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wechselnder Tracht drängt sich darin zusammen,
begleitet die Szene. Noch etwas primitiv ist die
Form dieser Darstellungen, aber die Tendenz ist die
gleiche, welche die gefeierten Schilderungen der
„Wunder des Kreuzes" von Gentile Bellini, des
Carpaccio anmutige Plaudereien aus dem Leben der
heiligen Ursula hervorgebracht hat. Auf der anderen
Seite finden wir bei Andrea Mantegna, Jacopos
Schwiegersohn, und bei Giovanni Bellini deutliche
Anklänge an Kompositionen, welche in den Skizzenbüchern
vorkommen. Segensreich wirkte also der Ein-
fluss des Meisters auf die
Entwicklung der Kunst
in Padua und in Venedig.
Betrachtet man die
Bildnisse seiner beiden
Söhne (Abb. S. 29 u. 31),
so scheint eine gewisse
Bonhomie Gentile Bellini
zu charakterisieren; Giovanni
schaut scharf, nicht
eben sympathisch in die
Welt. Was wirvonihnen
sonst erfahren, steht nicht
durchaus im Einklang mit
dieser physiognomischen
Deutung. Es ist etwa das
folgende.
Die Brüder empfingen
ohne Zweifel ihre künstlerische
Erziehung im
Atelier des Vaters, dem
sie gelegentlich bei grösseren
Aufträgen halfen;
daneben blieb paduani-
sche K unstweise auf beide
nicht ohne Einfluss. Wie
sie herangereift waren,
und besonders wohl seit
dem Tode des Vaters,
trennten sich ihre Wege.
Gentile wurde zuerst zur Neuausschmückung des
grossen Ratssaales berufen, dann von Staatswegen
an Sultan Mehemet II. nach Konstantinopel gesandt
(1479), um dessen Bild zu malen. Die Ritterwürde
, welche er vom Bosporus heimbrachte, umgab
ihn mit einem Nimbus, dessen er sich wohl
bewusst zu sein scheint: gelegentlich bringt er den
Titel auf seinen Bildern an und den „arroganten
Ritter vom goldnen Sporen" nennt ihn ein satirischer
Dichter der Zeit. Unter grossen Aufträgen geht sein
Leben dahin; noch kurz vor seinem Tode ist er so
vielbeschäftigt, dass er die Bitte eines italienischen
Fürsten um ein Bild seiner Hand abschlagen muss,
weil er bereits für lange Zeit hinaus verpflichtet sei.
- 30
Sein Tod erschien dem Chronisten der Republik
als ein Ereignis, der Aufzeichnung wert.
Giovanni Bellinis Leben spielt fast ausschliesslich
sich in der Heimat oder im engeren Umkreis derselben
ab: nach Süden zu finden sich keine Werke
von ihm über Pesaro und Rimini hinaus, nach
Norden beschränkt sich sein Wirken auf das
nächste Gebiet um Venedig. Eine bedeutende Zahl
von Schülern empfängt in seinem Atelier die Ausbildung
, von denen die ältere Generation ganz in den
den Spuren des Meisters wandelt, die jüngere -
Giorgione, Tizian, Seba-
stiano del Piombo
die glänzendste Epoche
venezianischer Malerei
heraufzuführen berufen
ist. Giovanni Bellini hat
etwas von den Eigenschaften
, die wir in unserem
Jahrhundert als charakteristische
Merkmale
des Künstlers bezeichnen.
Er hat Künstlerstolz und
Künstlerlaunen. „Es ist
nicht möglich, das Bild,
m
Aus dem Pariser Skizzenbuch des Jacopo Bellini (verkleinert).
welches Bellini malt, zu
sehen", schreibt einmal
der Beauftragte der Marchesa
von Mantua, „denn
er zeigt niemals einem
Menschen ein unvollendetes
Werk." Dieselbe
Fürstin schmückt ihr
„Studio" mit Bildern und
sendet den ausführenden
Künstlern ein genau ausgearbeitetes
Programm.
Perugino, Mantegna, Costa
malen danach schwerverständliche
Allegorien.
Bellini aber lässt ihr bestellen
, sie möchte das Thema des Bildes doch seiner
Phantasie anpassen; sein Stil vertrüge strenge Vorschriften
nicht, sondern er liebte es, nach eigenem
Gefallen in seinen Bildern sich zu geben, die dann
schon allen zusagen könnten. Die Fürstin schreibt
schliesslich dem Maler, dass sie ihm ganz die poetische
Erfindung überlässt, um überhaupt etwas zu erhalten
. Das Bewusstsein des eigenen Wertes macht ihn
aber nicht blind für die Verdienste anderer. Albrecht
Dürer begegnet er aufs freundlichste, wo die anderen
venezianischen Maler ihn mit Missgunst verfolgen;
er besucht ihn in seinem Atelier und belobt ihn vor
einer Versammlung von Edelleuten. Dürer seinerseits
schreibt in die Heimat: „Giambellin ist immer
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