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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_06/0019
Francisco Goya, Die bekleidete Maja.
Madrid, Prado. Auf Leinwand, h. 0.95, br. 1.90.

Goya als Maler.

(1746—1828.)

DER Genius Spaniens hatte im 17. Jahrhundert
der Welt eine ganze Reihe der glänzendsten
Künstler gegeben, er schien sich erschöpft zu haben;
als Goya auftrat, war die spanische Malerei tot, wohl
gab es in Spanien noch Leute, die malen konnten, aber
es gab keine spanischen Künstler mehr. Ohne Zusammenhang
mit früheren erscheint Goya plötzlich,
um ohne Abhängigkeit von gleichzeitigen seine einsame
Bahn zu beschreiben, ein Meteor, das mit den
übrigen Erscheinungen am Sternenhimmel nichts
gemein hat. Seine Zeitgenossen in Spanien, sei es
nun der Sachse Mengs oder die eingebornen Maella,
Bayeu, Calleja, Ferro, Lopez, Rodriguez, Rivero u. a.
hätten statt in Madrid, ebenso gut in Paris, Rom
oder Wien arbeiten können, in ihren Werken ist
kein Spezifikum irgendwelcher Art, es sind Mittel-
mässigkeiten akademischer Faktur, blutarme Eklektiker
, Goya dagegen ist Original und ganz und gar
nur Spanier. Leidenschaftlich, launisch, unwissend,
dünkelhaft, abergläubisch, roh, sprunghaft und unausgeglichen
, ganz Temperament, dem Eindruck des
Moments ohne Widerstand preisgegeben, so ist er
und so schafft er; in seinem Oeuvre stehen neben
Meisterwerken genialster Interpretation der Farbe
wahre Croüten abschreckender Banalität, neben sorg-

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fältig abgewogenen Kompositionen ganz vernachlässigte
und völlig verfehlte, neben Fresken von
überraschender Neuheit in der Auffassung solche,
die das Cliche verraten. Goya hat in Oel und al
fresco gemalt, er hat radiert und geätzt, ja er hat
schliesslich auch noch lithographiert, in jeder Technik
hat er mit dem Problem, Farbe, Licht, Luft und
Bewegung zu fixieren, gerungen. Ob es sich um
Heiligenbilder oder Historien, Genre oder Porträts
handelt, ob er Satieren zeichnet oder in Erinnerungen
an das Stiergefecht schwelgt, immer ist es ihm nur
um die Natur zu tun, mit deren Wiedergabe er
kämpft, immer malt er, was er sieht, er arrangiert
nicht und nur auf die Wahrheit nimmt er Rücksicht
. Er erfasst den Moment stets malerisch, nicht
anekdotisch, er schafft sich für seinen Stil seine
eigene Technik. Die Energie der Auffassung und
die Schärfe der Beobachtung, die stets nur auf das
Ganze gehen, lassen ihn alles Interesse auf der
Hauptsache sammeln, während das Detail absichtlich
und keck vernachlässigt erscheint. Sein Vortrag
ist leidenschaftlich, die Pinselführung von unerhörter
Bravour. Die souveräne Beherrschung der
technischen Mittel, die sich zu ihrem Zweck stets
nur des Einfachsten bedient, scheint den Ausdruck


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