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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0063
Peter Cornelius, Entwurf für ein Lünettenbild der Casa ßartholdy.

Berlin, Kgl. Nationalgalerie.

Die Wandgemälde der Casa Bartholdy.

ALS Goethe einmal einem etwas langatmigen
Berichterstatter zuhören musste, welcher über
den Kunstraub der Franzosen in Italien sprach und
dabei bemerkte, es würden wohl auch noch die
Freskobilder entführt werden, machte er ihn vor
der Gesellschaft durch den Einwurf lächerlich: sie
sind ja auf die Wand gemalt!

Seitdem hat man es nun freilich in dieser
Hinsicht weiter gebracht — und die Franzosen
haben ein gewisses Verdienst oder vielleicht sagen
wir richtiger Schuld daran. Denn sie sind in der
That in neuerer Zeit erfolgreich bemüht gewesen,
Wandgemälde aus Italien zu entführen, aber freilich
dank der italienischen Technik. Ihr Vorgang war
es auch, der uns ermutigt hat, jene Werke deutscher
Künstler, welche ehemals ein Zimmer der Casa
Zuccari (Bartholdy) in Rom schmückten, nach
Deutschland zu versetzen. Während aber die
Franzosen sich Fremdes aneigneten, haben wir nur
an uns genommen, was geistig uns angehörte. Und
überdies handelte es sich darum, diese Erstlingswerke
deutscher Monumental-Malerei des beginnenden
19. Jahrhunderts vor drohender Gefahr
zu retten, würdiger aufzustellen und der öffentlichen
Betrachtung zu sichern.

Fast zehn Jahre lang sind sie nun Eigentum
des preussischen Staates. Sie haben ihre Aufstellung
im Obergeschoss der National-Galerie
gefunden, wo sie einen mässig grossen Saal füllen
(vgl. Taf. 109, 110; Bd. I Taf. 158).

Wir nennen diesen Cyklus von Darstellungen
zur Geschichte Josefs in Egypten noch heute die
Fresken der Casa Bartholdy, und sie sollten den
Namen immer behalten zum Danke für den trefflichen
Mann, der sie hervorrief: Jakob Salomon Bartholdy,

ein Verwandter der Mendelssohns, in deren Familien
die Liebe zu den Künsten nicht ausstirbt, verfolgte
die Bestrebungen der jungen deutschen Künstlerzunft
in Rom mit dem lebhaften Interesse eines hochgebildeten
Mannes. Unmittelbar nach seiner Ernennung
zum preussischen General-Konsul (1815)
fasste er den Vorsatz, diejenigen seiner Landsleute,
von denen er am meisten erwartete, durch eine
gemeinsame Aufgabe zu fördern, ihnen gewisser-
massen die Zunge zu lösen. Was er ins Werk
setzte, ist um so rühmlicher, weil er keine Reichtümer
besass und es ihm manchmal schwer wurde, das
Begonnene durchzuführen. Es wäre unmöglich
gewesen, hätte seine Begeisterung und sein Opfermut
nicht dieselbe Gesinnung bei den Künstlern
gefunden, die er aufrief. Voran steht Peter Cornelius,
neben ihm Friedrich Overbeck, Philipp Veit und
Wilhelm Schadow. Die erste römische Studienzeit
ist für Cornelius entscheidend gewesen, ja trotz allen
innerlichen Kämpfen, die er zu bestehen hatte, war
diese Zeit wohl die glücklichste seines Lebens. In
Rom erlangte er dank der Arbeiten im Auftrage
Bartholdys die Gewissheit über die Ziele und Mittel
seiner Kunst, die seinem späteren Auftreten das
Gebieterische verlieh. Hatte er anfangs — z. B. in
den in Italien vollendeten Blättern zum Nibelungenliede
— noch einen gewissen teutonischen Trotz
gezeigt, so wurde bald genug die Mahnung Goethes
an ihm wahr, dass die deutsche Kunst des 16. Jahrhunderts
, in deren Bahnen er sich bewegte, die
Vollkommenheit nicht völlig erreicht hat wie die
transalpinische. Mit der Grösse der Aufgaben
wuchs auch der Einfluss des italienischen Kunstgeistes
auf ihn. Und vielleicht haben Diejenigen
Recht, welche die Erstlinge dieser Geisterehe —

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