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Familie Klingler über, die für sinngemäße
Renovation und Neugestaltung der alten
Schönheiten besorgt war.
Die Besitzer des alten Turmes von
Wartensee, die Blarer, nahmen schon im
XV. Jahrhundert das Bürgerrecht von
St. Gallen an. Im Lauf der Zeiten wurde
die alte Burg ausgebaut durch neuere
Bauten, so daß eigentlich drei Häuser das
heutige Schloß ausmachen. Die Annexbauten
sind durch den Komponisten
Pearsal of Wilbridge in altenglischem Stil
ausgebaut worden.
Das Schloß Wartegg bei Staad hat
einen Blarer von Wartensee zum Erbauer,
der sich bei der Güterteilung im Jahre
Wenn wir beim Abschluß unserer Studienfahrt
durch das Linthgebiet, das
Oberland und das Rheintal einen kurzen
Rückblick werfen auf die architektonischen
Erlebnisse, dann ist vor allem das
eine festzulegen, daß beinahe das ganze
Baugeschehen im Dunkel der Anonymität
der Werkmeister bleibt. Wohl sind uns
einige Gestalten von künstlerischer Bedeutung
begegnet, wie Meister Grubenmann
aus Appenzell, die beiden Haitiner
aus Altstätten und Konrad Schindler.
Diese haben sicherlich den künstlerischen
Impuls für manch einfachere Bauten in
die Gegend hineingetragen. Im städtischen
Hausbau erkannten wir vielfache
räumliche Bindungen, die oft bis in die
Zeiten des Holzbaues zurückgehen, wobei
die Bürger vielfach den Mut zu großzügigem
Zusammenlegen oder gegenseitiger
Verständigung nicht aufbrachten,
wohl vor allem auch deshalb, weil es ihnen
an unternehmenden Bauleuten gebrach,
die größere Gesichtspunkte in den Städtebau
hineingetragen hätten.
Mit dem Glanz klösterlicher Herrschaft
im ausgehenden XVII. und beginnenden
XVIII. Jahrhundert einerseits, mit dem
1557 nach Wartegg verzog und dort einen
Neubau errichtete. Die Treppengiebel verraten
noch die gotischen Einflüsse auf den
Bau, während in der Fassadenbehandlung
schon die Renaissanceordnung der Fenster
zur Geltung kommt. Der Reiz der baulichen
Anlage besteht in der Hofgestaltung
durch das Querstellen des einen Bauflügels
zum Hauptbau. Das Schloß hat
einen regen Besitzerwechsel erlebt, kam
im XIX. Jahrhundert sogar in fürstliche
Hände und wurde in den Wirren der
Nachkriegszeit sogar Zufluchtsstätte der
österreichischen Kaiserfamilie. Der Bau
hat durch den heutigen Besitzer sinnvolle
Erneuerung erfahren.
Erwachen einer großkaufmännischen Industrie
im XVIII. Jahrhundert aber
häufen sich die bedeutenderen Bauaufträge
, welche im Grundriß und in der
Durchgestaltung höhere künstlerische und
vor allem räumliche Probleme stellen.
Da ist der Löwenhof zu Rheineck zu einem
Musterbeispiel solcher Bautendenz geworden
und darf für die bürgerliche Architektur
des gesamten Schweizerlandes als
eine künstlerische Errungenschaft gewertet
werden. Seine Ausstrahlung ist deshalb
auch immer wieder spürbar, so etwa
in der Gestaltung des Schlosses Pfauenmoos
bei Berg, in Grünenstein usw. So
durchdringen sich in diesem landschaftlichen
Raum einfachste Bautraditionen,
vom Blockbau und Tätschhaus über den
Riegelbau bis zum städtischen Massivbau
der Kaufherren. Mitten in diesem ewigen
Wandel von Form und Zweck- und
Kunstsinn liegt wie eine Insel der Erinnerung
das Städtchen Werdenberg, dessen
träumerisch verlorenes Dasein uns
Leben und Wohnen unserer Väter vor
Augen führt und uns den Gegensatz der
späteren Lebenshaltung des Schweizers
nachfühlen läßt.
XLIII
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