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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0027
Die Madonnendarstellung bei den Florentiner Marmorbildnern

und Andrea della Robbia.

DONATELLO und Luca gebührt in gleichem
Masse das Verdienst, den Sinn, dem die Darstellung
der Madonna im modernen Geiste entsprang,
erkannt zu haben und das Bedürfnis nach der künstlerischen
Wiedergabe derselben in vollendetster Weise
befriedigt und weiter angeregt zu haben. Durch ein
halbes Jahrhundert wird dadurch in Florenz und
von dort aus fast in ganz Italien die Madonna, im
Relief wie im Bild, in den
Mittelpunkt der künstlerischen
Darstellung gerückt. Um der
Nachfrage danach einiger-
massen gerecht zu werden, um
selbst den wenig Bemittelten
die Anschaffung eines solchen
Kunstwerkes zu ermöglichen,
kam man darauf die in Marmor
, Bronze oder Thon ausgeführten
Originale durch
Stückgüsse oder Thonabdrücke
nachzubilden, diese
reich zu bemalen und, ähnlich
wie die Originale, in Tabernakel
einzurahmen. Solche
Stucknachbildungen sind, obgleich
sie bis vor wenigen Jahren
fast ganz unbeachtet blieben
und der Zerstörung ausserordentlich
ausgesetzt waren,
doch noch mehr als tausend
erhalten; sie müssen zu vielen
Tausenden die Altäre der
Hauskapellen, die Zimmer der
Paläste, der Villen und Häuser
der einfachen Bürger wie
die Tabernakel und Ecken der
Strassen in Florenz und im Florentinischen geschmückt
haben. Selbst im Inventar des Lorenzo dei
Medici finden wir in den Villen verschiedene solcher
Madonnenreliefs in Stuck aufgeführt, die nicht einmal
sehr viel niedriger bewertet sind als die Originale.
Diese Stuckreliefs haben für die Kunstgeschichte
eine besondere Bedeutung gehabt. Anfangs stand
man ihnen, wie der alte Katalog des Kensington
Museums beweist, fast ratlos gegenüber; allmählich
haben wir sie aber dem grössten Teil nach, namentlich
soweit sie von hervorragenden Künstlern her-

Bertoldo, Madonna mit Engeln.
Kleines Bronzerelief im Louvre.

rühren, auf ihre Meister bestimmen können, und mit
ihrer Hilfe ist es uns geglückt, nicht nur die Werke
einer Reihe von Bildhauern sehr zu bereichern,
kritisch festzustellen und sie in ihrem Zusammenhang
besser zu verstehen, sondern auch verschiedene
Künstler neu in die Kunstgeschichte einzuführen.

Donatellos unmittelbare Nachfolger, von denen
wir gerade vorwiegend Madonnenreliefs besitzen,

— wohl weil sie den Anforderungen
gerecht werden muss-
ten, die Donatello selbst nur
teilweise befriedigen konnte,

— stehen so stark unter dessen
Einwirkung, dass sie bei ihrer
massigen Begabung oft eigentümliche
und zum Teil recht
unerfreuliche Umbildungen
der Vorbilder ihres Meisters
geben. Bald ist der ernste
kummervolle Zug in der Mutter
zu schwächlicher Sentimentalität
entstellt, bald hat
Donatellos rein menschliche
Auffassung des Kindes die ganze
Gruppe bestimmt, die dann
einen noch stärker genrehaften
und selbst derb realistischen
Charakter dadurch erhält
, dass meist eine Reihe
von Engeln, den ausgelassenen
Putten Donatellos nachgebildet
, als Gespielen dem Christkind
beigegeben ist. Der Art
sind die Madonnen des Ago-
stino di Duccio (die Marmorreliefs
im Museo dell' Opera

und in der Kirche zu Anvilliers, sowie ein Stuckrelief
im Berliner Museum) und die kleinen Bronzereliefs
Bertoldos, die aus der Zahl der meist namenlosen
Nachfolger Donatellos fast allein eigenartig und bedeutend
herausragen. Ein älterer Mitarbeiter Donatellos
, Michelozzo di Bartolommeo, bleibt in seinen
Madonnenreliefs, deren uns neben den Madonnen in
den Grabdenkmälern bis jetzt etwa ein halbes Dutzend
wieder bekannt geworden sind, der früheren Art
des Künstlers treu in der ruhigen geschlossenen
Haltung, in der ernsten Auffassung, in den edlen

Vf.

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