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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0047
Andreas Schlüter, Supraport (Asien).
Berlin, Kgl. Schloss, Rittersaal.

Andreas Schlüter.

DIE Geschichte der Barockkunst in Deutschland,
so reich sie auch, gleich den besten Zeiten der
italienischen Renaissance, an universell veranlagten
Persönlichkeiten ist, weist nur wenige Künstlererscheinungen
auf, die in dem kurzen Zeiträume
zweier Jahrzehnte eine so umfassende schöpferische
Thätigkeit entfaltet hätten, wie Andreas Schlüter.
Es ändert nichts daran, dass Schlüters Wirksamkeit
so gut wie ausschliesslich auf Berlin beschränkt
geblieben ist, und dass wir kein Werk von seiner
Hand nachweisen - können, welches vor seiner Berufung
nach Berlin oder nach seiner Verabschiedung
aus der preussischen Hauptstadt entstanden wäre.
Was aber seinem Scharfen an dieser Stätte eine
besondere Bedeutung verleiht, ist der Umstand, dass
es zusammenfiel mit einem der folgenreichsten
politischen Ereignisse, der Erhebung des branden-
burgischen Kurstaats zum Königreich. Seine Wirksamkeit
in Berlin will ferner nicht nur vom rein künstlerischen
sondern auch vom organisatorischen Standpunkte
beurteilt werden. Schlüter war eine jener
grossangelegten Künstlernaturen, die nicht nur zu
einer ausübenden, sondern auch zu einer leitenden
Stellung berufen sind, in dem Sinne wie es Bernini
für Rom, Lebrun am Hofe von Versailles gewesen
ist, und wenn das Kunstleben am Hofe des ersten
Preussenkönigs ausser ihm noch manchen bewährten

Meister aufweist, das geistige Gepräge hat ihm
Schlüter verliehen; sein Verdienst, gewissermassen
sein geschichtlicher Beruf wurde es, dem Werke
der Königskrönung die künstlerische Weihe zu
geben. Man spricht von Schlüterschem Stil und versteht
darunter jene Richtung der Berliner Kunst,
welche auf der Grundlage des reifen italienischen
Barockstils die Einflüsse des üppigen Dekorationsstils
der französischen Kunst unter Ludwig XIV. bekundet
. So gut wie jeder andere schaute auch der
junge preussische Königshof in künstlerischen Dingen
nach Versailles.

Schlüters künstlerischer Bildungsgang bis zu
seiner Berufung nach Berlin ist so gut wie unbekannt.
Geboren zu Hamburg vermutlich am 20. Mai 1664 ■—
der Tag seiner Taufe ist der 22. Mai — scheint er
mit seinem Vater, dem Bildhauer Gerhard Schlüter,
frühzeitig nach Danzig gekommen, dort seine Lehrjahre
durchgemacht, vielleicht auch schon selbständige
Beschäftigung gefunden zu haben. Die
Wanderjahre führten ihn nach Warschau. Seine
dortige Thätigkeit am Hofe des Polenkönigs Johann
Sobieski muss, soweit wir aus einer gleichzeitigen
Quelle entnehmen können, hauptsächlich auf architektonischem
Gebiete gelegen haben. Sie muss ferner
seinen Ruf begründet und die Wege für seine Berufung
nach Berlin geebnet haben.

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