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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0021
sie mehr oder weniger treu nachbildeten, noch herauserkennen
. Zuweilen ist Maria in ganzer Figur dargestellt
, dann regelmässig begleitet von Engeln und
Cherubim; meist beschränkt sich aber der Meister
auf die Halbfigur, die später Regel wird und neben
der dann nur ausnahmsweise und ganz untergeordnet
ein Engelskopf in den oberen Ecken erscheint, regelmässig
von gleichgiltigem und selbst mürrischem
Ausdruck, der in eigentümlichem Gegensatz zu Donatellos
sonstigen Putten steht. Nur einmal, in der
merkwürdigen Bronzefigur auf dem Altar des Santo,
hat Donatello sich auch in einer Statue
der Madonna versucht.

Donatellos grosse, aber meist noch
herbe und einseitige Auffassungsweise der
Madonna, obgleich sie ausserordentlich
anregend wirkte, gestattete doch keine
weitere Entwickelung in der gleichen Richtung
, wie die Madonnen seiner unmittelbaren
Nachfolger beweisen. Dazu bedurfte
es einer einfacheren, natürlichen und
zugleich gemütvolleren Auffassung von
Mutter und von Kind und ihres Verhältnisses
zu einander, wie sie Luca della
Robbia eigentümlich war. Doch war Luca
darin nicht ohne Vorgänger. Der italienische
Kunsthandel hat in den letzten Jahrzehnten
eine nicht unbeträchtliche Zahl
von Madonnen-Reliefs und vereinzelten
Madonnenstatuetten in bemaltem Thon
oder Stuck aus den Villen und Privatkirchen
der Umgebung von Florenz zu
Tage gefördert, die nach ihrer barocken
gotischen Einrahmung und der Verwandtschaft
mit den Skulpturen der Seitenportale
des Domes in Florenz Florentiner Arbeiten
aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt
, zum Teil vielleicht schon aus den
ersten Jahren des Quattrocento sein müssen
. Alle diese Bildwerke zeigen, bei

den Schlaf oder betet das auf ihrem Schosse
liesende Kind an. Solche und ähnliche Motive
stillen Mutterglückes sind mit grosser Feinheit beobachtet
und in reicher Mannigfaltigkeit, mit grosser
Frische, aber auch mit naiver Rücksichtslosigkeit
zur Darstellung gebracht; die Wiedergabe einer der
reinsten Freuden menschlichen Glückes ist damit der
italienischen Kunst gewonnen.

Die Belebung in naturalistischer Weise und die
volle künstlerische Durchbildung, die diesen Madonnendarstellungen
der Florentiner Thonbildner

engem Zusammenhang mit den Ausläufern
der gotischen Kunst, in ihren Verhältnissen
und in der naturalistischen Durchbildung
noch mehr oder weniger grosse Schwächen und
können daher auf keinen der hervorragenderen
Meister dieser Zeit zurückgeführt werden. Aber es
ist ihnen eine so naive, herzige Auffassung von Mutter
und Kind eigentümlich, sie führen in die Kunst eine
so intime menschliche Anschauung ein, dass sie
dadurch eine über ihren künstlerischen Wert weithinausgehende
Bedeutung besitzen. Bald drückt Maria
das Kind an sich, herzt und küsst es, bald spielt sie
mit ihm, indem sie es am Halse kitzelt, ihm einen
Apfel oder eine Traube entgegen hält, oder nimmt
es an ihre Brust, um es zu nähren, wiegt es in

Meister der Pellegrinikapelle. Madonnenstatuette.
Thon. London, South Kensington Museum.

noch abgeht, erfolgt nun durch Luca della Robbia
dank der Ausbildung, die er unter dem Einflüsse
Donatellos erhalten hatte. Es sind uns eine Anzahl
kleinerer Madonnenreliefs in alten Stuckwiederholungen
erhalten, die mit grosser Wahrscheinlichkeit
als solche frühere Arbeiten Lucas unter dem
Einflüsse Donatellos gelten dürfen, während sie in
anderer Beziehung noch stark an die Arbeiten jener
Thonbildner erinnern. Maria hat meist noch jenen
herben Ausdruck, indem der Blick beinahe kummervoll
auf dem Kinde ruht, das sich zärtlich an die Mutter
anschmiegt oder sie übermütig zu kindlichem Spiel zu
reizen sucht. Zu voller Freiheit und Selbständigkeit

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