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Dürer. Junge und alte Seeländerin.
Silberstiftzeichnung aus dem Niederländischen Skizzenbuch (020). Schloss Chantilly. (Etwas verkleinert.)
solche zum sogenannten Rosenkranzfest, dem grossen
Altarbild, das Dürer für die Kirche der Deutschen
in Venedig malte, und zu der ebenfalls in Venedig
entstandenen „Madonna mit dem Zeisig" (in der
Berliner Galerie). Am vollständigsten sind die
Studien für das grosse Altarwerk erhalten, das Dürer
1508 auf 1509 für den reichen Frankfurter Tuchhändler
Jakob Heller verfertigte, und dessen Mittelstück
die Himmelfahrt der Maria bildete.
Diesem Hauptwerk, das der Meister mit so viel
Liebe vollendete, war keine lange Dauer beschieden;
denn schon 1615 wurde es durch einen Brand vernichtet
. Mit Hilfe alter Kopien und durch die vorhandenen
Zeichnungen Dürers sind wir imstande,
nicht nur die Komposition im ganzen, sondern auch
den Typus und Charakter ihrer einzelnen Figuren
beinahe in allen Einzelheiten — freilich nicht das
Kolorit — zu rekonstruieren. Wir besitzen die
Studien zu den Aposteln (Taf. 100), die das leer gewordene
Grab der Maria umstehen, zu den Gestalten
Christi und Gott Vaters, die in den Wolken thronen,
und die Studie zur Figur Dürers, der sich selbst, im
Hintergrund auf eine Inschrifttafel gestützt, dargestellt
hatte. Alle Zeichnungen sind auf grundierten Folioblättern
mit Tusche und weiss gehöht gefertigt, die
Köpfe noch einmal auf besonderen Blättern, wenig
unter Lebensgrösse.
Als Porträtzeichner hat Dürer nie eine fruchtbarere
Thätigkeit entwickelt, denn auf der Reise durch
die Niederlande, 1520/21. Mehr noch als in den
uns bewahrten, frei und grosszügig in Kreide oder
Kohle entworfenen Bildnissen, die aus den Reisejahren
datiert sind, verfolgen wir die Porträtierthätigkeit
seiner treffsicheren Hand in den Notizen des Reisetagebuches
. Vieles ist verloren oder verschollen.
Ein günstiges Schicksal hat uns einen immerhin
unschätzbaren Reichtum von Handzeichnungen
Dürers durch die Jahrhunderte gerettet. Dürers
Ruhm, schon bei seinen Lebzeiten über die ganze
damalige zivilisierte Welt verbreitet, hat alle Wandlungen
der künstlerischen Anschauung und der Mode
überdauert. Ein Schutzmittel seiner Werke gegen
Zerstörung durch Unverstand war das weltbekannte
Monogramm, mit dem er seine Arbeiten bezeichnet hat.
Friedrich Lippmann.
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