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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0023
Carpeaux. Gruppe am Pavillon der Flora zu Paris.

Francois Rüde und Jean-Baptiste Carpeaux.

ALS im Frühjahr 1900 der grösste Teil der
. Louvre-Sammlungen neu geordnet wurde, richtete
man in der Abteilung der neueren Skulpturen
hinter der Salle de Rüde einen neuen Saal ein
und benannte ihn nach dem Bildhauer Carpeaux.
Nur ein leerer Saal steht nun in diesem Flügel des
Erdgeschosses für künftige Erweiterungen zur Verfügung
; er wird vermutlich dereinst den Namen Rodins
erhalten. Rüde, Carpeaux und Rodin sind die Begründer
und Vollender nicht nur der modernen französischen
, sondern überhaupt der modernen Skulptur.

Wie in den Adern jedes Franzosen romanisches
Blut mit keltischem gemischt ist, so könnte man
die französische Kunstgeschichte, insbesondere seit
der Renaissance und noch mehr seit den Tagen
Ludwig XIV., als eine ewige Wechselwirkung zwischen
römischer Tradition und nordischer Freiheitsliebe
, zwischen klassischem Schönheitsdurst und
keltisch-germanischem Individualisierungsbedürfnis
auffassen. Um 1800 schien der Sieg endgiltig den
Klassizisten zugefallen zu sein. Aber schon kurz
darauf sprengte Gericault die engen Fesseln, die die
Akademie dem künstlerischen Schaffen angelegt hatte,
und leitete die romantische Bewegung in der Malerei

ein, die in den Meisterwerken von Delacroix ihren
Gipfelpunkt' erreichte. In der Bildhauerei ging die
Entwickelung etwas langsamer vor sich, führte aber
auch zum Triumph der neuen Richtung.

Francois Rüde, der Ofensetzerssohn aus Dijon,
der hier zum Befreier wurde, ist selbst zeitlebens
nicht frei vom Banne der Antike gewesen. Sein
erstes Werk war ein „Theseus, der einen Wurfstein
aufliest". Als ihm während seines zwölfjährigen
freiwilligen Exils in Belgien ein monumentaler Fries
für das Schloss Tervueren aufgetragen wurde, wählte
er die Jagd des Meleager und die Geschichte des
Achilles. Nach Paris zurückgekehrt, nahm er sofort
einen Merkur in Angriff. Und bei seinem Tode
hinterliess er als künstlerisches Testament, an dem
er die letzten Lebensjahre ohne Rast gearbeitet hatte,
einen Eros, der nach seinen Intentionen einen Auszug
aus der Platonischen Philosophie, den „Geist inmitten
der Materie" darstellen sollte, und eine Hebe, auf
deren Sockel er die Namen seiner Lieblingsdichter
Ovid, Virgil und Catull gegraben hatte. Waren es
unauslöschliche Eindrücke von der Akademie her,
die ihn immer wieder auf diese Bahn trieben? Ich
glaube nicht; denn er selbst fand genug herbe


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