Augustinermuseum Freiburg i. Br., 1009/11
Das Museum: eine Anleitung zum Genuß der Werke bildender Kunst
Berlin, 11. Band.[1911]
Seite: 57
(PDF, 164 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_museum_11/0463
Vittore Pisano, Medaille auf König Alphons von Neapel 1449.
Bronze, in wirklicher Grösse reproduziert.

Die italienische Medaille im XV. Jahrhundert.

DIE Medaille unterscheidet sich prinzipiell von
der Münze darin, dass sie keinen Kurs, sondern
als Erinnerungszeichen vor allem Affektionswert hat.
Sie will erinnern an Menschen, Bauten, Feste,
Katastrophen; monumental in ihrem Material und
ihrem Stil, bedeutsam in der Knappheit ihrer Mitteilung
, die in Bild und Wort ebenso klar wie
charakteristisch sein soll, erhält sie in Zeiten höheren
Schaffens einen Kunstwert, der sie den Schöpfungen
der grossen Kunst unmittelbar an die Seite stellt.
Entgegen den sonst feststehenden Entwickelungsphasen
des künstlerischen Schaffens treibt die Medaille bei
ihrem ersten Auftreten sofort eine Blüte, die sie bis
zur Gegenwart nicht wieder erleben durfte.

Dem Altertum ist die Medaille fremd; das
Mittelalter hat in der naturalwirtschaftlichen Epoche
vereinzelt medaillenartige Stücke geprägt, während
in der späteren Geldwirtschaft höchstens die Münze
hie und da zur Medaille benutzt wurde. Wieder
einmal ist es Italien, wo im 15. Jahrhundert das
Herrscherbewusstsein und die Ruhmesliebe der
Fürsten sich in der Medaille einen lakonischen, aber
äusserst ausdrucksvollen Herold ihrer Thaten schufen.
Die frühesten Schaumünzen sind geprägt und nicht
gegossen. In Padua und Venedig tauchen die ersten
Stücke auf, deren Anordnung sich an die antiken
Kaisermünzen anlehnte. Wie das östliche Oberitalien
überhaupt am frühesten die Antike entdeckte,
deren Reste hier schon zu Petrarcas Zeit scheu
verehrt wurden, so haben die Fürsten von Carrara
schon 1390 und die Stempelschneider der venetia-
nischen Zecca 1393 an den Kaisermünzen Galbas

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und Vitellius1 sich ein Vorbild genommen, ohne dass
dadurch ihren Medaillen der Charakter einer Neuschöpfung
genommen wurde.

Die geprägte Medaille aber erwies sich als nicht
lebensfähig. Die flachen eisernen Münzstempel, in
die mühsam das Messer eindrang, gestatteten keine
Tiefe des Reliefs; die spröde Technik wehrte jeder
reicheren Entfaltung. So wurde man zu dem entscheidenden
Schritt gedrängt, Medaillen zu giessen..
In weichem Wachs oder Thon wurden beide Seiten
modelliert, diese in feuerfestem Thonsand ausgeformt
und zusammengelegt, so dass dann in die Höhlung
das geschmolzene Metall eingelassen werden konnte.
Der Guss wurde dann mit dem Grabstichel ziseliert.
Das Material ist fast immer Bronze, neben der der
Bleiabguss wohl zunächst dem Künstler zum eigenen
Gebrauch als bleibendes Modell diente. Gold- und
Silbergüsse kommen vor, sind aber natürlich selten
wegen der hohen Kosten; freilich nicht so selten,
als der heutige Bestand vermuten lässt. In Zeiten der
Not sind gerade diese Stücke mehr als einmal geopfert
worden. So hören wir von Ludovico Moro, dass er
1495 15000 Dukaten aus eingeschmolzenen Medaillen
prägen Hess; in neuerer Zeit hat z. B. Friedrich
Wilhelm I. bald nach seiner Thronbesteigung mehr
als 300 goldene Medaillen seines Münzkabinettes einschmelzen
lassen müssen. Diese Gefahr ist heute gebannt
durch die ausserordentliche Höhe, bis zu
6000 M., in der gut erhaltene, ziselierte und schön pati-
nierte alte Güsse auf dem Kunstmarkt notiert werden.

Die Nachahmung ist auf diesem Gebiet um so
geschäftiger gewesen, als die Technik ja eine Massen-


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