Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0081
von Siena oder dem Johannes in der Gürtelspende
zu Verna, trotz ihrer Schönheit nur als befangene
Nachahmung.

Ein paar andere Büsten sind schon lange bekannt
; stehen sie doch am klassischen Ort für das
Studium der Florentiner Plastik, insbesondere der
Künstlerfamilie della Robbia: im Museo Nazionale
zu Florenz. Es sind zwei einfache Bildnisse, ohne
jede mögliche Nebenbedeutung, zwei Köpfe so individuell
, so vollendet wie nur irgend eine Büste von
Desiderio oder von Antonio Rossellin o, und in Feinheit
des Geschmackes ihnen womöglich noch überlegen.
Wo sie überhaupt beachtet wurden, sind diese Arbeiten
: die Büste eines Knaben von etwa sechs Jahren
(Taf. 137), sowie die Hochreliefbüste im Rund von
einem jungen Mädchen im Alter von etwa fünfzehn
Jahren, als Werke des Andrea della Robbia bestimmt
worden; so neuerdings auch von der Direktion des
Museo Nazionale. Erst dem neuesten Robbia-Bio-
graphen, Marcel Reymond, blieb es vorbehalten, sie
dem Giovanni della Robbia zuzuweisen.

Dass sie beide nur von Luca herrühren können,
zeigt schon ihre Tracht. Der Knabe mit seiner
Binde in dem schönen lockigen Haar, seinem Mantel
über dem anliegenden Rock entspricht genau den
Knabenbüsten, die bis vor kurzem anstandslos als
Werke Donatellos bezeichnet zu werden pflegten:
den Büsten im Palazzo Martelli, in den Sammlungen
Dreyfuss, Hainauer, im Bargello u. s. f., Arbeiten, die
jetzt meist Desiderio oder Antonio Rossellino zugeschrieben
werden. Wo wäre im Cinquecento wohl
ein Kinderporträt von der naiven Frische der Auffassung
, von der Feinheit in der Beobachtung aller
individuellen Details modelliert worden, wie dieser
Kopf? Woher hätte gar ein Giovanni della Robbia, der
Epigone Lucas, der seine Kunst zu Grabe läutete,
solches Verständnis der Natur, solchen Geschmack
in der Wiedergabe derselben und in der Anordnung
hergenommen?

Genau das Gleiche gilt für das Reliefporträt des
jungen Mädchens. Die Tracht lässt die Entstehung
desselben, wie die der Knabenbüste, mit Sicherheit
in die Zeit bald nach der Mitte des fünfzehnten
Jahrhunderts setzen: das glatt aus der Stirn zurückgekämmte
Haar, die Art, wie dasselbe von einer
doppelten Perlenkette zusammengehalten und mit
einer Agraffe oben auf dem Scheitel befestigt ist,
Wie die kurzen Enden der beiden losen Haarzöpfe
zu beiden Seiten des Kopfes herabhängen, der Ausschnitt
des Kleides und der Schmuck um den Hals:
alles das finden wir an den Frauenbüsten Desiderios,
namentlich an seiner Büste der Marietta Strozzi, an
den Porträts des Domenico Veneziano und in zahlreichen
Bildern und Bildwerken um die Mitte des
Quattrocento, wie in den selteneren Medaillen dieser

Luca della Robbia, Büste eines J

Glasierter Thon. Berlin, Altes Museum

unglings

Zeit, mehr oder weniger genau wieder. Der Name
des Giovanni della Robbia, dessen früheste Arbeiten
ja erst in den Ausgang dieses Jahrhunderts fallen,
ist hier daher schon aus Rücksicht auf die Zeit der
Entstehung völlig ausgeschlossen. Auch auf ein
Jugendwerk des Andrea könnte man aus diesem
Grunde kaum noch schliessen; was diesen aber völlig
ausschliesst, ist die Farbigkeit beider Büsten, durch
die sich Reymond offenbar zu der Bestimmuncr

71 -


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_01/0081