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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0059
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Sog. Aldobrandinische Hochzeit.
Wandgemälde. Rom, Vatikan. — H. 0.90, br. 2.42.

Die Aldobrandinische Hochzeit.

EINE „sehr reizende und belehrende Unterhaltung"
ist es — so schreibt Goethe in einem an Cotta
gerichteten Briefe vom l. Oktober 1797 — sich an
dem Bilde der sog. Aldobrandinischen Hochzeit erfreuen
und sich über seine Tugenden und Mängel
besprechen zu können. Goethe war in den Besitz
einer Kopie des Gemäldes gelangt, die Meyer in
Rom angefertigt hatte. Damals war das viel bewunderte
Bild nicht mehr ganz in dem Zustand, in
dem es Ende des Jahres 1606 auf dem Esquilin
gefunden worden war; es hatte mehrfache Restaurationen
und Uebermalungen erlitten; Meyer hatte
dies in seiner Kopie berücksichtigt: „sie ist" — so
hebt Goethe hervor — „im eigentlichsten Sinne mit
Kritik gemacht, um darzustellen, was das Bild zu
seiner Zeit gewesen sein kann und was an dem
jetzigen, nach so mancherlei Schicksalen, noch übrig
geblieben ist." Wer das Bild heute im Vatikan
sieht, hat die Freude eines reineren, weniger beeinträchtigten
Genusses, als ihn die Betrachter im
vorigen Jahrhundert haben konnten, die es in der
Villa des Kardinals Aldobrandini, seines ersten Besitzers
, aufsuchten. Das Bild ist 1814 oder 1815,
nachdem es inzwischen in den Besitz des Vincenzo
Nelli gelangt war, aus dem es von Pius VII. für
den Vatikan angekauft wurde, auf Rat Canovas von
seinen Uebermalungen gereinigt worden. Das hat
ohne Schaden für das Erhaltene geschehen können
und so hat das Gemälde jetzt sein ursprüngliches
Aussehen wieder. Unsere nach einer Photographie
hergestellte Abbildung zeigt, dass es sich sehr frisch
und gut erhalten hat.

Von der ersten Zeit seiner Entdeckung an hat
das Bild eine hohe Schätzung erfahren, es ist oft

und gern kopiert worden und nicht bloss aus antiquarischem
oder gelehrtem Interesse. Gewiss hat
Poussin sich auch von den Reizen der künstlerischen
Ausführung angezogen gefühlt, als er 1624
eine Kopie des Gemäldes in Oel ausführte. Auf
Rubens hat das Bild einen so starken Eindruck gemacht
, dass er die Komposition bis in ihre Einzelheiten
im Kopfe behielt. Er beschreibt aus der
Erinnerung die Figuren, ihre Haltung, Bekleidung,
ihr Kolorit, ihren Bezug zueinander in einem vom
19. Mai 1628 datierten Briefe an Peiresc. Diesen
beiden Künstlern, Poussin und Rubens, schliesst
sich ein nicht Geringerer mit starkem Lobe an:
Reynolds sagt, indem er von Poussins regem Verkehr
mit der Antike und von dessen Kopien antiker
Gemälde spricht, „ich halte das Bild der Hochzeit
im Palazzo Aldobrandini für das Beste, was bis
jetzt aus jenen fernen Zeiten aufgefunden ist."

Als Reynolds dieses schrieb — im Jahre 1772
— war freilich von antiker Malerei nicht sehr viel
bekannt, viel weniger, als heutzutage: der Boden
am Vesuv hatte gerade erst angefangen, seine Schätze
zu spenden. Aber auch heute, nachdem im Verlaufe
der Jahre durch die Funde in den verschütteten
Städten Campaniens und auch in Rom
selbst unser Besitz antiker Bilder so angewachsen
ist, dass das Erhaltene nach Tausenden zählt, bleibt
Reynolds' Urteil immer noch bestehen, unter all dem
Vielen ist Nichts, was dem Gemälde der Aldobrandinischen
Hochzeit künstlerisch überlegen wäre,
Weniges was ihm nahe käme.

Heute ist das Bild in weiteren Kreisen nicht
sehr bekannt, jedenfalls viel weniger bekannt
, als es das verdient. Von den Vielen,

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