http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0039
Gentile Bellini, Predigt des h. Marcus (vollendet von Giovanni Bellini).
Mailand, Brera; aus der Scuola di San Marco.
Die Bellini.
Jacopo, um 1400 bis 1470 oder 1471. — Gentile, 1429 ? bis 1507.
Giovanni, 1430 ? bis 1516.
A]
Selbstporträt des
Gentile Bellini.
LS zu Beginn des fünfzehnten
Jahrhunderts die
venezianische Signorie sich nach
Malern umsah, welche den Saal
des grossen Rats mit Schildereien
aus der Geschichte der
Stadt ausschmücken könnten,
und sich in der Lagunenstadt
selbst kein Meister fand, der
dieser Aufgabe gewachsen war,
wurden zwei berühmte Künstler
von ausserhalb berufen: Vittore
Pisano aus Verona und der Umbrer Gentile da Fabri-
ano. Es war die Geburtsstunde gleichsam der venezianischen
Malerei, als sie den Boden Venedigs
betraten. Ein unübertrefflicher Schilderer seiner
ertgenossen der eine, während Gentile heitere
A
nmut und die Lust, mit bunten Farben seine
Dji 1 7
j . Prächtig zu zieren, mitbrachte. Die Thätig-
1' welche sie entfalteten, regte gleichermassen
zwei junge Künstler an, die in der Kunst Venedigs
me grosse Rolle zu spielen bestimmt waren: Antonio
Vivarini und Jacopo Bellini.
Wahrend jener in Murano seine Arbeitsstätte
aufschlug, folgte Jacopo dem umbrischen Maler nach
. lorer,z. Dieser Aufenthalt in Toscana fällt gerade
m die Zeit der künstlerischen Revolution, welche
mit den Namen Donatello und Masaccio verknüpft
lier erst mochten ihm die Augen geöffnet
ist.
werden über
seine Kunst, hier mochte er bewundernd
lernen, was malerische Ausschmückung
eines Raumes bedeutet. Nach seiner Rückkehr in
die Vaterstadt entfaltete er eine lebhafte Thätigkeit
und rasch verbreitete sich sein künstlerischer Ruf
in ganz Norditalien. In Verona, Ferrara und Padua
arbeitet er. Gegen sein Lebensende beschäftigen ihn
monumentale Aufgaben in Venedig selbst.
Nicht die wenigen Bilder, die von seiner Hand
auf uns gekommen sind, geben uns den richtigen
Standpunkt für seine Beurteilung, sondern zwei
Skizzenbücher (in London und Paris), welche ein
glückliches Geschick der Nachwelt erhalten hat. Man
gewahrt da mit Erstaunen, wie vielseitig seine Begabung
ist, wie ihn alles interessiert und von ihm geschildert
wird (Abb. S. 30). Die Darstellungen aus dem Leben
Christi und der Heiligen nehmen den grössten Raum
ein, aber manchmal dienen sie ihm nur zum Vorwand,
um eine Szene des täglichen Lebens wiederzugeben.
Die Freude an der bunten Welt, die ihn umgiebt,
veranlasst den Meister häufig, zu Stift oder Feder zu
greifen: dort zieht ein Fürst, geleitet von seinen Rittern
und Knappen, zur Jagd, hier kommt ein Bauersmann
die Strasse daher, niedergedrückt von schwerer Last.
Als sein Erbteil ist die Lust zum behaglich
breiten Schildern auf die venezianische Schule übergegangen
. Schon er baut mit Vorliebe herrliche
Gebäude, eine Häufung von gotisch-venezianischen
Zierteilen, auf, als würdige Dekoration wichtiger Begebenheiten
, die sich vor dem Auge des Zuschauers
abspielen sollen. Eine Fülle von Figuren in bunt
29 -
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0039