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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0030
Gestalten kommen unmittelbar von
seinem Meister her; er wiederholt sie
auf seine Weise, unter seiner Hand
werden sie einförmiger und typischer.
In seinen Madonnen ist Maria, regelmässig
sitzend, von hübscher, jugendlicher
Bildung und anmutigen Zügen;
der Mantel ist nach Frauenart über
den Kopf gezogen und vorn halb offen,
um das gegürtete Kleid zu zeigen;
die Falten sind weniger gross gehalten
und gehen mehr in kleine Details;
das Kind ist fast immer nackt, fetter
als bei Luca, mit grossem Kopf und
auffallend kurzen Beinen und hat,
wenn es steht, die eine Hüfte weit
herausgestemmt. Die Komposition ist
fast immer eine genrehafte, aber
trotzdem weniger fein der Natur abgelauscht
und weit weniger mannigfach
als bei Luca. Ist die Verteilung
im Räume schon ohne die geniale
Erfindung seines Lehrers, so
geht ihm in der Einrahmung der architektonische
Sinn ganz ab und fehlt
ihm das feinere Verständnis selbst in
der Nachahmung der Motive Lucas,
dessen malerischen Sinn er ebenso
wenig geerbt hatte. Eine eigentümliche
Verschiedenheit beider Künstler
ist die Vorliebe Lucas, das Kind der
Natur entsprechend links von der Mutter
zu stellen, während Andrea es
rechts hinstellt. Dies ist den Künstlern
so zur Gewohnheit geworden, dass unter ihren
fast zahllosen Madonnenkompositionen sich nur ganz
wenige Ausnahmen davon finden; selbst bei der
Anbetung des Kindes sehen wir regelmässig die
gleiche Stellung.

Die Madonnendarstellungen Andreas zeigen
in dem Zeitraum von fast fünfzig Jahren, über den sie
sich verteilen, nur einegeringeEntwickelung, und zwar
keineswegs zu ihrem Vorteil. Seine frühesten Arbeiten

Desiderio, Maria mit dem Kind.
Thonstatuette im South Kensmgton Museuni.

sind die frischesten; die Gestalten sind hier noch
individuell und von grosser Anmut, die Gewandung
ist reich und geschmackvoll, der Ausdruck ist der
einer stillen Glückseligkeit, in der Mutter und
Kind ganz in einander aufgehen. Später wird die
Komposition bewegter, die Gewandung unruhiger,
um schliesslich in nüchterner Wiederholung derselben
halb erstarrten Formen und konventionellen
Typen auszuarten. Wilhelm Bode.

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