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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_04/0083
Polyklet.

UM die Mitte und in der zweiten Hälfte des
fünften Jahrhunderts, in der Zeit, in der die
griechische Kunst aus dem Archaismus zu voller
Freiheit sich entfaltet hatte und unter der Gunst der
äusseren Verhältnisse, die alle Kräfte zu "lücklichster
Entwicklung brachte, den gewaltigsten Aufschwung
nahm, war Polyklet als
Haupt der sikyonischen
Schule unter den Bildhauern
einer der führenden
Meister. An
Ruhm stand er dem
Myron und Phidias nicht
nach, mit denen ihn eine
nicht ganz zuverlässige
Nachricht in gemeinsamen
Schulzusammenhang
bringt — alle drei
sollten bei dem argivi-
schen Künstler Ageladas
gelernt haben —, und
der nachhaltige Einfluss,
den er auf die Fortbildung
der griechischen
Kunst ausgeübt hat, ist
nicht geringer, eher stärker
gewesen, als der jener
beiden grossen athenischen
Künstler. In
seiner Kunst, in den
wesentlichen Grundzügen
seinerkünstlerischen
Auffassung war er von
den beiden so verschieden
wie möglich. Ein
dichterischer Drang, wie
er des Phidias tief empfundene
Schöpfungen

erfüllte, ging ihm, wie es scheint, ab. In seinen
späteren Jahren ist er einmal an eine Aufgabe herangetreten
, die ihn auf das Gebiet führte, auf dem
Phidias das Höchste geleistet hatte, als ihm nach dem
Brande des Heraheiligtums von Argos im Jahre 423
die Herstellung eines neuen Kultbildes der Hera in
Gold und Elfenbein übertragen wurde. Von der
Schönheit des Werkes, von dem uns nur kleine
Münzbilder (Abb. S. 72) eine unzureichende An-

Copie nach dem Kopfe des Doryphoros des Polyklet
von Apollonios aus Athen.
Bronze. Neapel, Museo nazionale, — H. o.5o.

schauung geben, von seiner Pracht und von der
Feinheit der Ausführung ist in den antiken Beschreibungen
viel die Rede, aber nach einem allen Glauben
verdienenden Urteil des Altertums fehlte es den
Götterbildern des Polyklet an dem, was die Phi-
dias'schen Götter dem Menschlichen entrückte und

den Beschauer zu bewundernder
Anbetung
zwang, an göttlicher Erhabenheit
und Grösse.

Es war das Ideal
reifer Frauenschönheit,
das Polyklet in dem
Bilde der Hera verkörpert
hatte; ihm stellte
er, den Eindruck steigernd
, das Bild der Jugend
zur Seite: neben
oder vor der thronenden
Göttin stand Hebe, diese
Figur ein Werk des
Künstlers Naukydes, der
dem Polyklet eng verbunden
war. Wir sehen
die Gruppe auf dem
kleinen Münzbilde S.72;
andere, auch schon ältere
Zusammenstellungen
ähnlicher Art, unter
denen wir die anziehendste
auf dem attischen
Grabmal der Hegeso finden
, können uns eine
lebendigere Vorstellung
von der Komposition
des Werkes vermitteln.

Das eigentliche Thema
der Kunst des Polyklet
war die Darstellung des menschlichen Körpers.
Er berührt sich darin mit Myron, dem Bildner des
Lebens, aber die Wege, die beide zur Erreichung
ihres Zieles einschlugen, führen in entgegengesetzte
Richtung. Sehr treffend ist Myron mit. Donatello
verglichen worden. Seine Werke sind aus der
schärfsten und liebevollsten Beobachtung der Natur
herausgewachsen; immer war es das in Handlung
und Bewegung sich äussernde Leben, auf das er


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