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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0028
Desiderio, Maria mit dem Kind.

Marmorrelicf im Museum zu Turin.

Gestalten. Die ebenmässige Schönheit der Formen
und das klassische Hochrelief sind Michelozzo eigentümlich
; er blieb darin wohl nicht ohne Einwirkung
von Ghiberti, dessen Gehilfe er anfangs war, und
später von seinem jüngeren Freunde Luca della
Robbia, mit dem er gleichfalls wiederholt zusammenarbeitete
.

Neue Bahnen wies ein anderer Künstler, den
man unter den Schülern Donatellos nennt, unter
dessen Einfluss er jedenfalls gross geworden ist,
Desiderio da Settignano. Durch ihn vollzieht sich
die Verwandlung des Madonnenbildes in ein schlichtes
Bild von Mutter und Kind.

Desiderios besondere Begabung für das Individuelle
und für lebhafte Bewegung, sein eigenster
Zauber in der Darstellung der Jugend, in der ja das
Individuelle sich am frischesten und natürlichsten
und in steter Veränderung darstellt, kommen in
seinen Jungfrauen und Kindern, in seinen Madonnenreliefs
zur glücklichsten Erscheinung. Durch den

Vergleich mit dem Tondo im Grabmal
Marsuppini lassen sich etwa ein halbes
Dutzend Madonnen, sämtlich in ganz flachem
, malerischem Relief und von vollendeter
Durchführung, sowie eine kleine Thongruppe
im Kensington Museum als Werke
Desiderios nachweisen. Die Gruppe zeigt
noch die ausgelassene Heiterkeit des Kindes,
wie wir sie am Cherubimfries der Pazzi-
kapelle bewundern, verbunden mit einer
Natürlichkeit und Grazie in Haltung und
Bewegung, die nur Desiderio eigen ist. In
den Reliefs ist die Aeusserung dieser naiven
Lebensfreude nicht so laut, dem heiligen
Motiv zuliebe; aber der lebendige, heitere
Sinn, das Gefühl innigen Glückes und unzertrennlicher
Zusammengehörigkeit spricht
aus jeder dieser Gruppen, in denen Mutter
und Kind stets in neuer Weise einander
herzen und küssen.

Ganz in den Bahnen Desiderios geht sein
Altersgenosse Antonio Rossellino, von dem
uns zahlreiche Madonnenreliefs in Marmor,
wie als Thonmodelle und in Stucknachbildungen
erhalten sind. Aeusserlich unterscheiden
sie sich durch ihr höheres, wenn
auch gleichfalls ganz malerisch behandeltes
Relief; statt der nervösen nur mühsam verhaltenen
Lebendigkeit von Desiderios Mutter
und Kind haben sie bei Antonio eine gewisse
Behäbigkeit; aus ihren volleren Formen
spricht die Liebe und das Glück des Beisammenseins
eine ruhigere, aber nicht weniger
deutliche Sprache. Geschmack und
Schönheitssinn sind auch von seinen Kompositionen
unzertrennlich.

Die Madonnenkompositionen des Benedetto da
Majano, in Reliefs wie in grossen und kleinen
Gruppen gleichfalls häufig, bilden den Abschluss
dieser eigenartigen Entwicklung der Madonnendarstellung
. Die lieblichen individuellen Gestalten
von Mutter und Kind haben bei ihm etwas Bescheidenes
, Schüchternes; ein stilles Glück, eine Beschaulichkeit
und eigentümlich gemütvolle Stimmung, die
an deutsche Kunstwerke der gleichen Zeit erinnern,
liegt über der Gruppe in fast allen diesen Kompositionen
Benedettos. In seiner letzten Zeit steigert
sich diese Stimmung sogar zu einer gewissen schwärmerischen
oder sentimentalen Empfindung, mit der
eine stärkere Verallgemeinerung der Formen und des
Ausdruckes Hand in Hand geht.

Die übrigen toskanischen Marmorbilder dieser
Zeit bringen nichts Neues und wenig Eigenes in
ihren Madonnendarstellungen hinzu, selbst Mino da
Fiesole und Matteo Civitale nicht. Mino, der in der


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