Augustinermuseum Freiburg i. Br., 1009/11
Das Museum: eine Anleitung zum Genuß der Werke bildender Kunst
Berlin, 11. Band.[1911]
Seite: 47
(PDF, 164 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_11/0073
Künstler hat Portraits geschaffen, die einfach meisterhaft
sind. Das in der Abbildung gegebene Relief (vgl.
S. 46) — in Privatbesitz in Berlin — zeigt den Künstler
selbst in der Zeit seines Dresdener Aufenthaltes. Er
war 1728—29 Modellmeister der Manufaktur in
Meissen gewesen, war aber ein unruhiger Kopf, der
abenteuernd in Wien, Hamburg, Fürstenberg, Kopenhagen
umherzog. Dieses Relief ist bezeichnet C. L.
Lücke, January 1733, es stellt ihn in seiner Werkstatt
dar, auf dem Bordbrett erkennt man das Modell
zu einer Statue August des
Starken und einer Figur, wie
sie sich auf der Hofkirche in
Dresden finden. Ausgeführt ist
es in einer eigentümlichen aus
Gips und Harz (?) gemischten
Masse, für die sich Lücke ein
Privileg hatte geben lassen.

In die Blütezeit der Berliner
Manufaktur führt uns die Reliefplatte
, welche den ersten Direktor
der Fabrik Grieninger
mit seiner Familie darstellt
(vgl. S. 45). Der kursächsische
Kommissionsrat Grieninger war
schon in der Porzellanfabrik
thätig, welche Gotzkowsky 1761
in Berlin errichtete, er wurde
mit der Fabrik von Friedrich II.
übernommen und war bis zu
seinem zweiundachzigsten Jahre
(1798) ihr Direktor. Seinen Sohn,
der ihm im Amte nachfolgte,
sehen wir auf dem Relief als
Knaben. Grieninger hält in
der Hand seine Ernennung, die

Frau sieht stolz zu ihm auf, Violinspieler. Figur aus fayence fine, vermutlich tracht in piastischem Sinne,

, rr 1 -i t-- 1 • aus d. Fabrik Aldobrandini in Boloena (um 1760). . . „. U1, T

der Knabe spielt am I isch mit „ ,. „ , ° . , ' die wir in Rietschl s Lessing-

L Berlin, Kunstgewerbemuseum. Hoch o.o32.

Kartenhäusern, der alte Vater

scheint. Es wird hoffentlich gelingen, den Meister
festzustellen.

Viel weniger Aussicht dazu haben wir bei der entzückenden
Figur des Violinspielers, welche kürzlich
dem Kunstgewerbe-Museum in Berlin zugegangen
ist (vgl. die Abb. dieser Seite). Die Figur ist aus
einem weissen harten und leicht glasierten Thon, eine
sogenannte fayence fine, ähnlich den Fayencen von
Nove, aber doch verschieden. Ich glaube sie der
bisher wenig bekannten Fabrik Aldobrandini in Bologna
zuschreiben zu dürfen. An
Innerlichkeit und Anmut der
Bewegung dürfte sie von wenigen
berühmten Bildwerken
übertroffen werden. Derartige
Werke sind viel weniger selten
als man glaubt. Die Figuren
französischer Philosophen an
dem grossen Tafelaufsatze von
Porzellan, welchen Friedrich II.
für die Kaiserin Katharina anfertigen
Hess, die tanzenden
Damen der Nymphenburger
Fabrik, die schon erwähnten
Meissner Figuren aus dem Hofstaat
August des Starken, Portraits
und typische Einzelfiguren
von Fürstenberg und Ludwigsburg
, weitere Portraits der Berliner
Manufaktur von Meyer,
das sind Werke desselben Geistes
, Werke von lebendigster
naiver Naturbeobachtung und
vollkommenster Meisterschaft
in der plastischen Gestaltung.
Die Bewältigung der Rococo-

erst an Chodowieckis berühmtes Blatt „

liest mit Hilfe des Augenglases. Man braucht nicht

cabinet d'un
Aber wer ist der Schöpfer
enthält die Zahl 1765 und

sein

pemtre" zu erinnern,
dieses Werkes? Es

eine Marke, in der ein S eingezogen zu

Statue so sehr bewundern, erscheint
in diesen Figuren wie etwas Selbstverständliches
. Sicherlich wird auch für diese Porzellanfiguren
die Zeit kommen, in der sie nicht nur den eleganten
Sammler, sondern auch den kunstbegeisterten Forscher
ernstlich beschäftigen werden.

Julius Lessing.

Schönheit.

Die Schönheit, was das ist, hat der Altmeister
Dürer einst geäussert, weiss ich nicht, wiewohl
sie vielen Dingen anhangt; es lebt auch kein Mensch
auf Erden, der endgiltig sagen könnte, wie die aller-
schönste Gestalt, z. B. des Menschen, beschaffen sein
möchte: niemand weiss das, denn Gott allein. Freilich
, meint er, müsse die rechte Wohlgestalt und
Hübschheit in der Gesamtheit aller Menschen, also
in der Natur, thatsächlich vorhanden sein, denn der
Schöpfer habe nun einmal die Menschen so gemacht,
wie sie sein müssten. Wir könnten aber nur
suchen, so viel der Schönheit zu erfassen, als uns je

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