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macht und sie mit einem guten, warmen
Ofen versehen (Tafel 27, 2, Nr. 8). Die
äussere Feuerungsstelle im Sommerhaus
hat man durch eine Scheintür maskiert,
die genau die Mitte zwischen zwei richtigen
Zimmertüren einnimmt. Als Gegenstück
dazu ist in der gegenüber liegenden
Wand ein gleichgestalteter Schrank eingelassen
(Tafel 31, 2).
Im Oberstock sah der Entwurf in dem
gegen das Faeschische Haus zu gelegenen
Teil vorne ein grosses Zimmer vor, kaum
kleiner als der grosse Salon und das Musikzimmer
, hinten gegen den Garten hinaus
eine Schlafstube mit Alkoven, Garderobe
und Boudoir. In der Ausführung hat statt
der Querteilung eine Längsteilung des
Trakts stattgefunden. Das vordere Zimmer
wurde stark verkleinert und in die
Ecke ein kleines Boudoir eingeschoben.
Inwieweit die Abtrennung der langgestreckten
Räume 9 und 10 (Tafel 27, 1)
ursprünglich ist, entzieht sich unserer
Kenntnis.
Eine letzte Abweichung von der Vorlage
endlich, die im übrigen sehr genau befolgt
wurde, ist die Anfügung der beiden
Toreinfahrten, offenbar nach dem Vorbilde
des in der rückwärtigen Neuen Vorstadt
gelegenen Markgräfler Hofs (vgl.
Bd. II, Tafel 27, 1). Die Rampen sind freilich
durch die Lichtschächte des Souterrains
beengt.
Uber die grossartige Gestaltung der
Treppe (Tafel 31, 2), aber auch ihre Fehler
haben wir schon in der Einleitung des
zweiten Bandes gesprochen (Bd. II, Seite
XVII). Der Eingang vom Garten her muss
als sehr wichtig empfunden worden sein,
und um die Mitte frei zu halten, wurde die
Treppe in zwei Anstiege geteilt.
Ein unbestrittener Ruhm desWild'schen
Hauses ist die beinahe durchgehend tadellose
Erhaltung seiner Ausstattung. Es besitzt
eine wunderbare Kollektion schöner
Öfen (Tafel 32, 4; 33; 34, 2; 35,2 und 75,1).
Uber den Türen, deren Stürze merkwürdigerweise
alle im Stichbogen geführt sind,
sind überall gemalte, oft prachtvoll gerahmte
Supraporten angebracht. In zwei
Zimmern, im Eßsaal des Erdgeschosses
und in einer Schlafstube mit „lit en niche"
des Oberstocks finden sich gemalte Wanddekorationen
, dort mit rein schmückenden
Motiven (Tafel 32, 3), hier mit genrehaft
staffierten Landschaften (Tafel 36, 1 u. 2).
Die reichen Stukkaturen sind ein zwar
nicht direkt bezeugtes, aber nichtsdestoweniger
unzweifelhaftes Werk des Bre-
genzer Meisters Johann Martin Frohweis
(Tafel 34, 3; 35 und 36, 3).
Der Bauherr hat das Haus nie bewohnt.
Es wurde erst 1778 von seiner einzigen
Tochter nach ihrer Verehelichung mit dem
Bandfabrikanten und Kunstsammler Daniel
Burckhardt bezogen. Durch Erbschaft
ging es 1819 an das Ehepaar Benedict
Werthemann-Burckhardt, 1859 an das
Ehepaar Emanuel Burckhardt-Werthe-
mann, 1881 an das Ehepaar Friedrich His-
Burckhardt, das es schon seit 1860 bewohnt
hatte, 1920 an das Ehepaar Eduard
Kern-His.
Antrittspfosten Tafel 37
Von den Treppen ist schon im vorigen
Bande die Rede gewesen, und dort wurde
auch der oft prachtvoll geschnitzten Antrittspfosten
Erwähnung getan (Bd. II,
S. XVII). Unsere Tafel gibt eine kleine
Auswahl davon, weitere Beispiele sind bei
den betreffenden Häusern selbst abgebildet
.
Der Pfosten pflegt im allgemeinen auf
dem zweiten Tritt zu stehen, das Geländer
also von der dritten Stufe an zu beginnen.
Eine während langer Zeit gewiss mündlich
überlieferte Regel schrieb vor, nicht mehr
als drei Vorlegestufen am Anlauf der
Treppe in Anwendung zu bringen, weil
man sonst beim Heruntersteigen der
Treppe den Handlauf zu früh verlassen
müsse, aber auch nicht weniger als zwei,
da eine Vorlegestufe allein die Treppe
„versunken" erscheinen lasse.
Dieselbe Regel gilt natürlich auch für
die Treppen mit eisernem Geländer, wofür
auf unserer Tafel der Ramsteinerhof
ein Beispiel gibt (Tafel 37, 7, vgl. auch das
Posthaus, Tafel 49, 2 und Elisabethen-
strasse 19, Bd. II, Tafel 33, 1).
Nur ganz ausnahmsweise, so im Faeschi-
schen Fideikommisshause am Petersplatz
(Tafel 84), sind auch die Treppenwangen
dekoriert worden (Tafel 37, 4-5).
XXXI
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