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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_02/0091
seine Herkunft aus einer Villa bei Cortona scheint das Gemälde
auf italienischen Ursprung deuten zu wollen.

58. Burne-Jones, Morris: Der Stern von Betlehem. Der
Grossmeister der präraffaelitischen Schule, Burne-Jones, hat
für die kunstgewerblichen Werkstätten seines Freundes Morris
eine grosse Zahl figürlicher Kompositionen gezeichnet, die
dort in Glas oder Teppichwirkerei umgesetzt wurden. Wenn
der grosse Maler seine im Mittelalter u>nd der Frührenaissance
geschulte Kunst, ihre ernste Würde urid schlichte Grösse in
den Dienst dekorativer Aufgaben stellte, so wusste er, dass
Morris, der Reformator des englischen Kunstgewerbes, zu
den Figuren das reiche und anmutige zierende Beiwerk zu
fügen wusste, den Blumenschmuck und die Gewandmuster,
und dass diese gemeinsamen Vorlagen in der Werkstatt zu
Merton Abbey so treu und liebevoll gewirkt wurden, wie
nur irgend eines der alten Meisterwerke flandrischer Bildwirkerei.
Die Technik ist dieselbe, die wir nach den späteren Pariser
Ateliers als Gobelin zu bezeichnen pflegen; doch ist sie in der
schlichten, breiteren, stilgemässen Art geübt, die am Schluss
des Mittelalters herrschte. Die Farben sind harmonisch und
frisch, ohne antiquarische Blässe.

59. Morris: Titelseiten des Werkes „News from nowhere".
Von dem Lebenswerk des Mannes, der die heutige dekorative
Kunst in England geschaffen hat, kann man kein Bild gewinnen
, ohne seine künstlerische Arbeit für die Buchverzierung
in Betracht zu ziehen. Wir bilden darum die
Eingangsseiten eines Werkes nach, deren Zierrat er für seine
eigene Druckerei, die Keimscott Press zu Hammersmith bei
London, gezeichnet hat. Von seiner eigenen Hand sind die
grosszügigen Randleisten und Initialen mit ihrem frischen
Pflanzenschmuck; das Titelbild, das den Eingang zu Morris'
Landsitz Keimscott Manor darstellt, hat C. M. Gere gezeichnet.
Die reiche und kräftige Ornamentik der beiden Titelseiten leitet,
wie die Ouvertüre eines Musikstückes, den Text eines phantasievollen
Romanes ein, den William Morris selber verfasst und 1892
gedruckt hat. Wie nahe die Grundsätze seiner Buchverzierungen
der alten gotischen Art verwandt sind, zeigt unser Blatt auf
den ersten Blick. Weitere Beispiele der vielseitigen Erfindungskraft
des Künstlers, der die Thatkraft und das Glück hatte,
sein eigener Drucker und Verleger zu sein, geben andere Werke
der Keimscott Press, die sich, wie das vorliegende, in der
Bibliothek des Kunstgewerbe-Museums zu Berlin befinden.

60. Bernini: Fontana dei quattro Fiumi. Der Circo Agonale,
noch immer in Rom unter seinem alten Namen Piazza Navona
bekannt und auf dem Terrain der antiken Domitianischen Rennbahn
gelegen, verrät seine ehemalige Bestimmung durch seine
langgestreckte schmale Form, die im Norden halbbogenförmig
abschliesst. Wo einst terrassenartig die Sitze des ergötzten
Pöbels anstiegen, steht ernst und gross in einer Front mit den
Palästen alter Fürstengeschlechter die Kirche der hl. Agnes.
Den Platz aber zieren drei Brunnen, ein grosser in der Mitte,
der einen Obelisken trägt, und je ein kleinerer seitlich mit
Poseidon und allerhand maritimem Fabelgelichter. Unsere
Abbildung zeigt den unteren Teil des grossen Mittelbrunnens,
der Fontana dei quattro Fiumi (Brunnen der vier Flüsse), die
Bernini mit Hilfe seiner Schüler unier Innocens X. (1644—1655)
erbaute als Basis für einen alten, aus dem Circus des Maxentius
stammenden Obelisken. Ein hoher Tufffels, als hätte ihn die
unaufhörlich hervorstürzende Macht der Wasser im Innern ausgespült
, erhebt sich mit spärlichen Pflanzenwuchsbeständen aus
einem weiten runden Wasserbecken. Ein Flügelpferd und ein
Löwe springen aus der feuchten Höhle des Felsens hervor.
Auf den vier seitlich heraustretenden Gesteinmassen lagern die
kolossalen Marmorfiguren der vier Hauptströme der Erde, Repräsentanten
der Weltteile, die sie durchfluten: der Nil, der
Ganges, die Donau und der Rio de la Plata. Den rauschend
dekorativen Effekt der Komposition steigern noch die Massen
breit herabstürzenden Wassers, und über dieser kaum sich beherrschenden
Unruhe erhebt sich mit ruhigen Linien und reinen
Flächen der Obelisk, dessen Spitze des Papstes Sinnbild, die
Taube mit dem Oelzweig im Schnabel, krönt.

61—64. Michelangelo: Die Decke der Sixtinischen Kapelle.
In den Frühling des Jahres i5o8 fällt der erste Vertrag des
Papstes mit Michelangelo, die Decke der Sixtinischen Kapelle
auszumalen, am 3i. Oktober 1512 findet die feierliche Enthüllung
statt. Dazwischen liegt keine gleichmässige Arbeit,
sondern es wandelt sich der ursprünglich einfachere Plan, der
nur die Apostelgestalten als figürlichen Schmuck beabsichtigte,
zu dem viel reicher ausgeführten, es wechseln Zeiten überanstrengender
Arbeit mit Entmutigung. Von dem kleineren
Massstab der Noahbilder, mit denen er begonnen, geht Michelangelo
über zu dem grösseren und wirksameren der Schöpfung,
von einem ruhigeren, relativ gebundenem Stil auf der Seite des
Zacharias zu einem bewegteren mehr malerischen auf der des
Jonas. — In den Zwickeln zwischen den Stichkappen der
Wölbung bauen sich als Hauptdekorationsmotiv die Throne der
Propheten und Sybillen auf. Der Sitz ist eingeschlossen von
•einer Nische, deren Seiten, durch mehrere Sockel und kleine
marmorne Zwillingspaare gebildet, über dem Gesims Würfel

tragen, auf die sich nackte Jünglinge gesetzt haben. Die Absicht
dieser gewöhnlich als Sklaven bezeichneten Aktfiguren besteht
darin, den oberen Teil der Hinterwand des Thrones, der schon
durch ein Bronzeschild mit Reliefdarstellungen aus den Büchern
der Könige geschmückt war, noch festlicher zu putzen. Sie
ziehen Bänder durch die Schildränder und werden an ihnen
die Eichenguirlanden befestigen, die schon zum Teil von den
äussersten Jünglingspaaren herbeigeschafft sind, als Huldigung
für den Stifter der Malerei Julius IL, der als Rovere die Eiche
im Wappen führte. Ebenso haben unter den Thronen noch
jüngere Menschenkinder Schilder mit den Namen der Propheten
und Sybillen angehängt. (Auf der Abbildung sind nur noch
die Tafeln und nicht mehr die Figuren sichtbar.) Die Zwischenräume
zwischen den Thronen sind durch eine Rückwand mit
den Bronzereliefs nackter Gestalten geschlossen, die in starken
Kontrastbewegungen in grosser Abwechslung die Fläche füllen.
Ueber die leichtgeschwungene Deckenwölbung hinüber werden
die Throne beider Seiten durch breite gemalte Gurte miteinander
verbunden und so das Ganze zu einem scheinbar
architektonischen Gebilde zusammengefasst. Die Räume
zwischen jenen Gurten, abwechselnd grössere und kleinere
oblonge Felder, sind bildmässig mit neun Darstellungen aus
den ersten biblischen Vorgängen ausgefüllt. Sie gruppieren
sich zu je dreien, zuerst: Gott trennt Licht und Finsternis,
Gott scheidet die Veste von den Wassern und zwischen beiden
als grösseres Bild die Doppelhandlung: Gott schafft die Gestirne
(Sonne und Mond) und schafft die Erde, die sich mit Pflanzen
bedeckt. Dann das Erscheinen des Menschen: Die Belebung
Adams, die Erschaffung Evas und der Sündenfall, mit der Vertreibung
aus dem Paradies. Den dritten Teil endlich bildet
die Geschichte Noahs mit der Sintflut in der Mitte und zur
Seite dem Opfer Noahs, das zum Bunde mit Gott führte, und
die Entblössung Noahs, welche die Verteilung des Menschengeschlechtes
bestimmte. Diese Reihe bildet die Ergänzung zu
den beiden Bilderfolgen an den Wänden der Kapelle, die schon
unter Sixtus IV. 1484 vollendet wurden. Sie vertritt die erste
der drei grossen Perioden der Menschheit mit dem ältesten
Bunde zwischen Gott und den Menschen, während unten die
Geschichte Mosis mit der Gesetzgebung den zweiten Weltabschnitt
bestimmt und gegenüber die Geschichte Christi als
drittes den Abschluss bringt. Dass aber jene einschneidenden
und die Welt bestimmenden Zeiten zwischen sich eine umfassende
menschliche Entwickelung einschliessen mit einer
langen Reihe vorwärtsstrebender Geschlechter und die Weltentwickelung
lenkender Befreiungsthaten, das wird in dem
Uebergangsraum zwischen Decke und Wand, in den Stichkappen
und den Lunetten der Fenster versinnlicht. In den Ecken die
Aufrichtung der ehernen Schlange, Davids Sieg über Goliath,
des Holofernes Tod durch Judith und Hamanns Vernichtung
durch Esther. In den übrigen Stichkappen und in den auf der
Abbildung nicht sichtbaren Bogenfeldern über den Fenstern:
Gruppen von Männern, Frauen und Kindern, welche durch
Namen auf den Tafeln über den Fenstern als die Vorfahren
Christi nach dem Mattheus-Evangelium bezeichnet werden und
in komplizierten Stellungen, aber fast durchgängig ohne lebhaftere
Handlung zu warten und zu hoffen scheinen. Ueber
ihnen aber auf den Thronen sitzen die Erleuchteten unter den
Menschen, abwechselnd Propheten und Sybillen, die den Gang
der Menschheit vorherahnen und ihre geistige Thätigkeit im
Bild durch Lesen, Schreiben, grübelndes Denken und plötzliche
Intuition zu erkennen geben. Sie beherrschen nicht nur in der
Komposition, sondern auch inhaltlich das Ganze, indem sie das
Vergangene wissen und das Zukünftige vorausschauen.

65. Sarto: Selbstbildnis. Andreas Selbstbildnisse, von denen
mehrere erhalten sind, bestätigen, was Vasaris ausführliche
wenn auch oft übertreibende Biographie von ihm und seiner
Kunst zu erzählen weiss. Sie zeigen uns den Typus eines
echten Künstlers, der bei leidenschaftlich auflohendem Temperament
ohne eine gewisse seelische Dumpfheit noch Grösseres hätte
erreichen müssen als den Ruhm, der erste Kolorist unter den
Florentiner Malern der Hochrenaissance zu sein. Was wir vor
uns sehen, ist ein Raffael-Typus ins sinnlich Leidenschaftliche
vergröbert. Ueberall ein Mangel an Durchgeistigung der gesunden
, aber nicht edlen Form. Mit breiten Stirn- und Backenknochen
tritt das bartlose, etwas bleiche Gesicht aus der
dunklen Umrahmung der zu den Schultern herabfallenden Haare;
den breiten Mund mit den sinnlich vollen Lippen überragt eine
kräftige, ebenfalls breite Nase. Unter der niedrigen Stirn aber
glühen ein paar Augen in einem irrenden Feuer, aus dem ein
heisses Temperament leuchtet, das, mit aller Stärke sich den
Eindrücken des Augenblicks hingebend, wohl den Grund zur
Tragik dieses Künstlerlebens bieten konnte. Dem Alter nach
scheint das Bild aus der leidenschaftlichen Zeit zu stammen, da
diese Augen der schönen Witwe des Mützenmachers nachgingen,
die der Künstler 1514 gefreit hat. Koloristisch ist es das feinste
der erhaltenen Selbstbildnisse und in dem gleichen kühlen
Silbertone gemalt, der für Sartos Werke so charakteristisch ist.

66. Ruisdael: Der Rhein bei Wijk-bij-Duurstede. Die
dem Rijksmuseum eingegliederte Sammlung v. d. Hoop besizt

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