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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0078
Politiker für verschrobene Phantasten
und weltfremde Träumer an seinem
Hofe keine Verwendung, und am
Hofe hing, zum Hofe drängte alles.
Der bisher freie Bürger ward zum
„cortegiano", und mit ihm verdingte
sich auch seine Kunst als Fürstendienerin
. Im Palazzo Pitti, wo
Cosimo I. residierte, gab seine Gemahlin
Eleonora von Toledo den
Ton an. Ohne den Einfluss dieser
Frau liesse sich die neue Auffassung
des Menschen seitens der florentiner
Malerei schwer erklären. Sie fand
den Boden gut vorbereitet. Bereits
„im Jahre 1529," erzählt Luca Lan-
ducci, „hörte man auf, Kappen
zu tragen. Im Jahre 1532 war die
Kappe gänzlich ausser Mode gekommen
, an Stelle der Kappe gebrauchte
man Barette und Hüte.
In dieser Zeit begann man ferner,
die Haare, die früher lang auf die
Schultern fielen, zu kürzen und fing
an, Bärte zu tragen, was vordem
nur zwei in ganz Florenz gethan
hatten." . . Eleonora wurde es also
leicht, in Florenz spanische Tracht
und Sitten einzubürgern; am Hofe
herrschte das Ceremoniell der Hidalgos
,

und sie, die alles Italienische

hasste, fand endlich auch in Pon-
tormos Schüler Bronzino den
Künstler, der das florentiner Porträt
zum hispanoflorentinischen machte.
In kühlen silbergrauen Tönen, die
ungemein diskret und vornehm
wirken, spielt jetzt das Licht um
die Gestalten, die, meist als lebensgrosse Kniestücke
behandelt, von einem hellfarbigen neutralen
Hintergrund, gewöhnlich aber von einer strengen
Palastarchitektur oder einer ernsten Draperie sich abheben
. Bronzinos Linien haben nichts mehr von jener
lionardesken Weichheit, die del Sarto und selbst Pon-
tormo noch anstreben. Sie sind scharf wie geschliffene
Degen. Alles ist klar, deutlich und bestimmt. Seine
Modelle schauen nicht mehr in hilfloser Sehnsucht
gleichsam nach innen, sondern falkenartig aus dem
Bilde heraus. Sie umgeben sich gern mit Büchern
und Statuen; aber nicht wie Träumer, die vor dem
Leben zur Kunst fliehen, sondern als Amateure,
„dilettanti", denen die Beschäftigung mit Kunst zur
Würze des Lebens wird. Seelenstudien bietet Bron-

Pontormo. Bildnisstudie.
Florenz, Uffizien.

zino niemals. Er mochte wissen, dass vornehme
Modelle sich schlecht dazu eignen. Jeder Versuch,
ins Innenleben dieser Kavaliere zu spähen, scheitert
an ihrer abweisenden Noblesse. Alle Modelle, besonders
die Damen, tragen eine dreifache Maske der
Undurchdringlichkeit. Mitleidig und ernst, wie
Leidenden nähern wir uns den Gestalten Francia-
bigios; die Menschen Bronzinos halten uns in
respektvoller Entfernung, und jene Worte, in denen
ein venezianischer Gesandter über Cosimo I. an seine
Signoria berichtete, könnten auf das Verhältnis von
uns Spätgeborenen zu jedem Porträt Bronzinos Anwendung
finden.....„Niemand möchte sich ihm

gegenüber das kleinste Zeichen der Vertraulichkeit
gestatten Emil Schaeffer.

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