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tionen und Wiederholungen des Themas gewesen,
die Erfindung aber geht auch hier wohl schon auf
die Brüder van Eyck und ihre Nachfolger zurück.
Der jetzt in der Londoner Galerie befindliche
hl. Hieronymus in seiner Zelle, wahrscheinlich ein
Werk des Antonello da Messina, dessen kleine Figur
zurücktritt im Verhältnis zu dem ihn umgebenden
Raum und seinen Details, galt am Anfang des 16.
Jahrhunderts als ein Bild des Jan van Eyck und
mag wohl einem Vorbild dieses Meisters seine Anregung
verdanken. Ein hl. Hieronymus in Dresden
scheint auf ein Original Hugos van der Goes zurückzugehen
. Dieses Bild vertritt schon deutlich den massgebenden
Gedanken, der dem Gegenstand solche
Verbreitung verschaffte, den Gedanken der Vergänglichkeit
alles Irdischen, die Todesidee, die sich
am Ende des 15. Jahrhunderts in so viele Darstellungskreise
einschlich und auch dem Porträt oft
ihren Stempel aufdrückte. Mit melancholischem
Blick betrachtet der Greis die leeren Augenhöhlen
des Todtenschädels in seiner Hand; das Stundenglas,
das vor ihm auf dem Tisch steht, zeigt ihm, dass
seine Uhr bald abgelaufen ist. Das aufgeschlagene
Buch und der Crucifixus sollen sein Trost sein.
Zur Zeit des Massys häufen sich die Darstellungen
, das Bild der Berliner Galerie (Taf. 58), sei es
nun von Quinten oder dem ihm verwandten Marinus
van Roymerswale, bringt die einzelnen Züge noch
intensiver, Hieronymus zeigt auf den Schädel, die
Seite des geöffneten Buches trägt eine Darstellung
des jüngsten Gerichts als Mahnung, dass an jenem
Tage alles Irdische sich als hinfällig erweisen wird.
Ahnlich findet sich der Vorwurf in verschiedenen
Exemplaren in den Galerien von Wien und Madrid.
Die Darstellungen runden sich dann mehr zu häufig
wiederholten Typen ab, die in zahlreichen Sammlungen
, besonders auch in Italien (vgl. Abb. S. 36),
wo sie eine beliebte Acquisition gebildet haben, verstreut
sind. Unterschiede ergeben sich durch die Details
, die Ausstattung des Zimmers, die Studiermittel
des Greises, die Landschaft, welche man ausnahmsweise
durch das Fenster erblickt, durch Beischriften,
die immer wieder auf die Vergänglichkeit hinweisen.
In dem Schloss auf der Isola Bella hängt ein recht
gutes Exemplar, das Licht im Vordergrund ist soeben
niedergebrannt, und der dünne Rauchfaden
der erloschenen Kerze verfliegt nach oben. Ueber
dem Kopfe des Greises steht die Inschrift „Homo
Bulla", der Mensch ist eine Seifenblase.
Alles ist eitel, das war das Motiv, das der
Freude an eben diesem Eitlen der Welt bei der
andern Gruppe gegenüberstand. Aber das Bild
Schule des Quinten Massys. Anwalt mit seinen Klienten.
Dresden, Kgl. Gemäldegalerie. Auf Holz, h. o.85, br. i.i5.
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