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mit dem Datum 1729. Links wird die
Mauer mit einer Sonnenuhr ausgestattet.
Rechts tragen zwei Spruchbänder mit
dem Renovationsvermerk von 1905 ein
Medaillon mit einem Hausspruch.
Daß die gut gegliederte Fassade nur als
Verkleidung eines älteren Hauses gedacht
war, das ist ersichtlich aus den gotischen
Fensterprofilen des hinteren Hauses.
Von der einstigen „Rosenburg", die als
Sitz des äbtischen Obervogtes für die
Geschichte der Gegend größte Bedeutung
hatte, ist heute nur noch bescheidene
bauliche Kunde geblieben, ein Gartenhaus
von achteckigem Grundriß und zwei
Stockwerken. Die Burg selbst (siehe Tafel
59) wurde im Jahre 1812 von den
Bernecker-Bürgern, die sie um des zugehörigen
Geländes willen auf einer Auktion
erwarben, niedergerissen, nachdem schon
früher das Gebäude seit dem Ende des
XVITI. Jahrhunderts unbewohnt, verwahrlost
und ausgeraubt war. Das ehemalige
Wohnhaus Dr. Ritz, ein wohlgegliederter
doppelportaliger Mansardenbau aus
dem Ende des XVIII. Jahrhunderts, wurde
im Jahre 1913 den Bauplänen der neuen
Schulhäuser geopfert.
Auf waldiger Höhe fristet das Schlößchen
„Bucholz" ein verlassenes Dasein.
Verschiedene Daten lassen erkennen, daß
am ursprünglichen Haus von fast quadratischen
Grundrissen im Laufe der
Zeiten viel herumgebaut wurde. Der Eingang
trägt den schmuckvollen Wappenstein
der Rugg von Tannegg mit der
Allianz Studer von Winkelbach. Das
Datum 1540 dürfte auf die Erstellung des
Schlößchens hinweisen. Dieser Bauzeit
entsprechen in einem der oberen Wohnzimmer
die zierlich geschnitzten Männer-
und Frauenköpfe auf den Knäufen der
Decke. Im Jahre 1607 scheint der Wendelstein
als neuer Zugang errichtet worden zu
sein. Im Kobel liegen sodann zwei weitere
st. gallische Verwaltungsgebäude des
städtischen Spitalgutes. Ein sogenanntes
Herrenhaus und ein Pächterhaus. Das
Herrenhaus läßt die Einflüsse der alten
Landschaft erkennen in dem hier seltener
auftretenden Riegel, den wir auch in
Blatten als städtischen Import kennen
lernten. Ein mächtiger Flur mit Ziegelboden
und sichtbarer Balkendecke spricht
für die wohnlichen Absichten des Erbauers
. Das Pächterhaus zeigt einfachere
und landesübliche Formen. Die verzierten
Balkenköpfe der Dachträger lassen auch
hier den besser situierten Bauherrn erkennen
.
Tafel 62—77
Rheineck
Das Städtchen Rheineck nimmt am
Engpaß zwischen den Voralpen und dem
alten Rheinbett eine entscheidende verkehrswirtschaftliche
Schlüsselstellung ein,
weshalb schon die frühesten Besitzer der
Gegend beobachtende Burgen auf die
Anhöhe stellten. Durch die Befestigungsmauern
war das alte Städtchen mit diesen
Burgen verbunden, so daß wir ähnliche
Siedlungsverhältnisse vorfinden, wie in
Werdenberg, Sargans und Rapperswil.
Tatsächlich umfaßt der alte Bestand des
Städtchens auch heute nur die eine Hauptstraße
mit einer Hintergasse, die früher
offenbar hauptsächlich den Stallungen für
den Austausch der Zugtiere bestimmt war.
Die Hauptstraße zeigt zum Teil auch noch
die Lauben, die dem Marktleben günstig
waren und in der Gesamthaltung der
Häuserfronten wird man an Altstätten
erinnert, nur daß einfachere Dreieckgiebel
vorherrschen.
Daß hier eine große Verkehrsstraße
durchging, das kündet vor allem der
sustartige Brüggerbau mit seinen zwei
Lagerhausportalen, welche die Haustüre
flankieren. Den Namen erhielt der Bau
von einem einstigen Besitzer, Oberst
Brügger, Rittmeister, der um 1672 durch
Streitsachen als damaliger Besitzer bekannt
ist. Früher saß ein St. Galler, Heinrich
Schlumpf, auf diesem Handels- oder
Umschlagsplatz, in dem die Salzfuhren
aus Lindau und die Weinfuhren aus dem
Bündnerland und dem Rheintal ihre
Waren einstellten. Schlumpf dürfte um
1586 den Bau erstellt haben, wofür vor
allem die innere Gestaltung und der
gartenseitige Ausgang Beleg sind. Der
heutige Bau wird dann zu Brüggers Zeiten
die einheitliche Fassade im Barockstil erhalten
haben. Im Jahre 1738 ist ein Junker
Menhard aus Chur als Bewohner erwähnt.
XXXVII
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