in Regie ausgeführt
, schon am 12. Dezember und die
Schreinerarbeiten am 31. Dezember bestellt
werden konnten. Allerdings war die
Residenz erst 1721 für den Gesandten
d'Avaray bereit. Doch war auch damit
das Bauprogramm noch lange nicht erfüllt
. 1732 wurde dem Gesandten gestattet
, auf Kosten Frankreichs längs der
Westseite des Zeughauses einen gedeckten
Gang mit Treppe und Portal zu bauen;
der Hof auf der Südseite wurde durch ein
Orangeriegebäude und die Wohnung für
den Suisse de porte abgeschlossen. Dabei
mussten die Fenster der Südfassade vergittert
werden, „dass fürwitzigen Augen
das Einsechen in den Garten (der Franziskaner
) verwehret seye". Da sich Mangel
an Dependenzräumen für die Ökonomie
geltend machte, wurden 1750, wiederum
auf Wunsch des Gesandten, die zwei Privathäuser
an der Ostseite des Ehrenhofes
gekauft und niedergelegt. Hier erstand
dann der östliche Flügel mit ausgedehnter
Küchenanlage, Magazinen, Stallungen,
um einen Diensthof gruppiert, wodurch
dem Staate neuerdings eine Auslage von
9000 Livres erwuchs, der Ankauf der Gebäude
nicht inbegriffen. Entsprechend den
erhöhten Auslagen wurde der Mietzins von
zweitausend auf dreitausend Franken erhöht
, was der Gesandte auch ohne weiteres
anerkannte. Im Jahre 1790 wurde
die Miete dann noch einmal auf 4500 Livres
erhöht. Beim Ausbruch der französischen
Revolution kündigte der in Baden
weilende französische Gesandte Barthele-
mie 1792 der Regierung von Solothurn die
Miete, worauf von dieser alle der Krone
Frankreichs gehörenden Mobilien als
Pfand für den ausstehenden Mietzins vorbehalten
wurden. Nach Ubereinkunft mit
dem Gesandten wurde durch den Erlös
einer Versteigerung des Mobiliars ein Teil
der Schuld getilgt.
Der Ambassadorenhof bildete einen
grossen Komplex von Gebäuden, die sich
in der Hauptsache um den mit Lindenbäumen
bepflanzten Ehrenhof gruppierten
. Dieser Hof hatte eine Breite von 32 m
und in der Richtung Nord-Süd eine Länge
von 40 m. Der Haupteingang (grande
porte) befand sich auf dem Riedholzplatz,
wo die beiden Pfosten des Ehrenportals
noch bestehen, dagegen fehlt der frühere
Gitterabschluss. Dem gewöhnlichen Fussgängerverkehr
diente die schon genannte
gedeckte Galerie längs des Arsenals, die
1881 mitsamt dem grossen Portal abgebrochen
wurde. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes
befanden sich geräumige Empfangs
- und Bankettsäle, welche die ganze
Gebäudetiefe einnahmen, im westlichen
Flügel der Thronsaal (salle du Dais). an
Stelle der jetzigen Kantonsbibliothek,
und darüber, im ersten Stock, die Salle
St. Louis. Der Ambassador wohnte mit
seiner Suite im Mittelbau. Die übrige Einteilung
der Residenz ist nicht mehr erkennbar
, da die späteren Umbauten vieles
verwischten. Seit der Wende des 19. Jahrhunderts
diente der Ambassadorenhof als
Kaserne für die solothurnischen Milizen,
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