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Donatello. Madonna in einem Bronzerelief des Hochaltars im Santo zu Padua.
Die Madonnendarstellungen von Donatello und
Luca della Robbia.
JACOB BURGKHARDTS Ausspruch in seinen
nachgelassenen Beiträgen zur Kunstgeschichte
Italiens: „Wenn man den Wert grosser und konstanter
Aufgaben für die Kunst einer bestimmten Nation und
Zeit sich vergegenwärtigen will, so ist die Madonna
mit Heiligen in dem Italien des 15. Jahrhunderts
eines der sprechendsten Beispiele", gilt in weiterem
und höherem Masse von der Madonnendarstellung
überhaupt und für die ganze Epoche der Renaissance.
An ihr vor allem hat sich die Renaissance in Italien
zu freiem Naturverständnis durchgearbeitet; in ihr
hat sie die feinsten Empfindungen in mannigfachster
Weise zum Ausdruck gebracht. Die Darstellung der
Madonna bietet daher zugleich in ihrer Entwickelung
den Massstab für die Entwickelung der italienischen
Renaissancekunst überhaupt. Sie vollzieht sich im
Quattrocento vornehmlich in Florenz und zwar
unter Vorgang der Skulptur; am Ende des fünfzehnten
Jahrhunderts geht sie auf die paduanisch-
venezianische Schule über und hat im Cinquecento
ihre Hauptbedeutung in der Malerei.
Schon von Masaccio erwähnt Vasari eine Madonna
mit Heiligen, die nach seiner Beschreibung
im wesentlichen den Madonnenkompositionen der
späteren Renaissance sehr ähnlich gewesen sein
muss; selbst die musizierenden Engel an den Stufen
des Thrones fehlten nicht. Das Bild ist leider nicht
mehr erhalten, aber ein paar andere Gemälde des
Künstlers, in denen Maria mit dem Kinde vorkommt,
geben uns einen Begriff auch von jenem Bilde. Es
sind dies Maria mit dem Kinde und der hl. Anna in
der Akademie zu Florenz und die Madonna auf der
Anbetung der Könige in der Berliner Galerie, dem
Predellenbilde jener verlorenen thronenden Madonna
mit Heiligen in Pisa, die Vasari beschreibt. In beiden
Bildern ist weder Maria noch das Kind belebt im
Sinne der Renaissance: das Kind ist schwerfällig in
den Formen und mürrisch im Ausdruck und zeigt
noch geringes Naturstudium, und die Mutter ist
wohl gross erdacht, aber gleichfalls ohne feinere
Lebensempfindung. In ähnlicher Weise, noch mit
starkem Anklang an das spätere Trecento, sind die
Madonnen des Fra Angelico gehalten, denen die
früheren Gemälde des gleichen Motivs von seinem
Schüler Fra Filippo noch sehr verwandt sind. Als
aber Filippo in späteren Bildern neue Bahnen betrat,
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