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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0028
Egypten zu malen, muss er die Strasse aufsuchen,
die Joseph seinen Esel geführt, muss er dort
Monatelang seine Werkstätte aufschlagen, um Land
und Leute zu studieren. Das thaten auch die Franzosen
und bei ihnen kam dann ein meisterhaftes
kulturhistorisches Bild heraus, dem man wohl glauben
kann, dass es damals unter Herodes so und so ausgesehen
haben mag. Hunt studierte tiefer als einer

— ich kenne seine Studien, welche in ihrer künstlerischen
Sorgfalt neben die Menzels zu hängen sind,

— und sein Bild wurde so fabelhaft englisch, dass
die Deutschen, als er 1876 in Berlin war, mit ihm
gar nichts anzufangen
wussten. Nicht ein
Wort wurde von der
sonst so geschwätzigen
Kritik über das
Bild geschrieben. Im
selben Jahre hing
eine Wiederholung
des Bildes in Liverpool
. Die begeisterte
Bürgerschaft brachte
durch freiwillige Spenden
100000 Mark auf,
um es der Galerie zu
schenken. Das ist aber
ein rechter Künstler,
der so echt in seinem
Volke wurzelt, dass es
erst für andere einer
Umstimmung bedarf,
ihn zu verstehen!
Verstehen denn die
Franzosen Ludwig
Richter?!

Millais ist der
gefeiertste unter den
Brüdern. Er liess bald
die Theorie beiseite
und griff fest zu, sich
malerisch fortzubil-

und so der Sekte entfremdet, Rossetti stand schmollend
beiseite, Hunt ging schweigend seinen Weg. Ein
Vierter nahm den Kampf auf, Burne-Jones. Er
ist der weichste unter ihnen, sensibler, nervöser in
seinen Bildern selbst als Rossetti! Man hat ihm
nachgesagt, er habe etwas zu viel zu Botticelli
hinübergeschielt. Ich glaube, man thut ihm unrecht
. In verwandten Zeiten lebend sind sich beide
verwandt geworden. Auch Meister Alessandro ist
nervös, Grossstadtkind. Nur die Nervösen von heute
können ihn in ihrem Missverstehen der Natur für
„naiv" nehmen; er ist ohne eine Spur eigentlicher

Naivetät und selbst
ohne die Absicht,
solche zu heucheln.
Nur sehnte er sich
nach Ruhe wie Burne-
Jones; beide suchen
eine stille Welt mit
heissem Verlangen, sie
schliessen ihre geistigen
Thüren

zu, um

Rossetti, Beata Beatrix.
London, National Gallery.

den. In Spanien that es ihm Velazquez an, vielleicht
mehr, als seinem Nachruhm gut sein wird. Aber er
blieb ein ganzer Meister, namentlich im Bildnis und
in der Landschaft. Virtuoser als die anderen, war
er eher geneigt, ein Eingeständnis zu machen, ein
vornehmer Mann, der auf gute Form hält, auf den
dann auch alle jene Ehren fielen, welche den anderen
Genossen versagt wurden: Erst das Baronat, dann
die Präsidentschaft der Akademie.

Lange schien die Sache der drei PrärafFaeliten
verloren. Millais war in die Akademie gewählt worden

in ihr leben zu können
. Es ist nicht diese
Welt, sie malen nicht
wie Liebermann, dem
es ein Vergnügen
ist, den dummen
Kerls malerisch eins
zu versetzen, sondern
mit heissem Bemühen
, die Fugen ihres
Heimes dem lauten
Draussen und seinem
Eindringen zu versperren
.

Die Präraffaeliten
sind altgeworden, nur
Rossetti starb jung.
Noch heute ragen
die Häupter von
Watts und Hunt in
unsere Zeit hinein. Sie sind jung geblieben und
wirken in junger Zeit mit fort. Sie regen heute
noch an und werden morgen nicht aufhören, anzuregen
. Von welchem Franzosen kann man Gleiches
sagen, seit die Schule von Fontainebleau dahingegangen
ist und der Impressionismus sein
Ende erreichte? Wer lebt noch drüben, jenseits
der Vogesen von den Künstlern um 18^0 als

ein Moderner, — ausser Puvis de Chavannes

wie es diesseits der Vogesen Menzel

und Böcklin
thun und über dem Meere die Präraffaeliten?

Cornelius Gurlitt.

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