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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0017
Bild auf einer rotfigurigen attischen Vase. V. Jahrh. v. Chr.

Griechische Thonfiguren aus Tanagra.

Eros. Thonfigur aus
Tanagra.

Berlin, Neues Museum.

ES ist jetzt gerade ein Vierteljahrhundert
verflossen, seitdem
die ersten Terrakotten aus
den Gräbern von Tanagra bekannt
wurden. Selten haben sich Werke
des Altertums so rasch in die
allgemeine Gunst gesetzt, als diese
zierlichen Figürchen aus gebranntem
Thon. Jedermann kennt sie
und liebt sie. In allen grösseren
Museen sind sie zahlreich vertreten
, und viele haben ihren Weg
in die Sammlungen der Kunstliebhaber
gefunden.

Dass wir uns heute noch an
diesen reizenden Schöpfungen aus
so lange vergangener Zeit erfreuen
können, verdanken wir vorwiegend der Sitte des
Altertums, die Gräber der Toten mit freundlichen
Bildern des Lebens auszuschmücken. Die Thon-
nguren von Tanagra führen uns mitten in das
häusliche Leben der griechischen Mädchen und
Frauen hinein. Es ist hauptsächlich die Zeit des
vierten Jahrhunderts v. Chr., die wir aus ihnen
kennen lernen. In welchen Formen bewegte sich
damals das Leben? In welcher Umgebung, in welche
Hinrichtung versetzt haben wir uns die Gestalten
Zu denken, die uns aus diesen Thonfiguren vertraut
sind?

Das obenstehende Bild — von einer attischen
I honvase aus der Zeit gegen 400 v. Chr. — lässt
uns einen Blick in das Innere eines griechischen
Hauses thun. Die Frau des Hauses hat Besuch
empfangen. Die Unterhaltung dreht sich wohl um
die Toilette, denn auf einen Wink ihrer Herrin eilt
eine Dienerin herbei und bringt ein Schmuckkästchen.
Wie Frau wird ihrem Besuch ein neues Schmuckstück
zeigen wollen.

Wie es die Art dieser Maler oder Zeichner
war, die die bescheidene Kunst des Dekorierens
der Thongefässe mit geringen Mitteln, aber mit viel
Humor und Geschick geübt haben, ist statt einer
ins Einzelne gehenden Schilderung des Raumes nur
eine andeutende Darstellung gegeben. Man sieht
die zweiflügelige Thür mit ihrer Verschlussvorrichtung
, im Innern zwei Säulen und an der Wand
aufgehängt eine kleine Vase und eine Leier; von
Möbeln nur die Stühle, auf denen die Frauen sitzen.

So w7enig das ist, so giebt es doch ein ganz
charakteristisches und deutliches Bild von der
Zimmereinrichtung. Wir müssen nicht an die bunten
Wände der Pompejanischen Häuser denken mit
ihren reichen und oft unruhigen farbigen Dekorationen
, nicht an die Menge von Statuen und
Statuetten, Marmorvasen und Marmortischen, mit
denen die wohlhabenden Besitzer in Pompeji Hof
und Garten vollstellten, wenn wir uns vorstellen
wollen, wie es in einem griechischen Hause etwa
des vierten und fünften Jahrhunderts v. Chr.
aussah. Man wohnte damals sehr einfach. Es
waren keine Bilder an den Wänden und kein
sonstiger künstlerischer Zierrat in den Räumen. Die
Werke der Kunst füllten die öffentlichen Anlagen
und die Tempel mit ihren Bezirken, aber in den
Privathäusern sah man dergleichen nicht. Die Möbel
waren durchweg niedrig, leicht und beweglich, so
dass sie die Zimmer so zu sagen frei liessen. Die
^rossen unbeweglichen Möbel, wie wir sie heute
haben, hat erst die Gotik und die Renaissance erfunden
. Im Altertum war das einzige Stück, das
sich nicht leicht rücken liess und daher seinen festen
Platz hatte, die Truhe. Die übrigen Möbel wechselten
je nach Bedarf ihren Ort.

Die antike Zimmereinrichtung ist am schlichtesten
gewesen in dieser Zeit, die wir die Blütezeit der
griechischen Kunst nennen, am schlichtesten und


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