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Werken ersten Ranges — oft zu hohen Preisen — zusammen
, er reist auch zu diesem Zwecke nach dem
Tode Karls I. nach England.
Zahlreiche Werke des Künstlers geben uns diese
fürstliche Galerie wieder. Da sehen wir z. B., wie er
zusammen mit anderen den Fürsten in der Sammlung
herumführt: die Bilder an den Wänden auf diesen und
ähnlichen Gemälden sind gleichsam ein illustrierter
Katalog der Galerie. Ein anderes Bild, in der
Münchener Pinakothek, gewährt uns noch tieferen
Einblick in das Thun und Treiben des Künstlers, es
stellt dar, wie er die Galerie als Atelier benutzt
und einen alten Landmann malt.
Im Jahre 1654 besucht Christine von Schweden
Brüssel. In der Casseler Sammlung werden zwei,
fast skizzenhafte Gemälde, die vermutlich diesen
Einzug darstellen, dem Teniers zugeschrieben. Ein
Bericht über jenen Aufenthalt ist uns erhalten. Wir
erfahren, dass die Fürstin in Beziehung zu Teniers
tritt, dass sie ihm eine goldene Kette mit ihrem
Bildnis schenkt; dass ferner der Statthalter „seinen
besten Maler" beauftragt, die Heldin des Nordens zu
porträtieren . . . sollte dieser Maler nicht Teniers
gewesen sein, sollte das in Frage kommende Gemälde
nicht das Bildnis der Fürstin zu Pferde im
Prado zu Madrid sein?
Mitunter ja, allerdings nur ausnahmsweise hat
Teniers seine Figuren in Lebensgrösse gemalt, wie
mehrere Bilder im Palazzo Doria Pamphili in Rom,
die dem J. B. Weeninx zugeschrieben werden, wie
ein bezeichnetes Gemälde in Besitz von H. R. Hughes
in London beweisen. Uebrigens bewahrt der
Künstler auch in seinen kleinfigurigen Bildern die
Breite eines Malers grosser Figuren, und nicht etwa
Unzulänglichkeit seines Könnens lassen ihn die
kleinen Proportionen vorziehen, sondern die Rücksichtnahme
auf die Art seiner Vorwürfe, für die ein
kleines Format geeigneter scheint. Er beweist
hierin sein feines Kunstgefühl. Nur ein Gemälde,
das berechnet ist, auf eine grössere Entfernung
Eindruck zu machen, sollte dementsprechend grosse
Dimensionen haben — häufig genug ist das von den
Künstlern ausser Acht gelassen worden.
Als Leopold Wilhelm 1656 von der Regierung
abtrat und seine schöne Sammlung nach Oesterreich
mitnahm, da wurde sein Nachfolger Don Juan, ein
natürlicher Sohn Philipp's IV. — derselbe, dem
Ribera soviel Ungemach zu verdanken hatte, — ein
Gönner unseres Künstlers; er wurde sogar, wie man
sagt, sein Schüler und wollte nach dem Zeugnis
eines Zeitgenossen, des De Bie, das Bildnis seines
Sohnes malen.
In demselben Jahr, in dem Leopold Wilhelm
Brüssel verliess, starb die erste Gattin des Teniers,
Anna Brueghel. In Folge seiner Heirat mit Isabella
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de Fren, die aus einer vornehmen Familie stammte
und bald nach ihrer Vermählung Herrin auf einem
Edelsitze „Zu den drei Türmen" wurde, machte
Teniers, wie schon früher einmal, erneute Versuche,
sich den Adel zu verschaffen. Philipp IV. war nun
zwar ein grosser Bewunderer seiner Kunst, ja er
liess sogar, nach einer Ueberlieferung, für die Werke
seiner Hand eine besondere Galerie erbauen, — aber
für die Genehmigung jenes Gesuches stellte er doch
die Bedingung, dass Teniers keine Bilder mehr verkaufe
. Glücklicher Weise war der Künstler doch
nicht so eitel, dass er auf diese harte Bedingung
einging. Im Gegenteil, sein Fleiss steigerte sich
noch mehr. In Perck, wo er sich niederliess, konnte
er seiner Neigung für ländliche Motive freien Lauf
lassen. Durch sein Leben auf dem Lande wurde
er mit diesem immer vertrauter: und so entstand
jene grosse Zahl herrlicher Landschaften, auf denen
ihm die Wiedergabe von Natur und Staffage in
gleicher Weise glückte.
In dem Werke des Künstlers nehmen die Schilderungen
der bäurischen Festlichkeiten einen grossen
Raum ein; er weiss uns da zu schildern, wie der
Bauer sich amüsiert, wie er an den Kirmestagen
ausartet, sich an seiner Ausgelassenheit nicht weniger
als am Biere berauscht, wie er seine dralle Tänzerin
im Wirbel dreht, wie er sich in seiner ganzen
Unmässigkeit benimmt. — Aber Teniers ist nicht
nur der Schilderer der vlämischen Feste, das
erschöpft nicht sein künstlerisches Programm. Sein
tiefes Studium der freien Natur lehrte ihm die wunderbarsten
Kunstgriffe, um die Reize der Landschaft
zu den verschiedenen Tageszeiten wiederzugeben.
Da mäht der Bauer sein Getreide oder er wirft
die Fischnetze aus, oder er eilt, wenn der Abend
seinen geheimnisvollen Schleier über die Landschaft
ausbreitet, seinem Häuschen zu, von dem ihn von
weitem der emporsteigende Rauch begrüsst. Das
alles hat der Künstler in so manchem Gemälde mit
feinem silbrigem Ton geschildert und jedes von
ihnen ist ein Idyll. Teniers ist hier einzig in seiner
Art; er kennt die Landleute ganz genau, er weiss,
wie sie stehen und wie sie gehen, wie sie sich bei
der Arbeit benehmen und wie, wenn sie ausruhen;
er weiss, wie sie sich belustigen und wie sie lieben.
Ein humoristischer Zug geht durch alle seine
Werke. Der alte Bauer umarmt seine Magd zur
grossen Entrüstung seines Weibes, der junge Knecht
küsst heimlich seine Herrin — alles Sünden, die
uns verzeihlich erscheinen, da der Künstler fast nie
die Handlung bis zum Dramatischen steigert.
Fehlt ihm hierfür die Begabung? Das möchte
ich doch bezweifeln und möchte auf jenes Gemälde
hinweisen, das einen Bauer als Opfer raublustiger
Soldaten schildert.
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