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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0046
Claude Lorr
Radierung (Robert Dumes

Material zur Hergabe der höchsten Kunstwerke heranbildet
.

Seine Graphik kennt keine Schwächen, denen
seine malerische Empfindung so leicht sich überantwortete
. Der radierende Dilettant, dem nichts
einfällt, ergeht sich oft im sinnlosen Zickzack, im
unkontrolierbaren Anhäufen von Linien. Claude
verfällt in nichts von alledem, man verfolgt z. B.
in den springenden Böcken (Robert Dunesnil,
Peintre-Graveur 26—27), wie er sich über alles
Rechenschaft giebt, nichts dem blinden Zufall über-
lässt, der Linie ihre Selbständigkeit bewahrt. Durch
den in der Radierung leicht zu erzielenden wirkungsvollen
Gegensatz von Schwarz und Weiss lässt
er sich nie dazu verleiten, auf eine realistische
grelle Beleuchtung mit Schlagschatten einzugehen.
Gerade die stimmungsvolle Beleuchtung ist wunderbar
bei ihm. Vor manchen Platten, wie dem
Hirtentanz (R. D. 6), den Briganten (R. D. 12) und
vor allem der bezaubernden Furt (R. D. 8) gerät
man einfach aus dem Staunen gar nicht heraus und
frägt sich, wie kommt das Jahr 1632 zu solcher
Intimität, zu solchem Farbenreiz. Nie hat ein
Diaz die Abendstunde, wann das goldgelbe Sonnen-

n. Die Furt.

il N. 8), etwas verkleinert.

licht gebrochen durch die leuchte Atmosphäre alle
warmen Farben intensiv hervorleuchten lässt, schöner
dargestellt — hier noch dazu ohne Zuhilfenahme
wirklicher Farbe, nur schwarz und weiss! Sein
herrliches Hauptblatt, der Hafen (R. D. 15) ist ein
Geniestreich, wie ein Whistler. Keiner, auch
Meryon nicht, hat eine derartige Prachtleistung in
der Kunst des „Deckens" geschaffen. Wir sehen
direkt in die Sonne, — es flimmert und glitzert und
blendet förmlich vor Licht. Wie einfach sind diese
Mittel! Welch souveränes Können zeigt sich in der
Abwägung der Linie! Jeder dieser kleinen Striche
ist gegen die anderen verwertet worden, dass eine
beispiellose Luftperspektive, ein unnachahmliches Beleuchtungsstück
herauskam. Man kann sich keinen
grösseren Kunstgenuss verschaffen, als diese Blätter
zu betrachten.

Allerdings muss man einen der wenigen
guten alten Abdrücke vor sich haben. Gewissenlose
Menschen haben die Platten nach Gelees Tod
immer noch verwertet, nachdem sie völlig ausgedruckt
waren, und diese verbreiteten Abzüge vermögen
uns auch nicht eine Ahnung von des Meisters
Kunst zu geben. Hans W. Singer.

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