Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0049
\

seines fürstlichen Gönners, des Kurfürsten, späteren
Königs Friedrich I. (Abb. S. 39). Das überlebensgrosse
Standbild stellt den Monarchen in ganzer Figur leicht
vorwärts schreitend dar, in römischer Tracht mit
modischer Perrücke. Trotz dieser Konzession an
den Zeitgeschmack ist das Persönliche an diesem
Denkmal noch stärker hervorgekehrt als in Schlüters
berühmtem Reiterstandbild; selbst ein Fehler im
Wüchse des Fürsten, seine etwas zu hohe Schulter,
ist nicht unterdrückt, sondern unter der Drapierung
des Mantels geschickt verdeckt; die etwas steife,
gemessene Grandezza im Benehmen des Kurfürsten
kommt in der Bewegung
der Figur vortrefflich zum
Ausdruck. — Die Statue,
welche 1697 von Johann
Jacobi gegossen wurde, ist
seit der Regierung Friedrich
Wilhelms I. in unverdiente
Missachtung, ja
zeitweise sogar in Vergessenheit
geraten, bis sie
1803 von Friedrich Wilhelm
III. der Stadt Königsberg
zum Geschenk gemacht
wurde. Dort steht sie
dem Königlichen Schlosse
gegenüber auf einem nach
Angaben von G. Schadow
gefertigten Postamente.

Das Hauptwerk Schlüters,
das Standbild des Grossen
Kurfürsten auf der langen
Brücke zählt längst zu den
bedeutendsten Denkmälern
seiner Art in der neueren
Kunst (Taf. 7. 8. u. Taf. 78;
Abb. S. 38 u. 40).

In dem Gleichgewicht der
Massen, in den glücklichen
Grössen-Verhältnissen zwischen
Hauptfigur einerseits und Sockel mit Nebenfiguren
andererseits steht es vielleicht unerreicht da.
Ross und Reiter sind unzertrennlich verbunden, die
gefesselten Sklavenfiguren am Boden, trotzige, unbändige
Gestalten, erscheinen als sprechende Versinn-
lichung der Kraft und Herrschermacht, welche von
dem Gewaltigen ausgeht. Die Gestalt des Kurfürsten
, obwohl in Panzer und Perrücke, die einer
Löwenmähne gleich das Haupt umgiebt, ist portrait-
wahr herausgebildet und doch wieder weit über das
bloss bildnismässige erhoben. Es ist nicht der
brandenburgische Kurfürst, es ist der Held der
preussischen Geschichte, der hier dargestellt ist. —
Das Denkmal war gleich von vornherein für

Andreas Schlüter, Bronzestatue Friedrichs I
Königsberg i. Pr., Schlossplatz.

einen Standort in Verbindung mit der Langen- oder
Kurfürstenbrücke geplant und hat auch bei dem Umbau
der Brücke im Jahre 1894 einen entsprechenden,
nur etwas erweiterten und um einige Stufen erhobenen
Platz erhalten. Bei seiner Enthüllung im Jahre 1703,
am 12. Juli, dem Geburtstage des Königs Friedrich I.,
fehlten noch die Sklaven, die somit eine spätere, aber
von Schlüter selbst noch ausgeführte Erweiterung
darstellen. Schlüter arbeitete noch in dem für ihn so
verhängnisvollen Jahre 1706 daran, 1708 wurden
sie gegossen.

Neben seinen amtlichen bewältigte Schlüter noch

eine Reihe privater Aufträge
. Die Berliner Nicolai-
Kirche besitzt von seiner
Hand das Grabmal des
Hof-Goldschmiedes Daniel
Männlich. Das Motiv dazu
ist der grauenvollen Grabessymbolik
jener Zeit entnommen
. — Ein technisches
und künsterisches Wagnis
bildet die Marmorkanzel
in der Marienkirche zu
Berlin. Die barocke Idee
der beiden Engel, welche
an zwei geschwungenen
Griffen die reich gegliederte
Marmorbrüstung tragen, ist
der ehernen Kathedra in
der Peterskirche zu Rom
entlehnt.

Schlüter stand auf der
Höhe seiner Erfolge und
seiner Schaffenskraft, als, der
Wendung einer Tragödie
gleich, im Jahre 1706 ein
Ereignis eintrat, das ihn um
Ehre und Ansehen brachte.

Von allen seinen Arbeiten
und Entwürfen hatte
keine grössere Erwartungen erregt als der zur Aufnahme
einer Wasserkunst und eines Glockenspiels
errichtete gewaltige Turm an der Nordwestfront
des Schlosses. Das Schicksal wollte es, dass dieser
Bau, der Vollendung nicht allzufern, infolge ungenügender
Gründungsarbeiten ins Wanken geriet
und Risse zeigte, die seinen schleunigen Abbruch
erforderlich machten. Den Künstler traf des Königs
Ungnade. Er wurde seiner einflussreichen Thätig-
keit als Schlossbaudirektor enthoben und sah sich
wieder auf seine einstige Stellung als Hof bildhauer und
Lehrer der Akademie beschränkt. Von diesem Schlage,
der seine Künstlerehre und sein leicht reizbares Temperament
hart traf, hat sich Schlüter nicht völlig er-

39 -


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0049