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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/der_hinkende_bote_1930/0023
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Feld- und Gartenarbeiten.

Man säet noch Winterkohl, Winterkraut,
Zwiebeln, Spinat, Wintersalat und Kohlpflanzen
, die man erst im Frühling versetzt.
Was im vorigen Monat gesäet worden, wird
an warme Plätze versetzt. Man haut die
Brandschäden an den Bäumen aus und bestreicht
sie ; da, wo man Bäume setzen will,
lässt man die Löcher machen und zurichten.

Die Eier, welche in dieser Zeit gesammelt
werden, halten sich am längsten. Man legt
sie in Häcksel, Korn oder Hafer, am besten
aber ist es, wenn man sie auf eigens dazu
verfertigten Brettern in Löcher stellt, so
dass kein Ei das andere berührt. Diese Bretter
werden an einem trockenen Orte aufgestellt
, der doch der Kälte nicht zu sehr ausgesetzt
, auch wider gar strenge Kälte mit
Häcksel und Heu bedeckt ist.

Banern-Regel.

Um St. Laurenzi Sonnenschein bedeutet
ein gut Jahr mit Wein.

Slupft tjat 31 Sage.

Mondphasen.

Arn i. 13 Uhr Erstes Vierte], — am 9. 12 Uhr Vollmond
, — am 17. 13 Uhr Letztes Viertel, — am 24. 5 Uhr
Neumond, — am 31. 1 Uhr Erstes Viertel.

Die Sonne tritt in das Zeichen der Jungfrau am 23.
August.

Witterungsbericht: August ist im Anfang schön bis zum
7., an dem ein heftiges Gewitter stattfindet, vom 9. bis
zum 14. regnet es, am 17. ist es schön, am 18. kommt ein
grosses Unwetter mit Sturm. Von nun an ist es bis zu
Ende regnerisch, sodass das Getreide auswächst.

Aus der elsässischen Gelehrten weit.

Karl August Steinheil.

Karl August Steinheil ist neben Philipp
Spencer der berühmteste Sohn von Rappolts-
weiler ; er ist der grosse Physiker, der die sogenannte
Erdleitung entdeckt hat, d. h. die
Tatsache, dass zur telegraphischen Verständigung
mit Hilfe des elektrischen Stromes eine
Drahtleitung genügt, wenn die Enden des anderen
Drahtes in Metallplatten ausmünden, die
in die Erde versenkt sind ; die Erde übernimmt
alsdann die Rückleitung und macht den zweiten
Leitungsdraht überflüssig. Ohne diese Entdeckung
Steinheils hätte das Telegraphenwesen
im 19. Jahrhundert nie und nimmer den gewaltigen
Aufschwung nehmen können, der
ihm beschieden war. Steinheil wurde am
12. Oktober 1801 zu Rappoltsweiler geboren,
er war ein Zwillingskind und so schwächlich,
dass er eine besonders sorgfältige Erziehung
gemessen musste. 1822 bezog er die Universität
Erlangen, um Jura zu studieren, nach und
nach zog es ihn aber mehr zu dem Studium der
Physik und Mathematik. Er gab sein anfängliches
Studium auf und siedelte 1823 nach Göttingen
über, wo er der begeisterte Schüler des
grossen Gauss wurde. 1824 und 1825 finden wir
ihn in Königsberg bei dem Astronomen Bessel.
Da er in guten Verhältnissen lebte, konnte er
sich ganz seinen Lieblingsneigungen hingeben.
Er errichtete bei München eine Privatsternwarte
und widmete sich mit Eifer astronomischen
Studien und optischen Untersuchungen
und Arbeiten. Unter den vielen Apparaten, die

er konstruierte und erfand, sei hier nur der
«Fühlspiegel» erwähnt, der mit mathematischer
Genauigkeit die Krümmungen der Linsen
bestimmt. 1827 wählte die Münchener Akademie
bereits Steinheil zum ausserordentlichen
Mitglied. 1832 wurde er ordentliches Mitglied
und Professor der Mathematik an der Universität
. Diese Stelle bekleidete er bis 1849. Die Entdeckung
der Erdleitung machte Steinheil 1838.
Als Grundlage für seine Versuche dienten ihm die
Schienen von Deutschlands erster Eisenbahn
Nürnberg-Fürth. Brauchte man bis dahin zum telegraphischen
Verkehr zwischen zwei Orten
zwei Leitungsdrähte, deren einer die Zuleitung,
deren anderer die Rückleitung des elektrischen
Stromes übernahm, so überliess man jetzt der
Erde die Rückleitung und ersparte dadurch
einen Draht. Auch sonst wandte sich Steinheil
der Verbesserung der Telegraphie zu, er vervollkommnete
z. B. den Morse'schen Apparat.
Steinheil wies auch auf die Wichtigkeit des
elektrischen Signaldienstes zur Sicherung des
eben aufkommenden Eisenbahnbetriebes hin
und machte auch auf diesem Gebiete mehrere
wertvolle Erfindungen. 1849 wurde Steinheil
Sektionsrat im österreichischen Handelsministerium
, wo er in zwei Jahren die Anlegung von
mehr wie 1000 Meilen Telegraphenlinien veranlasste
. 1852 entwickelte er die gleiche erfolgreiche
Tätigkeit in der Schweiz, 1855 gründete
er in Schwabing bei München eine « optischastronomische
Werkstätte », die bald Weltruf
erlangte. Im Alter von 70 Jahren erblindete
er und starb bald darauf am 14. Sept 1870.


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