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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0020
Donatello. Madonnenreliei.
Thon. Berlin, Altes Museum.

waren ihm darin schon eine Reihe von älteren Florentiner
Bildhauern vorangegangen.

Die Künstler, denen die Ausgestaltung der
Madonnenkomposition im Sinne der Renaissance zu
danken ist und von denen die Späteren bis zum
Barock gelernt haben, sind Donatello und Luca
della Robbia. Ghibertis pathetische Auffassung ist
so entfernt von der intimen Anschauung, die für
eine Umgestaltung der Gruppe von Mutter und Kind
die Grundbedingung war, dass er sich nicht einmal
darin versuchte; die Schaustellung der pompösen
Gruppe in seiner Anbetung der Könige beweist,
wie wenig seine Kunst dafür geeignet war. Aus
anderen Gründen befriedigen bei Jacopo della Quercia
die verschiedenen Madonnendarstellungen, sämtlich
Gruppen oder Hochreliefs in ganzen Figuren, weit
weniger als seine Kompositionen und Einzelgestalten.
Quercias grossartige Formenanschauung, die tiefe
Erregung und der Drang zu stürmischer Bewegung
in seinen Gestalten sind weder zu vollem
naturalistischen Verständnis noch zu einer Vertiefung
gekommen, wie sie zur Schilderung des Verhältnisses
von Mutter und Kind erforderlich waren. Auch
Donatello erfasst die Madonna nicht, wie man nach
seiner Richtung erwarten sollte, in rein naturalistischer
oder gar in genrehafter Weise: ihm bleibt

Maria stets die ernste, hehre Jungfrau,
die Gottesmutter, ausgestattet mit der
vollen Würde und Hoheit ihrer Berufung
und erfüllt von einer Vorahnung der
Bestimmung ihres Sohnes. Diesen giebt
der Künstler dagegen ganz kindlich, meist
als hilfloses bambino in enger Wickelung.
Maria ist regelmässig im Profil genommen
, ein Profil von grosser, klassischer
Zeichnung, bei dem die Stirn ohne
Einbiegung in die gerade Linie der Nase
übergeht. Ein grosses Kopftuch pflegt
das wellige Haar hinten zu decken und
fällt auf den Mantel von dickem gefütterten
Stoff, unter dem die Formen
des Körpers nur wenig zur Geltung
kommen. Erst in etwas vorgeschrittenerer
Zeit liebt es der Künstler, das
Kopftuch hochzunehmen oder das Haar
nur mit Bändern zu durchschlingen, den
Mantel zurückzuschlagen oder fortzulassen
und den Körper durch ein zierliches
, faltenreiches Kleid durchscheinen
zu lassen. Ein charakteristisches Beispiel
dafür, wichtig zugleich als einziges urkundlich
beglaubigtes und genau datierbares
Madonnenrelief Donatellos, ist
das kleine tondo, das der Künstler an
einem der Bronzereliefs des Altars im
Santo zu Padua (1446) angebracht hat.

Auch in dieser späteren Zeit bleibt die Auffassung
dieselbe. Ernst oder selbst mit einem Zug von tiefer
Traurigkeit blickt die Mutter auf das Kind, das sie
bald zärtlich oder fast ängstlich an sich drückt, bald
von sich abhält, um es genauer betrachten zu können,
oder in dessen Anbetung sie versunken ist. Zu
dieser grossartig typischen Gestalt der Maria steht
das Kind in eigentümlichem, offenbar gewolltem
Gegensatz. Jede gesteigerte Bildung, die an das
Christkind erinnern könnte, ist geflissentlich vermieden
; ja der Künstler hat das Kind sogar regelmässig
im zartesten Alter, meist noch unter einem Jahr:
in Windeln, im Hemdchen oder nackt, sich halb un-
bewusst an die Mutter anschmiegend oder nach ihr
greifend oder verlangend dargestellt. In seiner Gestalt,
in Bewegung und Ausdruck hat der Künstler das
Kind mit der ganzen Kunst und Feinheit seiner Naturbeobachtung
wiedergegeben, aber eine individuelle
Bildung hat er regelmässig vermieden. Wohl ein
Dutzend Kompositionen dieser Art sind auf uns
gekommen, deren Erfindung wir dem Meister selbst
zuschreiben dürfen und die zum Teil auch in der
Ausführung ihm angehören, und aus einer reichlich
ebenso grossen Zahl von Madonnenreliefs seiner
Schüler lassen sich die Vorbilder des Meisters, die


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