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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_08/0083
ERLÄUTERUNGEN

1. Rembrandt: Bildnis der Elisabeth Jacobs Bas. Die

Witwe des Admirals Jochem Hendriksz Swartenhout, Elisabeth
Jacobs Bas, starb im Jahre 1649, 79 Jahre alt. Bald nach 1640
wohl hat Rembrandt die hoch bejahrte, aber noch aufrechte
Dame dargestellt. Wie fast alle Bildnisse, die er in dieser
Periode im Auftrage malte, ist das Gemälde mit hoher Sorgfalt
durchgebildet. Während die Aufgabe jugendliche Männer,
junge Frauen zu porträtieren, dem Meister damals merklich die
Kräfte lähmte und der Wunsch, Anmut und Formenschönheit
zur Geltung zu bringen, nicht selten zur Glätte des Vortrags
und zur Leere der Form führte, sind die Bildnisse alter Frauen
auf dieser Stilstufe ganz besonders glückliche, höchst malerisch
durch die pastose Behandlung der gerunzelten Haut und ergreifend
im Ausdruck. Die „Witwe" im Anslo-Bilde von 1641
mit den feinen, vergeistigten Zügen, die würdige Mutter des
Bürgermeisters Six, in demselben Jahre gemalt, gehören mit der
strengeren Gestalt der Frau Bas zu den schönsten Schöpfungen
aus Rembrandts mittlerer Zeit. Herr van de Poll hinterliess im
Jahre 1880 das nicht signierte Bild dem Rijksmuseum.

2. 3. Murillo: Eleasar und Rebekka am Brunnen. „Abraham
ward alt und wohlbetagt und sprach zu dem ältesten
Knechte seines Hauses: „Schwöre mir, dass du meinem Sohne
kein Weib nehmest von den Töchtern der Kananiter, sondern
ziehest zu meinem Vaterland und zu meiner Freundschaft und
nehmest meinem Sohne Isaak ein Weib." Also nahm der Knecht
10 Kamele und machte sich auf und zog gen Mesopotamien zu
der Stadt Nahors. Da liess er die Kamele sich lagern bei einem
Wasserbrunnen um die Zeit, wenn die Weiber pflegten Wasser
zu schöpfen. Und sprach: Herr du mein Gott, begegne mir
heute und thue Barmherzigkeit an meinem Herrn Abraham.
Wenn nun eine Dirne kommt, zu der ich spreche, neig' deinen
Krug und lass mich trinken und sie sprechen wird: trinke, ich
will deine Kamele auch tränken, dass sie es sei, die du deinem
Diener Isaak bescheeret hast. Und ehe er ausgeredet, siehe da
kam heraus Rebekka, Bethuels Tochter, eine schöne Dirne von
Angesicht. . . « Die schlichte Poesie der Bibelworte klingt
auch aus dem Bilde uns entgegen. In duftigen Silberton ist
die Landschaft gebadet, kräftiger heben sich gegen den blaugrauen
Himmel die handelnden Personen ab. Eleasars gelber
Kittel ist von einer rosa Schärpe umgürtet. Die blonde Rebekka
trägt ein rotes Gewand, während ein dunkelblauer Stoff die
edlen Rückenlinien der'vorderen Frau verhüllt. Dies liebenswürdige
Idyll dürfte in die Frühzeit des Meisters zu setzen sein.

4. Jan Asselijn: Der Schwan. Jan Asselijn malte zumeist
Landschaften in italienisierendem Geschmack. Sein berühmtestes
Bild, das wir abbilden, ist eine Ausnahme in seinem „Werk".
Mit Melchior Hondecoeter wetteifernd schuf er diesen kämpfenden
Schwan, dessen fast durchsichtiges, strahlendes Gefieder mit
dem seidigen Glänze er mit starkem Effekte zur Darstellung
brachte. Beischriften machen aus der ganz naturalistisch gesehenen
Tierdarstellung ein symbolisches Historienbild. Der
mutige weisse Vogel ist de Witt, der Reichspensionär, der sein
Land — eines der Eier ist als „Holland" bezeichnet — gegen
den Landesfeind, den bellenden Hund, verteidigt. Das mit den
Initialen des Malers versehene Gemälde ward 1800 auf der Versteigerung
der Sammlung Gildemeester erworben.

5. Lucas van Leijden: Mohammed und der Mönch. (1508.)
Die Darstellung ist nach einer, im 16. Jahrhundert sonst kaum
illustrierten Legende gestaltet. Mohammed war, vom Weine
trunken, eingeschlummert. Ein Soldat tötete bei der Schlummerstätte
des Propheten den Mönch Sergius und entfernte sich,
nachdem er sein blutiges Schwert dem Unschuldigen zugeschoben
hatte. Beim Erwachen meinte Mohammed, in der Trunkenheit
den Todschlag verübt zu haben. Dadurch bewegt, begründet die
Legende, habe er seinen Anhängern den Genuss des Weines
untersagt. — Vgl. auch S. 1 f.

6. Wölfin. Nachdem durch urkundliches Zeugnis festgestellt
worden ist, dass die im Jahre 1471 nach dem Kapitol überführte
Figur bereits im X. Jahrhundert am Lateran stand,
kann ihr antiker Ursprung nicht mehr bezweifelt werden.
Sie gehört wie auch der Dornauszieher (vgl. Museum II, 54)
zu den wenigen Werken in Rom, die sich aus dem Altertum
herübergerettet haben, ohne, wie es scheint, jemals in die

Erde gekommen zu sein; aber sie ist nicht unbeschädigt
erhalten. Die Zwillinge sind moderne Arbeit — nach einer
neuerdings bezweifelten Ueberlieferung von Guglielmo della
Porta —, und der Körper des Tieres selbst zeigt die Spuren
starker Verletzungen, namentlich an den Hinterbeinen, wo
das Metall weit aufgerissen ist. Diese Beschädigung hat
kürzlich Anlass gegeben, in der Figur ein von Cicero und
anderen Schriftstellern erwähntes altes Bild der Wölfin mit den
Zwillingen zu vermuten, das auf dem Kapitol im Jupitertempel
stand und im Jahre 65 vor Chr. von einem Blitzstrahl getroffen
wurde. Auf ein hohes Alter weist für die erhaltene Bronzestatue
die in strengem Stil gehaltene, sehr kraftvoll durchgeführte
Modellierung, die alles Wesentliche der natürlichen
Bildung scharf und lebendig gestaltende Wiedergabe des
tierischen Körpers hin; es ist eine Auffassung und Behandlung,
die an die altgriechische Kunst erinnert. Diese aber hatte,
durch Etrurien übermittelt, auch in Rom Eingang gefunden, als
die Tarquinier die Herren der Stadt geworden waren.

7. Leibi: Dachauer Bäuerinnen. Während eines Aufenthaltes
in dem kleinen, zwischen Augsburg und München gelegenen
Orte Graselfingen hat Leibi mehrere Bilder der durch originelle
Volkstracht ausgezeichneten Dachauer Bauern gemalt. Als diese
zuerst im Mai 1875 im Münchener Kunstverein ausgestellt
wurden, erregten sie das höchste Missfallen. Wie zahlreiche
andere Arbeiten Leibis waren auch die Dachauer Bäuerinnen
unverkäuflich, so dass der Kunsthändler, in dessen Händen
das Bild sich befand, froh war, als Munkaczy es im Tausch
gegen eines seiner Gemälde für sich erwarb. Aus dem Nach-
lass dieses Malers hat es die National-Galerie 1897 gekauft. —
Es ist in der breiten Manier gemalt, die Leibi bis in die zweite
Hälfte der siebziger Jahre bewahrt hat; das Ganze auf tonige
Wirkung berechnet. Die breiten schwarzen Flächen des Kleides
werden durch die beiden roten herunterhängenden Streifen unterbrochen
. Die Figur rechts hebt sich gegen die bläulich weisse
Wand ab, während der Kopf der alten Frau gegen den braunen
Holzton des Fensters gesehen ist. Das Motiv an sich, wie stets
bei Leibi, ist sehr einfach: die zwei Frauen unterhalten sich
offenbar über den Brief, den die jüngere in der Hand hält.

8. Luca della Robbia: Maria mit dem Kinde. Kein reizvolleres
Vergnügen als die Entwickelung der Madonnendarstellung
in jenen drei Jahrhunderten zu beobachten, die die Florentiner
Kunst daran gesetzt hat, das Motiv allseitig zu erfassen. Aus
der streng und unnahbar thronenden Himmelskönigin wird eine
feine, zierliche Jungfrau, die das Christkind wie einen nachgeborenen
Bruder wartet, und aus dieser die Mutter in allem
mütterlichen Glück, aber auch mit aller mütterlichen Besorgtheit.
Hat Donatello mehr die leidenschaftlich tragische Seite des
Motives bevorzugt, so hat Luca den Vorwurf der ganz den Gedanken
und Spielen des Kindes hingegebenen Mutter reicher
ausgestaltet als irgendwer. Seine Madonnen, ausnahmlos in der
nach ihm benannten Majolikatechnik gearbeitet, sind seine für
uns wohl kostbarste künstlerische Hinterlassenschaft. Obwohl
nur wenige Daten einen Anhaltspunkt zur chronologischen Aufteilung
der reichen Gruppe gewähren, lässt sich auch an den
Madonnen eine Entwickelung vom Gebundenen zum Freieren
feststellen, an deren Ende ziemlich die Madonna auf unserer
Tafel zu stehen käme. Dem Motive nach ist sie einer ähnlichen
im Bargello eng verwandt, aber die wehmütige Trauer dort ist
hier in Demut und Weichheit gelöst, das Kind noch schelmischer
in seiner knospenhaften Frische, die Haltung hoheitsvoller mit
dem grosskonturierenden Schleiertuch. Man könnte diese
Madonna die sixtinische des Quattrocento nennen; so sehr deutet
sie auf Raphaels Meisterwerk, in dem „Der Mütter Urbild" und
die „Königin der Frauen" zu vollster Harmonie verschmolzen sind.

9. Lionardo da Vinci: Bildnis einer mailändischen Prinzessin
: In der schönen, durch den Kardinal Federigo Borromeo
am Anfang des siebzehnten Jahrhunderts gegründeten Sammlung
der Ambrosiana hat das Bildnis, das angeblich Bianca Maria
Sforza, Tochter des Galeazzo Maria und Gemahlin Maximilians
von Deutschland, darstellt, den Ruhm des vornehmsten Stückes;
seit Jahrhunderten adelt es des grossen Lionardo Name. Dass
Bianca Maria nicht dargestellt ist, darf man als sicher annehmen,
seitdem mehrere authentische Bildnisse von ihr bekannt ge-

VI. 19

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