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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0046
Gebäude, dem Baptisterium, aufgestellt, knüpft
unmittelbar, nur jeglichen profanen Schmuckes entkleidet
, in seiner Form an das Becken im antiken
Atrium an. Später tritt, von den Hallen des Hofes
rings umstanden, der Klosterbrunnen, die Cisterne,
als freistehender, noch ganz bescheidener Zierbrunnen
in die architektonische Dekoration ein. Den Brunnenrand
, den gern ein altes, gehöhltes Kapitell oder ein
Sarkophag bildet, flankieren zwei Säulen, oben durch
ein Gebälk verbunden, von dem herab an langer Kette
der Eimer über einer Winde in den Schacht läuft.
Manche der älteren Basiliken Roms bewahren, von
wilden Rosen oder dunklem Blattgerank überwuchert,
Beispiele dieser ersten noch ausschliesslich praktischen
Zwecken dienenden Brunnen, deren schönster im
Hof des Kreuzganges von S. Giovanni in Laterano
erhalten ist.

Die Renaissance bemächtigt sich zuerst wieder
in rein dekorativer Absicht des schmiegsamen, farbenschillernden
Elements und schafft einen Brunnentypus
, der schon mit aller Deutlichkeit die Elemente
aufweist, mit denen der Barock sein monumental
dekoratives Bedürfnis befriedigt hat. Aus der flachen
Tiefe eines polygonalen Beckens erhebt sich der
Stamm als Stütze für eine obere Schale, aus der
das wässerspeiende Glied heraustritt. Die Anlage
ist also symmetrisch-konzentrisch, und der emporgeworfene
, in Schaumperlen niederstäubende Wasserstrahl
umspielt blumenstraussartig die zentrale architektonische
Form. In Rom selbst hat leider das
Streben nach Weiträumigkeit und die zunehmende
Abstumpfung gegen alle leiseren Reize diese zierlichen
Monumente hinweggeräumt und jede ihrer
Spuren so gründlich getilgt, als hätte dort kein
einziger solcher Brunnen geschwätzig jemals in stille
Nächte geplaudert.

Hundertundfünfzig Jahre, um im hauptsächlichen
abzugrenzen, haben genügt, den Brunnenreichtum
Roms über die ganze Stadt zu verteilen. Um uns
in der zunächst verwirrenden Fülle zu orientieren,
versuchen wir eine Gruppenbildung und unterscheiden
je nach ihrem architektonischen Aufbau
vier Typen: das Schalensystem, den isolierten Felsbrunnen
, den Nischenbau und das Grottengebilde,
das sich in Anlehnung an das Gartenterrain schliesslich
zur Kaskade erweitert.

Roms erste Brunnenarchitekten wachsen in
Michelangelos Schule auf, reden in seinen Formen
wie in ihrer Muttersprache und zeigen in ihren
Kunstwerken den Ernst und die Strenge des grossen
Meisters. Giacomo della Porta eröffnet die
Reihe dieser Künstler. Mit feinem künstlerischen
Takt begabt, ist er in keiner seiner zahlreichen
Schöpfungen auf die ästhetischen Abwege geraten,
auf die Michelangelos Kunst die kleineren Talente

gelockt hat. Stets überwiegt bei della Porta der
phantasievolle Erfinder den geschickten Techniker.
Er bevorzugt entschieden das Schalensystem und
leitet die von der Frührenaissance übernommenen
Elemente in die massigen, breit ausladenden Formen
der Spätrenaissance über. Den Reichtum seiner
Phantasie, die bei allem Drang auf das Imposante
niemals die Anmut ausser Acht lässt, zeigt namentlich
die Form des Bassins. Zunächst noch polygonal,
buchtet es bald mit runden Schalen allseitig aus.
Niedrige Stufen, ebenfalls ausgeschwungen und wieder
zurücktretend, führen zu ihm hinan. Der Stütze
für die Schale giebt della Porta gern eine kräftige
Balusterform. Die Schale selbst hält er noch ziemlich
flach und schlägt ihren Rand, wie auch den des unteren
Beckens, über, damit das Wasser leicht herabfiiesse.
Der Wasserspeier nimmt verschiedene Formen an.
Bald verkümmert er zur Röhre, aus der ein dicker
Wasserstrahl hervorsprudelt, bald erweitert er sich
zur Vasenform. Niemals aber soll das herunter-
fiiessende Wasser den architektonischen Aufbau
verschleiern, es soll ihn nur bereichern. Gegen
das zartere Wasserspiel in der Frührenaissance ist
die Flut schon geschwollen und der Fall rauschender;
aber das dumpf Brausende, entfesselt Hervorquellende
wird erst das Ideal des entwickelten Barocks.

Für den Nischenbrunnen hat della Porta, genau
nach Michelangelos Entwürfen und Plänen, in der
zur Brunnenanlage umgewandelten Kapitolstreppe
das erste Muster geschaffen. Die grossen Fontänenanlagen
der Villa Aldobrandini darf man ihm jedoch
nur in der Erfindung zuschreiben, indem jüngere und
technisch raffiniertere Kräfte seinen künstlerischen
Gedanken ihr virtuoses Können herliehen. Ein Beweis
, wie hoch dieser Künstler geschätzt wurde, ist
die Tradition, die ihm den Entwurf der Fontana
delle Tartarughe (Taf. 70.) zuschreibt. Mit Einstimmigkeit
preist man in diesem Brunnen Roms
schönsten, und wenn auch die kraftvolle Gedrungenheit
des Aufbaus an Giacomo della Porta erinnert, so
weist doch das starke Hervortreten des figürlichen
Schmucks so deutlich auf Florenz, dass man geneigt
ist, diesen Brunnen ganz für einen Florentiner Meister
in Anspruch zu nehmen, vielleicht für denselben
Taddeo Landini, der die wundervollen elastischen
Jünglingsgestalten mit einem Hauch raffaelischer
Anmut beseelt hat.

Giacomos Zeitgenossen, die Brüder Domenico
und Giovanni Fontana, vertreten die mehr technisch
- virtuose Seite in der Brunnenarchitektur.
Aus der Lombardei, dem alten Lande der Wasserbautechniker
stammend, sind sie beide treffliche
Ingenieure; in Domenico ist aber ausserdem noch ein
beweglicher Künstlergeist rege, während Giovanni
sich oft mit den Errungenschaften seiner Vorgänger


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