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Betonen des Zurückfliehens so äusserst wenig erleichtern
. Nichts, was von Haus aus ein sogenanntes
gutes Motiv wäre, keine Sehenswürdigkeit an Linie,
Aufbau, Romantik. Aber Rembrandt hat aus diesem
Nichts Motive gemacht. Verglichen mit den Prachtszenen
der Landschaft eines Claude Lorrain und
Poussin ist das alles arm und ausdruckslos. Was
ist aber herausgeholt und entdeckt! Man kann sagen,
es hat mehr als ein Malerauge dazu gehört, diese
Reize zu empfinden; es bedurfte eines grossen
Herzens und einer ganz neuen Weltanschauung, um
der nordischen Natur zu ihrem Recht zu verhelfen,
um sie zu verstehen und auszulegen. Neben diese
gezeichneten, getuschten, radierten Landschaften
treten, verschiedenen Charakters, die gemalten
Stücke. Es sind, um es mit einem Wort zu sagen,
Phantasielandschaften. Nicht als hätte Rembrandt
gewitterhaftem Dunkel, und dieses Licht und diese
Nacht in Farben voll geheimnisvoller Modulationen
gebettet, aus denen, den Schleier durchbrechend, ein
Ton und eine Phrasierung deutlich uns entgegenschlägt
, dann aber, die Hüllen immer dichter zuziehend
, sich ins Ahnungslose und Unbetretene
zurückzieht. Unter den Radierungen, die zu dieser
Gattung gehören, sind „die drei Bäume" vom Eindrucksvollsten
. Jeder fühlt,dasseineganzeNatursymbolik
aus der Sprache dieser Landschaft redet. Von
den gemalten Werken ist die grosse Kasseler Landschaft
in Harmonien getaucht, die eine Ahnung überirdischer
Dinge geben. Angesichts eines solchen
Wunderwerkes farbig-musikalischer Phantasie überkommt
den Beschauer das Glücksgefühl, dass der
Verstand stillsteht, dass dafür eine Woge von Empfindungen
uns fasst, stark und bereit, uns in Re-
mit so geformten Stoffen das bieten wollen, womit gionen glückseliger Träume, zu dem Glück zu tragen,
Jan Both und seine Gesinnungsverwandten, oder das da ist, wo „Du nicht bist".
womit Everdingen und Ruisdael dem Bedürfnis nach
ausländischen Landschaftsbildern, sei es italienischen,
sei es hochnordischen, entgegenkamen. Diesen
Bildern gleichen seine Phantasielandschaften nicht.
Es mögen Windmühlen darauf sein, die an den
Norden, oder Ruinen auf Berghöhen und Bergterrassen
, die an den Süden erinnern, es sind keine
bestimmten geographischen Breiten, die man hier
Man kann für einen „Rembrandtschwärmer"
gehalten werden, und alle Worte können an solchen
abgleiten, die noch nicht glauben und noch nicht
wissen. Es mag deshalb gut sein, Rembrandt an
Verwandten seines Wuchses zu messen. Manchmal,
wenn man durch den Wald geht, durch das Dickicht,
wo aus Unterholz und Gesträuch und Farrnkraut
und Moos die Bäume enggedrängt und mit den Kronen
sucht, sondern es ist Rembrandts Welt, die nicht sich verflechtend hervorwachsen, kommt man mit
von dieser Welt ist. Wasserläufe und Wasserstürze
und Brücken und Häuser und Berge und Bäume
mit Wolken darüber, im Himmelslicht oder trübem,
Rembrandt. Die Eintracht des Landes. Rotterdam, Museum Boymans.
Auf Holz, h. 0.73, br. 1.00. Bez. 1648.
einemmal an einen Platz, wo nur wenige, aber dicke,
alte Bäume stehen. Unter ihrem Schatten gedeiht
kein Kleinzeug; auch stehen sie sich entfernter, in
einer Art respektvoller
Entfernung gegenüber.
Es ist wie ein Areopag
von Baumriesen oder
Baumältesten.
Die Zeit liegt noch
nicht so weit hinter uns,
da man zweifelte, ob
Rembrandt zu den kanonischen
Meistern gehöre
, da man ihm höchstens
seinen Platz am
Ende der Bank der grossen
bildenden Künstler
anwies, und da man froh
war, ihn auf diesen Platz
von den Tempelhütern
des guten Geschmacks,
von den Gerichtswei-
beln dieses Areopags
zugelassen zu sehen.
Aber zum Glück ändern
sich die Meinungen, ja
sie können sich ver-
■
. , ... v. y
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