Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0073
Benvenuto Cellini, Die Nymphe von Fontainebleau.
Bronzerelief. Paris, Louvre.

Diana von Poitiers und die französische Renaissanceplastik.

DAS Schloss Anet, das König Heinrich II. seiner
schönen und klugen Freundin Diana von
Poitiers in den Jahren 1547—1552 hatte aufführen
lassen, durch die Launen des Geschicks ein volles Jahrzehnt
hindurch der zweite Mittelpunkt des künstlerischen
Frankreichs, nach dem jähen Tode des Königs
die Residenz der vom Hofe verbannten und entthronten
ungekrönten Königin, schon von den Zeitgenossen
gepriesen als eines der Wunderwerke der
neuen französischen Baukunst, liegt seit der grossen
Revolution in Trümmern. Die aufgespeicherten
Schätze wurden in alle Winde zerstreut, aber zwei
der schönsten Skulpturen, zum Glück die beiden
plastischen Meisterwerke des Schlosses, sind nach
langen Irrfahrten im Louvre gelandet: zwei Darstellungen
, die im Motiv fast identisch sind, die
Nymphe von Fontainebleau von Benvenuto Cellini
und die Diana von Jean Goujon.

Die Schöpfung des Italieners ist ein Hochrelief,
in Bronze ausgeführt, als Füllung des Halbrunds
über einem Portal gedacht, und zeigt die überschlanke
, jugendliche Gestalt der Quellnymphe lang
ausgestreckt, mit dem linken Arm auf die Urne gestützt
, aus der in stilisierten Wellen das Wasser
herausstürzt und nach links abfliessend den Vordergrund
füllt. Der rechte Arm ist lässig um den Hals
eines Hirsches gelegt und schmückt diesen mit

einem Kranz von Früchten und Trauben. Der
mächtige Kopf des Achtzehnenders, dessen Körper
hinter dem aufgebauschten Gewand seiner Schützerin
ganz verschwindet, ragt wie eine Jagdtrophäe aus
dem Halbrund heraus.

Die Anordnung war die eigenste Idee des Königs
Franz I. für den Schmuck seines Schlosses in
Fontainebleau, und Benvenuto Cellini hat in seiner
wundervollen Autobiographie, die — und ihre Verdeutschung
durch Goethe dazu — mehr zu seinem
Ruhm beigetragen hat als dies seine Werke vermochten
, ausführlich selbst erzählt, wie der Plan
entstand und wie er ihn ausführte. Das Relief sollte
über einem reichen Portal angebracht werden: das
Modell des Künstlers zeigte zwei Satyrn als Karyatiden
zur Seite, und in den Zwickeln über dem Halbrund
zwei Siegesgöttinnen.

Zur Lebensgeschichte unseres Reliefs muss nun
noch berichtet werden, dass es niemals an die Stelle
kam, für die es König Franz bestimmt hatte, — der
ganze Aufbau des Portals kam nie zur Ausführung.
Nur das Tympanon selbst ward in Bronze gegossen,
aber die Aufstellung ward ihm verweigert, es blieb
in den Magazinen von Fontainebleau vergraben, bis
es Heinrich IL, der glückliche Erbe, seiner allmächtigen
Freundin verehrte, die es nun über dem
Eingang ihres Lustschlosses anbringen liess.

61 -


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0073