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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0019
Rethel, Aus der Holzschnittfolge „Auch ein Totentanz" (stark verkleinert).

Alfred Rethel.

ALFRED RETHEL ist 1816 geboren; obwohl also
noch um ein Jahr jünger als der Altmeister
Menzel, ist er doch schon längst nach kurzer Laufbahn
einem tragischen Geschick erlegen und sein Name
gehört heute nicht zu denen, die jedem Gebildeten
bekannt sind. Halb vergessen, ist er aber nie veraltet
, vielmehr befestigt sich immer mehr die Ansicht
, dass er mit vieren oder fünfen zu den grössten
aller deutschen Maler gehört, die unser Jahrhundert
hervorgebracht hat.

Sein Kunstcharakter weist ihn zu den unmittelbaren
Nachfolgern jener Gruppe, deren Haupt
Cornelius gewesen ist, wie noch zwei andere unserer
Besten: Richter und Schwind. Aber sein Sinn
war nicht wie bei diesen beiden auf das Anmutige
und Gemütvolle, sondern auf das Gewaltige und
Dramatische gerichtet. Wie Cornelius, sein Gesinnungsverwandter
, war er Rheinländer. Er ist in
der Umgebung von Aachen als Sohn wohlhabender
Eltern auf einem einsamen Gehöft aufgewachsen und
schon früh wurde seine Phantasie genährt durch die
Erzählungen von den überstandenen Kriegszügen
aus der Franzosenzeit, durch die Nachrichten vom
Befreiungskampf der Griechen und dann auch durch
seine Wanderungen an den sagenumwobenen Ufern
des Rheins. Sobald er zu zeichnen begann, fühlte
er sich als Historienmaler. Von seinem zwölften bis
zu seinem einundzwanzigsten Jahre war er Schüler und
bald schon der Stolz der Düsseldorfer Akademie und
zwar in jenen Tagen, als dort die banale Süsslichkeit
im Glanz der Ehren stand. Rethel wurde aber
nicht verweichlicht durch die Kunst seiner Umgebung
und nicht verdorben durch allzu frühes Lob. Als er

zum Mann heranwuchs, verliess er vielmehr Düsseldorf
und begab sich nach Frankfurt. Hier fand er
an Philip Veit einen Lehrer, den er zwar auch bald
überholte, der ihm aber doch ein Wegweiser für
sein ganzes Leben war.

Remels Ölbilder aus seiner Düsseldorfer und
Frankfurter Zeit (Berlin, National-Galerie, Frankfurt,
Städelsches Institut und Römer) hätten ihn nicht unsterblich
gemacht. Glatt und steif, fast kleinlich
gemalt, muten sie uns heute an als Leistungen
eines überwundenen Geschmacks, als Ausgeburt eines
reinen, aber doch noch kindlichen Enthusiasmus, so
gross auch der Beifall war, der einst des Malers Mühen
gelohnt hat. Ungetrübter dagegen äussert sich sein
männlicher Geist schon damals in seinen Zeichnungen
und Entwürfen, hier bemerkt man früh das
Heranreifen eines eigenen Stils. Rethel war weit
davon entfernt, etwa wie die heutige Kunst durch
eine Wiedergabe der farbigen Sinneseindrücke entzücken
zu wollen. Auch er sucht, wie seine ganze
Zeit, in erster Linie durch wohlüberlegtes Zusammenordnen
der handelnden Figuren — durch architektonischen
Aufbau und Gliederung lebender Gestalten —
zu wirken. Die Stimmung beruht auf dem Lauf
der Linien und dem Zug der Bewegung, auf dem
Ausdruck der Gesichter und hie und da schon auf
der Verteilung von Licht und Schatten. Dabei
ist er schlichter als Cornelius; es fehlt dessen Pathos,
seine markigen Gestalten handeln ganz eingenommen
von den Ereignissen, in denen sie uns vorgeführt
werden, ohne dass sie das Bewusstsein einer höheren,
welthistorischen Bedeutung zur Schau tragen. Dafür
sehen wir den Ausgang der Geschichten mit innerer


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