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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_04/0060
Albert Besnard. Studienkopf.

Er steht somit in völligem Gegensatze zu Puvis de
Chavannes, der trotz seines hochentwickelten Farbensinnes
die Farbe immer unterzuordnen wusste, der,
allen Tagesmoden abhold, in olympischer Ruhe
schlichte und grosse Werke schuf. Die Ahnen
dieses sind Poussin und die grossen Italiener des
Quattrocento; jener ist ein Sprössling der echt
französischen Malerschule, die ihren Stammbaum
auf Delacroix und über diesen auf Rubens und
Veronese zurückführt.

Wenn wir Besnards farbige Bestrebungen kennen
lernen wollen, müssen wir von seinen Staffelbildern
und seinen Aquarellen und Pastellen ausgehen. In
den letzteren, von denen uns die Pastellisten-Ausstellung
jedes Frühjahr eine Anzahl vorführt, giebt
er sich am freiesten. Es sind reizvolle Farbeneffekte,
bei denen der Gegenstand gar keine Rolle spielt.
Dass er ein Mädchen in brennendrotem Gewand mit
einem Fruchtkranz im Haar dann nachträglich „Der
Herbst" nennt, ist ein blosses Zugeständnis an das
Publikum, das sich mit den Whistlerschen „Arrangements
" nie zufrieden geben wird. Aber auch in
seinen Oelbildern liegt aller Nachdruck auf der
Farbe und der Beleuchtung. Greifen wir einige der
charakteristischsten heraus. Auf der Münchener
Ausstellung von 1890 erschien ein sich wärmendes
Mädchen, eine unbekleidete Schöne, die im Bette
kauernd, sich an einem Tässchen Kaffee labt. Man
kann sich denken, zu wieviel Scherzen das Bild den

Anlass bot. Aber was verschlug das dem Künstler ?
Die Tasse war nur dazu da, die merkwürdige Haltung
des Mädchens zu begründen. Besnard brauchte
eine volle Rückenfläche und Arm und Beine in einer
möglichst zusammengedrängten Stellung, um das
Spiel der vom Fenster und Vorhang gebrochenen
Morgensonnenstrahlen auf blühendem Fleisch zu
zeigen. Im gleichen Jahre brachte der Pariser Salon
die berühmte Frauenerscheinung, eine halbnackte
weibliche Gestalt, die, von Gaslicht beleuchtet, auf
einer Terrasse zwischen Azaleen und Rhododendron
auftaucht. Das Publikum schwankte zwischen Erstaunen
und Zorn, aber auch Bewunderer des Malers
fanden die Wirkung zu gekünstelt. Einfacher und
stimmungsvoller war der Herbst in demselben
Salon, eine junge Frau, die bei sinkender Nacht am
Ufer eines Sees sitzt, von dessen Wasser das bleiche
Mondlicht auf ihr grünseidenes Kleid zurückgeworfen
wird. Auch bei seinen zahlreichen und glänzenden
Frauenbildnissen war nicht, wie Roger Marx meint,
das Bestreben, die Weltdamen in ihrem eigentlichen
Milieu zu malen, sondern die Freude an kühnen
und raffinierten Farbenzusammenstellungen —
„Farbenragouts" — für ihn das Bestimmende. Oftmals
ist der Hintergrund völlig phantastisch. Seine
Fräulein B. stehen in mattgrünen Gazekleidern
hinter einem Busch von Rhododendron in einer Art
blauer Grotte. Auf dem Theaterporträt des
Salons von 1897 (Frau Rejane) hebt sich das
rauschende, vom Rampenlicht bestrahlte rosaseidene
Kleid von einem matten Hintergrund ab, der wie
ein Teppich von grünen und roten Blumen wirkt.
Die Charakteristik kommt übrigens bei diesen „Arrangements
in Blau, Grün und Rot" ebenso wenig
zu kurz wie bei Whistler. Auch wer eine einfachere,
natürlichere Auffassung des Porträts vorzieht, kann
an diesen Bildern seine Freude haben.

Für Genrebilder und Landschaften mussten
diesem Künstler ganz besonders der Süden und der
Orient zusagen. In Spanien hat er in den 80er
Jahren zusammen mit Cheret, dem farbenfreudigsten
der Plakatkünstler, eine längere Zeit zugebracht, in
Algier war er u. a. im Jahre 1895. Seine sevilla-
nischen Tänzerinnen glänzen wie ein Juwel. Der
Standpunkt des Künstlers ist seitlich der Bühne. Im
Vordergrund sehen wir die Ghanas in ihrem Flitterstaate
, zwei von ihnen einen Tanz aufführend, die anderen
sitzend und mit ihren bunten Fächern spielend;
hinter ihnen erscheint der von Gaslampen matt erleuchtete
Zuschauerraum. Das Bild erinnert stark an Degas,
erreicht aber diesen trotz des Aufgebots viel reicherer
Mittel nicht ganz. Aus Algier hat Besnard, wie seiner
Zeit schon Delacroix, viel Pferdebilder mitgebracht.
Sein Hafen bei Sonnenuntergang im Luxembourg
steht sichtlich unter dem Einflüsse Turners.


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