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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0062
geschriebenen Dienste. Während die Klänge eines
Hochzeitsliedes ertönen, wird das Bad zubereitet.
Die Frauen und Mädchen, die mit diesen Verrichtungen
beschäftigt sind, stehen abseits; es ist ein
feiner Zug der Komposition, dass die der Mitte
zunächst Stehenden nach aussen gewendet sind.
Die Braut und der Jüngling sind dadurch noch mehr
isoliert. Und allein sind sie gedacht; denn die
beiden Frauen, die sich der Braut zuwenden, sind
göttlicher Art und den Bücken der Personen des
Bildes selbst nicht sichtbar. Peitho, die Begleiterin
der Aphrodite, spricht der Braut zu, und Charis —
so mögen wir die andere nennen — bereitet in einer
Muschel die Salbe, um die Braut mit allem Liebreiz
und aller Schönheit zu schmücken.

Es gab im Altertum ein sehr berühmtes Bild
des Malers Aetion, das die Hochzeit Alexanders
des Grossen und der Roxane darstellte. Es war
noch zu Alexanders Lebzeiten gemalt. Nach der
Schilderung, die der Schriftsteller Lukian von diesem
Gemälde hinterlassen hat, hat Raffael seine bekannte
Komposition (jetzt in Villa Borghese in Rom, hier
als Schlussvignette abgebildet) geschaffen. Auch
Sodomas viel gepriesenes Fresko der Alexander-
Hochzeit in der Farnesina geht auf sie zurück.
Sodoma hat alle Reize seiner Kunst in diesem
Gemälde entfesselt, aber man mag sich nicht vorstellen
, welche Freude der glückliche Besitzer an
der versteckten Lüsternheit der Darstellung gehabt
haben mag, die durch alle Anmut und Formenschönheit
nur um so verführerischer gemacht wird.
Und vielleicht hat Sodoma gerade hierin den
Charakter des antiken Vorbildes getroffen, besser
getroffen, als Raffael mit seiner zurückhaltenderen
Komposition.

In dem Gemälde des Aetion sah man, wie auf
dem Bilde der Aldobrandinischen Hochzeit, in der
Mitte die Braut auf dem Lager. Aber keine heilige
Scheu, wie hier, hielt die Umstehenden zurück,
sondern alle wendeten sich ihr zu in Bewunderung
ihrer zur Schau gestellten Schönheit. Lachende
Eroten enthüllten ihre Reize dem König, der herantrat
und der Geliebten einen Kranz bot; ein Freund,
Hephaestion, begleitete hier den Alexander, und
Hymenaios, der Hochzeitsgott, hatte sich ihm zugesellt
. Freilich hätte für eine Alexander-Hochzeit
eine Darstellung nicht gepasst, wie die des vatikanischen
Bildes, sie wäre unwahr gewesen; denn
der Held musste hier als der Beglückende und als
die Hauptperson erscheinen. Aber das schwächt
den Gegensatz nicht ab, in dem beide Bilder zu
einander stehen. Das Gemälde des Aetion, der uns
als einer der Meister der griechischen Malerei
genannt wird, war gewiss in der künstlerischen
Behandlung viel bedeutender, als das der Aldobrandinischen
Hochzeit, dessen Maler wir nicht
kennen. Aber in der Erfindung und stimmungsvollen
Charakteristik zeigt diese so viel spätere Komposition
eine Stärke, die auch ihr einen Platz unter den
grossen Werken der Kunst sichert.

Franz Winter.

Hochzeit des Alexander.
Nach einer Komposition Raffaels.
Rom, Villa Borghese.

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