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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0050
Botticelli, Allegorie der Fruchtbarkeit.
Zeichnung (verkleinert). London, Sammlung Malcolm.

Oberkörper und einige Hände sichtbar lässt; bei den
drei Engeln am äusseren Rande der Darstellung kann
man sich auch nur dann wirklich vorstellen, dass sie
mit der Madonna und den beiden knieenden Engeln
auf gleicherEbene stehen,falls sie sichgewaltsamneben
und übereinander zwängen. Ja, so wenig ist für
die beiden krönenden Engel der Aufenthalt innerhalb
des Rundes eine künstlerische Notwendigkeit, dass
man sie sich lieber am Rande des Tondo schwebend
vorstellen möchte. Das ältere Kompositionsschema
der Lünette (wie z. B. auf der Krönung Mariä des
Luca della Robbia), das den Engeln freieren Spielraum
gewährt und sie zugleich in weiterer Entfernung
von der Madonna hält, schimmert darin
wie auch noch in der eigentümlichen Befangenheit
durch, mit der sich die Engel der Madonna nähern;
als ob sie, die sich bis dahin bescheiden am Rande
der Gloriole oder des plastischen Medaillons aufgehalten
, nur zaghaft die Dienstleistung im Innenraum
selbst in nächster Nähe der Maria übernehmen.
Luca della Robbia ist auch die anmutige und doch
zugleich ernsthafte religiöse Empfindung nahe verwandt
, die Sandro seinen Engeln mitteilt, jene

nüchterne Leibhaftigkeit durchgeisti-
gend, die ihnen noch aus der Schule
seines Lehrers Fra Filippo anhaftete.
Die innere Gleichgiltigkeit jener Floren-
tinischen Chorknaben ist durchSandro's
Kunst zu träumerischer Sentimentalität
vertieft, die nicht mehr als Teilnahmslosigkeit
, sondern gerade im Gegenteil
als geheimnisvoll und persönlich begründete
Schwermut den Beschauer
anzieht und die andächtig zu gemessen
heuzutage zur sacralen Handlung
der Botticelli-Gemeinde geworden
ist.

Die geringere Anzahl derjenigen
Freunde Sandro's, die nicht so sehr sentimental
bewundern, als vor allem
verstehen und folgen wollen, trifft
man nicht oft vor dem Magnifikat; sie
finden sich vor dem Reich der Venus
zusammen.

Adolfo Venturi und der Verfasser
der vorliegenden Skizze haben unabhängig
von. einander nachgewiesen, dass
als Inspirator der „Geburt der Venus"
(Bd. II Tf. 122) und des sogenannten
„Frühlings" Angelo Poliziano anzusehen
ist, des Lorenzo de' Medici
gelehrter Freund und poetischer
Kollege, in dessen Lobgedicht auf
Giuliano, der „Giostra", die schaumgeborene
Venus mit den Grazien, der
Frühlingsgöttin, Zephyr und Flora nach dem
Vorbilde antiker Dichter zum Leben in italienischer
Sprache auferstehen. Es ist eine historisch und
äusserlich begründete, wie auch innerlich wahrscheinliche
Vermutung, dass der gleiche Anlass,
der Polizian zur Giostra anregte, Giulianos Verehrung
der „Ninfa" Simonetta, auch Sandro veranlasste
, denselben mythologischen Ideenkreis zum
ersten Male bildlich zu verkörpern. Es galt,
das Andenken der Simonetta Vespucci, einer früh
verstorbenen jungen Frau, die Lorenzo und
Giuliano ritterlich und ehrfurchtsvoll geliebt hatten,
wie Dante Beatrice und Petrarca Laura, im tröstlichen
Symbole der Frau Venus als Herrin der
wiedererwachenden Natur festzuhalten. Im Liebesgarten
, wo Minnesänger fröhliche Maifeste gefeiert,
stellt Sandro gleichsam ein antikes Weihbild auf, zu
mystisch platonisierendem Seelenkult. Eine erotische
Verfolgungsscene bringt in die melancholische Stille
stürmisch bewegtes Leben. Zephyr verfolgt Flora,
deren Munde Blumen entspriessen; zeigt schon diese
sonderbare Einzelheit eine unvermutet enge Anlehnung
an Ovid (der in seinen Fasten der einzige


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