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Feld- und Gartenarbeiten.
Alle Samen, die wegen ungünstiger Witterung
oder Beschaffenheit der Erde noch
nicht haben gesäet oder gepflanzt werden
können, bringt man in Ordnung. Jetzt dürfen
schon Zwiebeln, Lauch, Winterrettiche, rote
und gelbe Kühen, Kraut, Pastinaten, Blumenkohl
, Kohlrüben, um Samen daraus zu
ziehen, in das freie Land verpflanzt werden.
Gegen Ende des Monats darf man schon
Bohnen in das Land legen; man verpflanzt
auch Rosmarin, Lavendel, Thymian; sucht
die jungen Erdbeerpflanzen im Walde, um
eine Pflanzschule damit anzulegen. Man legt
abermals Erbsen, um sie bis in den Herbst
zu gemessen. Den Estragon verteilt und verpflanzt
man an schattige Orte. In diesem
Monat, und wenigstens.vor dem halben Mai,
soll man die Begiessung niemals abends
vornehmen, sondern allzeit morgens bei Sonnenaufgang
.
Slprtl I)at 30 Sage.
Mondphasen.
Am 6 12 Uhr Firstes Viertel, — am 13. 7 Vollmund, —
am 20. 23 Uhr Letztes Viertel. — am 28. 20 Uhr Neumond.
Die .luden feiern ihr Passahfest am 13. und 14., das
siebente Passahfest am 19. und Passahende am 20. April.
Die Sonne tritt in das Zeichen des Stiers am 20. April.
Wittcriinusberieht: April ist bis zum 4. sehr kalt, der
5. ist ein schöner, warmer Tag, vom 7. und 8. trübe und
regnerisch, den 12. bis 17. kalt und windig, am 19. regnerisch
, vom 20. bis 22. sehr rauh und kalt, am 23. warm
und schwül. 24. und 25. trübe und warm, abwechselnd
Regen und Sonnenschein.
Aus der Heimatgeschichte.
Die Strassburger Ochsenrevolution.
Es war im Jahre 1831. Durch das Zollgesetz
von 1815 war der Eingangszoll für Ochsen an
den französischen Grenzen von 50 Centimes auf
3 Franken, ja von 1822 an sogar auf 55 Franken
erhöht worden. Die Ostdepartements hatten
nicht aufgehört, dagegen zu protestieren und
aus dem Elsass und Lothringen hatte man jedes
Jahr die Kammern mit Petitionen gegen diese
masslose Besteuerung bestürmt, aber immer
vergeblich. Selbst die aus der Julirevolution
hervorgegangene populäre Regierung Louis Philipps
hatte diesen Reklamationen ihr Ohr verschlossen
. Da fassten am 24. September 1831
einige Nationalgardisten den Entschluss, am andern
Tage, einem Sonntag, an welchem gewöhnlich
das für den Montagsmarkt bestimmte
Vieh von Kehl herübergebracht wurde, sich in
Uniform an die Rheinbrücke zu begeben und
die dort ankommenden Ochsen mit Gewalt,
ohne die Steuer zu bezahlen, in die Stadt zu
bringen. 200 bis 300 Nationalgardisten begaben
sich am besagten Tage an den Rheinzoll, sties-
sen aber daselbst auf ein Bataillon Infanterie,
welches die Behörden, die von dem Vorhaben
Wind bekommen hatten, dahin gesandt hatten,
um die Manifestation zu verhindern. Die getäuschten
Rebellen kehrten daher unverrichte-
tcr Sache in die Stadt zurück und riefen ihre
Mitbürger zu den Waffen, aber die Mehrzahl
war einer Gewalttat abgeneigt, und den Behörden
gelang es, auf dem Broglieplatz die
Bürger zu bestimmen, noch einmal auf dem
ruhigen Wege der Petition eine Abänderung des
verhassten Zolltarifs zu erwirken ; ja der Prä-
fekt, Herr Nau de Champlouis, nahm es sogar
auf sich, denselben auf die Hälfte herabzusetzen
, woraufhin die Metzger am andern Tage
den Fleischpreis von 50 auf 45 Centimes das
Pfund verminderten. Eine Petition um Widerruf
des Gesetzes von 1822 wurde alsobald, mit zahlreichen
Unterschriften versehen, abgeschickt,
und die Gemüter besänftigten sich wieder. Aber
was geschah ? Bereits am 29. September verordnete
die unnachgiebige Regierung den alten
Zolltarif, und der nachgiebige Präfekt wurde
abgesetzt. Die Strassburger drückten ihm in
einer warmen Dankadresse ihre Erkenntlichkeit
aus. Sein Nachfolger, Herr Choppin d'Arnou-
ville, versprach, weitere gesetzliche Reklamationen
aus allen Kräften zu befürworten. Trotzdem
blieb der Zoll ; die Regierung gab nicht
nach. Ja, der bekannte Marschall Bugeaud
scheute sich nicht, als 1849 eine neue Petition
gegen den Zoll in der Kammer zur Sprache
kam, zu sagen, dass er lieber 50 000 Kosaken
als 50 000 Ochsen am Rhein sehen möchte. Erst
durch Dekret Napoleons III. wurde dieser Zoll
im Jahre 1854 von 55 Franken auf 25 Centimes
herabgesetzt.
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