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klösterliche Gewohnheiten mitspielte. Die
Abtswohnung im zweiten Stock erfuhr
nun begreiflicherweise eine ganz besonders
vornehme Ausstattung der Repräsentationsräume
und der Privatzimmer, wie
dies auch in den Klöstern der Fall ist.
Daß neben einem Salon, einem Prunkzimmer
auch noch ein Musiksalon erscheint
, gibt Einblick in die allgemein
kulturellen Bestrebungen jener Klosterherren
.

In diesen äbtischen Zimmern der vorderen
Flucht tritt eine auffällig leichte
Stukkatur auf, die sich von den bünd-
nerischen zeitgenössischen Arbeiten im
Brüggerhaus zu Mayenfeld, im bischöflichen
Schloß, im alten und neuen Gebäu,
Schloß Salenegg wesentlich unterscheidet.
Wohl wirkt der Geist des Rokoko nach
in der Einzelform. Doch zeigt die Aufteilung
der • Deckenfläche in ein meist
ovales Mittelfeld und entsprechender
Randzier der Decke, wie auch die strenger
werdende Führung der verbindenden Leistenzüge
den Einfluß klassizistischer
Kunst. Dazu kommt noch die Beobachtung
, daß im ornamentalen Rankenwerk
ein deutlicher naturalistischer Zug zu erkennen
ist, der in einzelnen Zimmern, wie
z. B. im Prunkzimmer des Abtes (vergl.
Tafel 25) diesen Naturalismus noch durch

farbige Hilfe betont. Ein Vergleich mit
Altstätten und Schloß Grünenstein deckt
hier bestimmte rheintalische Einflüsse auf,
während in Chur eher konstanzische
Meister am Werke waren.

Wie sehr übrigens auch die Zimmerleute
und Schreiner, die in diesem Bau tätig
waren, dem Wandel der Stile jener Zeit
sich unterwarfen, das künden zur Genüge
die verschiedenen Lösungen der Zimmertüren
, die entweder in zierlichen Schweifungen
der Füllungen dem Rokoko hörig
sind, dann aber sehr bald einem strengeren
Kanon klassizistischer Kunst mit einfachen
Rechteckfüllungen verfallen.

Auch bei letztern klingt das Rokoko
noch in einer leichten Schweifung der
innersten Form nach. Daß die Türen dann
meist Supraporten aus bewegtem Stuck
aufweisen, daß auch die Innenwandungen
der Türen solchen Stuck aufweisen, das
entspricht dem gleichen Prunkbedürfnis,
dem auch die bedruckten Stofftapeten und
die diskrete Bemalung der Holztäferung
Ausdruck verleihen.

Die Zierlichkeit der Stukkatur gibt dem
ganzen Gebäude jenen bestimmenden
Charakter der Übergangszeit vom Rokoko
zum Klassizismus, der im äußeren Bild
der Statthalterei durch die späteren Eingriffe
etwas verwischt wird.

C. DAS RHEINTAL

Tafel 26/27

Azmoos

Das von verschiedenen furchtbaren
Brandkatastrophen (1716, 1819, 1831)
heimgesuchte Kirchdorf Azmoos weist
heute noch zwei beachtenswerte Bauwerke
auf, von denen das eine, das vornehm
gestaltete Rathaus, ganz in der
Grubenmannschen Baugesinnung errichtet
wurde, während das Gasthaus zur
Traube mehr der traditionellen Bauentwicklung
der Landschaft folgt. Am Rathaus
fällt der Rhythmus der Fensteranordnung
als klassisch-harmonische Aufteilung
der Straßenfront auf, die hier im

Gegensatz zum Gallatibau in Sargans
durch vier weiße Pilaster eine Vertikalbetonung
erhält, was anderseits wieder
Beziehung zum „Hof" Ragaz herstellt.
Auch die innere grundrißliche Anlage mit
rückwärtsliegendem Treppenhaus und gewölbten
, symmetrisch angeordneten Parterreräumen
verraten Grubenmannsche
Grundsätze.

Das Gasthaus zur Traube, im Jahre
1711 erbaut (Datum auf dem Schlußstein
der Haustüre), weist eine unregelmäßige
Platzfront auf, die unter dem mit verzierten
Trägern ausgestatteten breiten
Satteldach liegt.

XXVI


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