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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0060
Wandgemälde aus Herkulanum.

Neapel, Museo Nazionale. — H. o.5i, br. 0.52.

die in den Vatikan pilgern und aufrichtig oder
pflichtgemäss die Antikensammlung bewundern,
dringen die Wenigsten bis in den letzten Raum der
Bibliothek vor, wo das Gemälde wie in einem Versteck
verborgen ist. Wenn von antiker Malerei
die Rede ist, so denkt man allgemein nicht an Rom,
sondern an Pompeji, und von den Pompejanischen
Malereien sind es eigentlich nur die aus der letzten
Periode der Stadt, die reichen Dekorationen mit
ihren phantastischen Zierformen, mit ihrem üppigen
Bilderschmuck, die in Aller Erinnerung sind. Das
ist erklärlich, denn diese Malereien sind in der ganzen
Masse des Erhaltenen nicht blos der Zahl nach die
weitaus überwiegenden, sondern sie sind unter allen
übrigen auch diejenigen, die das Auge am meisten
auf sich ziehen. Sie sind mit der Absicht Effekt
zu machen gemalt, und diese Absicht ist mit so
starken Mitteln ausgeführt, dass die Wirkung noch
nach fast zweitausend Jahren ungeschwächt geblieben
ist.

Der Stil dieser Decorationen trägt die Signatur
der Neronischen Zeit, er ist für Prunkräume erfunden
, in den Palastanlagen zuerst ausgebildet, wie
denen der Titusthermen, deren Malereien Raffael die
Motive für die Grottesken der Loggien geliefert
haben. Alles ist auf eine freudige, laute, blendende
Wirkung abgesehen. Man bewundert mit Recht die
Leichtigkeit der Behandlung, die Sicherheit des Disponierens
, die Bravour der technischen Durchführung,
man erstaunt über die Fülle von Einfällen, über den
Reichtum an Motiven, man wird gefangen von dem
starken Gesamteindruck der decorativen Leistung.
In diese Gesamtwirkung gehen die Gemälde, die als
glänzende Mittelstücke in die bunten Decorationen
hineingemalt sind, mit auf. Alle diese Götterfiguren,
diese immer wiederholten Szenen aus der griechischen

Sagengeschichte und Dichtung, sie waren den
Malern so geläufig wie die Ornamente, sie gingen
ihnen ebenso mühelos von der Hand, sie waren
ihnen auch von ebenso äusserlichem Interesse,
wie diese. Und so wenig wie die Maler hatten
die Bewohner ein innerliches Verhältnis zu den
Bildern, die ihnen täglich vor Augen waren. Was
gingen sie die Thaten des Theseus und Herkules,
diese Liebesgeschichten der Götter an? Nie sprach
etwas Persönliches aus diesen Bildern, nie waren
Töne angeschlagen, die ein Erlebnis, eine Empfindung
wachrufen konnten, es war ein leeres
Spielen mit schönen auswendig gelernten Formen,
an dem die Maler ihr Genüge fanden, und mit
dem sie den Geschmack ihres nicht sehr empfindlichen
Publikums befriedigten. Zu keiner Zeit im
Altertum ist die Kunst so äusserlich und gefühllos
gewesen, wie in den Jahren des Nero und seiner
nächsten Nachfolger.

Die erhaltenen Wandmalereien sind nicht alle
dieser Art, auch nicht alle aus derselben Zeit.
Früher, in der augusteischen Periode und in der Zeit,
die dieser zunächst voraufging, war ein anderer Stil
der Decoration Mode gewesen. Sie war weniger
phantastisch, aber auch weniger aufdringlich, einfacher
, ruhiger, gehaltener, wie auch die Sitten dieser
Zeit. Man verzierte die Wände mit Flächenmustern,
teilte sie in bunte Felder ab und belebte diese durch
zierliche und sorgfältig ausgeführte Ornamentbänder
und Zierleisten; oder man ahmte einen architektonischen
Aufbau, eine den Raum scheinbar erweiternde
Zwischenstellung von Scheerwänden oder
Hallen in Farbe nach; und zwischen diese Architekturen
hinein waren Bilder gemalt, die entweder als
Schmuckwerk der Bauglieder, wie die Friese der
Tempel, oder als selbständige aufgestellte Tafelgemälde
gedacht waren. Als solche gingen sie nicht

Wandgemälde aus Pompeji.
Neapel, Museo Nazionale. — H. 0.17.


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