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Fig. 27. Johanniterhaus St. Johannvorstadt 84
Vase der Einfriedigung
Löwenfells eine schmale Biedermeiergirlande
angebracht (Tafel 83, 2).
Das Haus „zur Krähe" gehörte 1399 bis
1913 der Vorstadtgesellschaft zur Spalen;
seitdem ist es im Besitz des Staates (Tafel
82, 3 u. 6 und Tafel 83, 3). Für die Fassade
hat sich ein Entwurf von Maximilian Neustück
erhalten. Er trägt die Signatur:
„Maximilian Neustück inv. et fecit 1816".
Ebenso steht unter dem Mittelfenster des
ersten Stockes zu lesen: „NEU AUFGEBAUEN
A° MDCCCXVI". Front und Tür
sind mit sämtlichen Emblemen schweizerischer
und bürgerlicher Freiheit geschmückt
. Unter dem beinahe nur als
Kniestock ausgebildeten zweiten Ober-
geschoss mit seinen niedrigen Rundbogenfenstern
sind der Rütlischwur und der Tod
Gesslers, getrennt durch ein mit dem
Gesslerhut überragtes Rutenbündel, auf
die Mauer gemalt. Die Unterseite der
Dachtraufe ist in einer sonst in Basel unbekannten
Weise mit Sternen verziert
(Tafel 82, 3). Uber der Tür ist das flotte
alte Hauszeichen, die Krähe, wieder verwendet
(Bd. I, Tafel 106, 1).
Der „niedere Hoggen", Gerbergasse 68,
hiess ursprünglich „zum nideren Hoger"
und wurde erst seit dem Beginne des 19.
Jahrhunderts in der heutigen Weise benannt
. Im Jahre 1800 verkauften die
Erben Schilling „eine Behausung zum
niedern Hoggen genannt" an Johann Jacob
Keller. Der uns hier interessierende
klassizistische Teil ist gleichsam wie ein
Pavillon auf das schmale, gotische Haus
gesetzt. Die breite Mittelöffnung ist, um
die gleiche Höhe wie die seitlichen einzuhalten
, mit einem flachen Korbbogen
überwölbt. Die Fensterbrüstungen sind
wie ein bloss füllendes Geländer behandelt.
Im Giebel darüber, der in unklassischer
Weise am Ende eines Vordachs weit übersteht
(Tafel 82, 1), befindet sich das typische
Halbkreisfenster (Tafel 82, 2).
Am Johanniterhaus, der alten Niederlassung
der Johanniter Ritter in Basel,
wurde nur die Gartenfassade erneuert. Das
übrige Gebäude war viel älter. Im Keller
standen noch mächtige gotische Holzpfosten
, die die Balkenunterzüge trugen.
Der Oberbau mochte von einem Umbau
aus dem Jahre 1608 stammen, von dem
sich eine Inschrifttafel noch erhalten hat.
Die Neufassung der Front dürfte um 1800
erfolgt sein. Die Formen sind von Biedermeierischer
Nüchternheit, die Fassade
geht nicht gerade edel in die Breite (Tafel
84, 1-6). Im Giebel ist ein kleines Halbkreisfenster
angebracht. Die Lisenen des
kaum noch Risalit zu nennenden Mittelbaus
waren aus Grabplatten von der einst
nebenan liegenden Johanniterkirche gefertigt
. 1775 hat sie Emanuel Büchel in
der Kirche noch gezeichnet. Im selben
Jahr ist die Kirche eingestürzt und späterhin
völlig abgebrochen worden. 1929 hat
das Johanniterhaus einem grossen Neubau
Platz gemacht. Auf der Einfriedigung
hatten reich dekorierte Rokokovasen gestanden
(Textabb. 27).
Auch die Fassade des Faeschischen Fidei-
kommisshauses am Petersplatz ist nur
einem älteren Gebäude vorgeblendet (vgl.
Bd. I, Tafel 90, 3). Im Jahre 1644 erwarb
der alt Bürgermeister Johann Rudolf
Faesch das Haus aus der Betreibungsmasse
des Reinhard Passavant. Sein Sohn,
der Dr. jur. Remigius Faesch, hat dann die
berühmte Kunstsammlung angelegt. Sie
befand sich als Fideikommiss in diesem
Hause bis zum Jahre 1818, in dem sie laut
Testament der Universität zufiel und von
der Regenz der öffentlichen Bibliothek in
der „Mücke" einverleibt wurde. Bei dem
neuerlichen Umbau des Hauses zur Volkszahnklinik
ist der Giebel über dem nur
zweiachsigen durch Rücksprung abgetrennten
Mittelstück entfernt worden
(Tafel 84, 7).
LH
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