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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0072
Rubens, Bildnisse des Erzherzogs Albert und der Infantin Isabella.
Brüssel, Muses Royal. Auf Leinwand, h. i.3o, br. i.o5.

Vlämisch ist sie in erster Linie in Hinsicht der
Lichteffekte. In dem bläulichen Duft eines vlämischen
Tages verliert die Linie die Schärfe, die ihr der
italienische Pinsel verleiht.

Selten hat Rubens eine Szene durch das Kolorit
dramatisch gestaltet. Die Kreuzabnahme (vgl. Bd. II,
Tf. 75. 76) bildet in dieser Beziehung fast eine Ausnahme
. Hier hebt sich die Komposition in voller
Klarheit von einem düsteren Hintergrund ab; die
geheimnisvolle Beleuchtung steigert den Eindruck
dieses gewaltigen Werkes und hat gewiss zu seiner
Berühmtheit ein gut Teil beigetragen. Aber zu
solchen Mitteln greift der Meister im allgemeinen
nicht. Mit echt vlämischem Freimut ist er der Maler
des vollen und klaren Lichtes. Selten haben seine
Gemälde geheimnisvolle Stellen, die unser Auge
nicht durchdringt. Bei dem Martyrium des hl. Livinus
im Museum von Brüssel spielt sich die scheussliche
Szene, wo die Zunge dem Märtyrer ausgerissen
und den Hunden vorgeworfen wird, im hellsten
Sonnenschein ab.

Vlämisch wie im Lichteffekt ist Rubens auch in
seinen Typen. Wohl führt er zuweilen in seine
Kompositionen Orientalen, Nubier, Araber ein.
Sein Wissensdrang gefällt sich in diesen ethnographischen
Versuchen, von denen die Studie von
Negerköpfen in Brüssel ein vollendet schönes Beispiel
ist. Aber das geschieht bei ihm nur nebenbei.

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Rubens — Winckelmann nimmt daran Anstoss,
die moderne Kunstkritik erkennt darin ein Hauptmoment
seiner Grösse — Rubens hat nicht, wie
vor ihm ein Coxie, ein de Vos, ein Vaenius, in seiner
Mappe oder in seiner Erinnerung nach italienischen
Reminiszenzen, Formen und Typen gesucht. Er
bevölkert seine Bilder mit Männern, Frauen und
Kindern seiner Heimat und seiner Rasse.

Es hat lange gedauert, bis man erkannt hat,
dass diese enge Berührung des Meisters mit der
ihn umgebenden Welt und Natur ein Ruhmestitel
sei; ja dem, der den Dingen auf den Grund geht,
wird es sein eigentliches Lebens- und Kunstelement
bedeuten und die Ursache davon, dass sein
Erscheinen so befruchtend auf die Kunst wirkte.

Welchen Gebrauch oder welchen Missbrauch
auch die folgenden Künstler von seinen Prinzipien
gemacht haben mögen, Rubens selbst bleibt nichtsdestoweniger
eine der herrlichsten und ursprünglichsten
Erscheinungen, die die Annalen der Kunst
zu verzeichnen haben.

Vielfältige Einflüsse wirken bei seiner Entwicklung
zusammen, keiner unterdrückt seine Individualität
. Etwas Neues und Einheitliches entsteht
aus der Vereinigung mannigfacher Elemente in
seinen Werken — ein wohltönendes Metall entspringt
dem Schmelzofen und seine Tonwellen rauschen fort
durch Zeit und Raum. Henri Hymans.


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