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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0043
Marinus van Roymerswale. Der Geldwechsler und seine Frau.

München, Aeltere Pinakothek. Auf Holz, h. 0.67, br. 1.03. Bez. 1538.

Anfänge des Genrebildes.

DAS selbständige Genrebild im heutigen Sinne
war dem Mittelalter unbekannt. Wohl gab es
immer genrehafte Züge in der Ausstattung biblischer
oder legendarischer Vorgänge, ja eingehende
Darstellungen häuslichen Lebens oder kriegerischer
und jagdmännischer Beschäftigungen, aber diese
waren stets nur Illustration kirchlicher oder profaner
Texte oder symbolische Hinweise oder Bezüglichkeiten
auf den Gegenstand, dem sie zum Schmuck
dienten. Ein Bild, aus dem ganz allein der Beschauer
einen neuen Lebensinhalt herauslesen sollte,
ein Stück Dasein, das nirgends beschrieben und nirgends
erzählt, das nicht gelehrt und nicht gedeutet
wurde, war selbst noch in der Renaissance eine
Seltenheit.

Der Schritt dazu war ein ähnlicher, wie er
heute dem modernen Kunstbetrachter zugemutet
wird, der nicht mehr nach dem Inhalt fragen soll,
sondern nach der künstlerischen Empfindung. Und
man kann sich darüber nicht wundern, wie schwer
dieser Schritt dem 19. Jahrhundert wird, wenn man
sieht, wie unendlich langsam jener ältere vorbereitet
wurde.

Ist es in Italien oder im Norden gewesen, wo
man am meisten zur Bildung des Sittenbildes beitrug
? Der Norden mit seiner mehr häuslichen.

nüchternen Auffassung war wohl geeigneter dazu.
Noch mehr aber das eingehende Studium und die
gewissenhafte Wiedergabe des Details, für welche
die Brüder van Eyck noch heute das Vorbild geben.
Diese Liebe zum Nebensächlichen, zu den Zufälligkeiten
, in die sich der eigentliche Inhalt des Bildes,
das Portrait oder der religiöse Vorgang kleidet, < ist
die Mutter des Sittenbildes. Die Halle, in der eine
Eycksche Madonna wandelt oder sitzt, die Landschaft
, die ihr als Hintergrund dient, die Stickereien
des Mantels, der sie bekleidet, und das Gestein der
Krone, die sie schmückt, all dies Wechselnde, das
nur im Augenblick die heilige Vorstellung umgiebt.
wird fixiert. Der Gedanke wird zur möglichsten
Realität gewandelt.

Das musste unbedingt zur Vorliebe von Vorwürfen
für den Künstler führen, bei denen solche
äusseren Zuthaten sich in reichem Masse und ohne
Zwang einfanden. Man suchte den Menschen umgeben
von möglichst vielen Einzelheiten darzustellen
, und zwar .Einzelheiten, an denen er
seine Freude hatte; so malte man ihn inmitten
seiner Reichtümer und Schätze. Künstlerische und
gegenständliche Freude fielen dabei zusammen. Ein
Blick auf das Bild von Petrus Christus, einem Schüler
des Jan van Eyck, bei Baron Oppenheim in Köln, das


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