Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0047
begnügt. Ihnen verdankt Rom die ersten Nischenbrunnen
. Es sind dies der Mosesbrunnen auf der
Piazza San Bernardo und die Fontana dell' Acqua
Paola auf dem Janiculus. Den Gedanken Moses,
wie er Wasser aus dem Felsen schlägt, als Brunnenfigur
zu verwenden, hatte schon Michelangelo erwogen
. Die Art aber, wie er hier im Mosesbrunnen
wieder aufgenommen worden ist, mag wenig
Michelangelos Idee entsprechen. In der mittleren
der drei gleich grossen, weitgespannten Bogennischen
lässt der Gesetzgeber unter dem befehlenden Winke
seiner vorgestreckten Rechten einen breiten Wasserstrom
dem Felsen, auf dem er steht, entStürzen.
Jonische Säulen trennen diese Nische von den beiden
seitlichen, in denen ebenfalls über erhöhtem, wasserspendendem
Felsen zwei etwas überladene Reliefs auf
Aaron und Gideon Bezug nehmen. Eine schwere
Attika, die ein von Voluten gestützter Giebel mit
dem Wappen Sixtus V. krönt, schliesst den Bau ab.
Das gleiche Schema, nur reicher noch, liegt der
Fontana dell' Acqua Paola zu Grunde. Hier sind
den drei grossen Hauptnischen noch zwei kleinere
seitliche angegliedert, und der obere Teil, die Attika
mit dem wappentragenden Giebel, ist, der Breite des
Unterbaues entsprechend, mehr in die Höhe geführt.
Keine Statuen oder Reliefs füllen mit kleinlichen
Formen die weitgespannten Nischen, noch breiter
rauschen die Wasserströme in die bereit stehenden
Granitschalen.

Dem Geschick Giovannis, in ungebundener Freiheit
mit grossen rauschenden, sich überstürzenden,
verschwindenden undwieder demBoden entquellenden
Wassermassen zu schalten, musste die Kaskade als
eine besondere Lockung erscheinen. Die hochgelegenen
, von der Acqua Algenzana reichlich gespeisten
Villen in Frascati erfüllten alle Vorbedingungen
, ein genial erdachtes System hydraulischer
Kunst zu erproben. In den Wasserkünsten der
Villa Mondragone mit dem halbkreisförmigen Teatro
als Abschluss des Ganzen, sowie namentlich in der
langen prächtig daherrauschenden Kaskade der Villa
Aldobrandini hat Giovanni Fontana seine technische
Meisterschaft im Disponieren am glänzendsten erwiesen
. Im Gegensatze zu seinen Schalenbrunnen
tritt der Künstler mit seinen Kaskaden schon in
den voll entwickelten Barockstil ein, jenen Stil, der
mit aufgeregten Massen ein dunkles Gefühl des Un-
fassbaren zu wecken sucht, der alles Regelmässige
auflöst und im Unbegrenzten allein Befriedigung
gewinnen will.

Domenicos Neffen Carlo Maderna war es, nach
dem Hingang der Brüder, vorbehalten, lange Jahre
im hellsten Sonnenscheine der päpstlichen Gunst die
Rolle des leitenden Architekten in der ewigen Stadt zu
spielen. Lombarde von Geburt, wie sein Onkel Domenico
, und in dessen tüchtiger Schule gebildet, übertrifft
er ihn doch an Phantasie und künstlerischer Res-
samkeit, ohne trotzdem weniger Herr aller technischen
Mittel und Kunstgriffe zu sein. Seine Schalenbrunnen
verwenden zuerst nicht nur die steigend sich entfaltende
Wasserpracht, sondern die in mächtigem
Fall aufschlagende, in immer breiteren Massen nach
unten zerstäubende Flut als dekoratives Schaustück.
Noch aber giebt er dem alle Form verschleiernden
Wasser nicht den architektonisch festgefügten Aufbau
des Brunnenkörpers preis. Seine beiden Fontänen
vor Sankt Peter gehören zu seinen hervorragendsten
Leistungen auf diesem Gebiete. Der
Aufschlag des wild emporgeworfenen Elementes aui
den schuppigen, pilzartig geformten Körper des
Wasserspeiers, sein breites Niederrauschen in die
überquellende Schale und sein Aufsprühen in dem
reich profilierten Bassin, das bereits eine unergründliche
Tiefe vorzutäuschen sucht, ist ein
ebenso kühn erfundenes wie glänzend durchgeführtes
Motiv. Ein feines Gefühl für die Proportionen hat
das Verhältnis vom Bassin zur Schale, von der Schale
zum wasserspeienden Gliede festgelegt.

Wie er in seinen Schalenbrunnen einen der
Hauptaccente auf die üppige Entfaltung der Wassermasse
legte, hat Maderna auch bei seinen Grottenbrunnen
, d. h. bei den nicht freistehenden naturalistisch
ausstaffierten Felsbauten auf den rauschenden
Effekt des niederströmenden Wassers hingearbeitet
. Er ist der eigentliche Schöpfer dieses
Typus, der in seinen derb naturalistischen Formen
das Gegenstück zu dem tektonisch gebundenen
Nischenbrunnen darstellt. Die vollendetsten Beispiele
dieses Typus finden wir in den alten päpstlichen
Gärten des Vatikans und des Quirinais. In der
Fontana dello Scoglio, dem Klippenbrunnen, stürzt
das Wasser von allen Seiten über wirr aufgeschichtete
Gesteinmassen, während das Becken sich zur
Grösse und zur Tiefe eines Seees erweitert hat.
Zu endlos niederrauschendem Regen hat sich der
Wassersturz in der Fontana della Pioggia verdichtet.
„La galera" trägt einen bewimpelten Dreimaster auf
seinem undurchsichtig tiefen Becken. Nicht allein
das Auge, auch das Ohr wird jetzt durch den
Reiz des dumpfen Schalles zum Mitgenusse herangezogen
, freilich zu einem Genuss für starke
Nerven, die nach Ueberwältigung verlangen. In
Villa d'Este braust schon das künstliche Orgelspiel
in das Tosen des Wassers, mit dem der
Teverone die Gartenanlagen und ihre Wasserwerke
speist. Das Theatralische des Kunstgeschmackes
kündigt sich an.

Niemand hat diesem Geschmack mehr Rechnung
getragen und ihn in glänzenderen Schöpfungen be-
thätigt als Lorenzo Bernini, der eigentliche Genius


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0047