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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_29_1937/0012
zugreifen, wo irgendeine morsche Stelle
im Verwaltungssystem sich zeigte, all das
ergibt für die Geschichte unserer Landesteile
ein überaus ereignisreiches historisches
Mosaik, dessen Farbenreichtum sich
demjenigen erschließt, der den einzelnen
lokalgeschichtlichen Motiven nachzuspüren
sich bemüht.

Während die Fäden der politischen Geschichte
sich zu einem fast unentwirrbaren
Knäuel von Fragen vernestein, löst sich
doch in kulturgeschichtlicher Hinsicht ein
klareres Gesamtbild heraus. Die Einflußsphäre
der Klöster, die in unserem Betrachtungsraum
ein wichtiges Lebenselement
dartun, ist nicht nur im allgemeinen
Wirtschaftsleben — man denke z. B. nur
an die bedeutende Alpwirtschaft solcher
klösterlicher Gemeinschaften —, sondern
auch in der allgemeinen Lebenshaltung
und damit auch in baulicher Hinsicht
deutlich spürbar. Im Mittelpunkt solcher
Auswirkung stand natürlich das Kloster
St. Gallen, dem neben der alten Landschaft
und Appenzell in früheren Zeiten
auch Uznach und das Rheintal unterstanden
. Für das Oberland bildete Pfäfers
einen kulturellen Herd, während dem
Linthtal das alte Kloster Schänis geistige
und kulturelle, wie auch wirtschaftliche
Ausstrahlung verhieß. Die baugeschichtlichen
Einflüsse dieser geistlichen Zentren
werden uns im Laufe der späteren Betrachtung
des öftern bewußt. Die äbtisch
st. gallischen Wirtschaftshöfe im Rheintal
nehmen entschiedenen Einfluß auf die
bürgerliche Bauweise des dortigen Gebietes
, während der „Hof" zu Ragaz einen
zeitlich späten, dafür um so prachtbewußteren
Beweis für repräsentatives Bauen
erbringt. Nachdem die herrschaftlichen
Wirrnisse des ausgehenden Mittelalters
durch die Übernahme als eidgenössische
Vogteien zu Beginn des XVI. Jahrhun-
• derts eine gewisse Konsolidierung des
Lebens mitgebracht — wobei allerdings
für die meisten Gebiete begreifliche Gelüste
nach Selbständigkeit ihre Enttäuschung
gefunden —, mochte eine wirtschaftliche
Entfaltung auf Grund von
Handel und Verkehr die Bewohner der
großen Straßenzüge nach Norden und
Westen aufatmen lassen. Zwar konnte der

landwirtschaftliche Grundbestand ein großes
Aufblühen der Gegenden kaum in Aussicht
stellen. Doch dürften Wallenstadt,
Weesen und Sargans als Umschlagstätten
des Handelsweges nach Zürich, und Werdenberg
, Altstätten und Rheineck als
Hauptpunkte der großen Verkehrsstraße
nach dem Norden vom allgemeinen Handel
und Wandel ihren Nutzen und ihre
Entwicklung gewonnen haben.

Dazu kommt für das Oberland noch die
Industrie der Erzgewinnung aus dem
Gonzen, deren wirtschaftliche Auswirkung
wir in einigen hervorragenden, stolzgedrungenen
Bauten in Flums und Mels zu
erkennen haben.

Für eine baugeschichtliche Betrachtung
dieser Landesgegenden sind dann allerdings
die städtischen Brandkatastrophen
verhängnisvoll. So erlag das Städtchen
Wallenstadt einem verheerenden Feuer,
anläßlich der österreichischen Einquartierung
im Jahre 1799, brannte Sargans
mit Ausnahme von Kirche und Schloß
im Jahre 1811 beinahe vollständig nieder
und wurden die Städte Altstätten (1410,
1687, 1709, 1801), Berneck (1848) und
Rheineck (1780) zu größerem oder kleinerem
Teile Opfer solcher Feuersbrünste.

Im ausgehenden XVIII. und beginnenden
XIX. Jahrhundert macht sich im untern
Rheintal eine wirtschaftliche Regsamkeit
geltend, die sich auf die Baugeschichte
der Gegend fruchtbringend
auswirkt. Der „Löwenhof" zu Rheineck,
mit ihm aber auch städtische Bürgerhäuser
zu Altstätten (Reburg usw.), und
der fast vollständig erneuerte alte Landsitz
„Grünenstein", sind Zeugen eines
Wohlstandes, wie ihn damals nur großzügige
Kaufmannschaft — im In- und
Ausland tätig — zeitigen konnte. Wenn
wir im einfachen Bauernhaus allgemein
sehr weit zurückgehende bodenständige
Traditionen verzeichnen, z. B. in der Bevorzugung
der durchgehenden Holzkonstruktion
vor dem Steinbau, dann ist die
neuzeitlichere Baukunst der Städte aus
naheliegenden Gründen viel reicheren und
ausgreifenden Einflüssen unterworfen.
Appenzellische Typen wirken hinunter
ins Rheintal (nicht zuletzt als persönliche
Auswirkung eines Baukünstlers starker

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