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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/der_hinkende_bote_1930/0025
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Feld- und Gartenarbeiten.

Man fährt fort im Küchengarten zu säen:
Spinat, Zwiebeln, gelbe Rüben, Rettig, Petersilien
, Salat, Kresse, setzt Erbsen : alles an
warme Plätze; versetzt auch an warme Orte
das vorher Gesäete, und zwar den Salat enge,
weil im Winter viel daran verdirbt, und das
übrige im Frühling umgesetzt wird. Winterendivie
wird gebunden abgeschnitten, u. die
Wurzel stehen gelassen, welche wieder frische
Blätter treibt. Das Obst muss trocken
abgenommen werden, wenn man es aufbehalten
will ; man muss es aber nicht eher in
den Keller tun, bis die Kälte anbricht. Um
die Bäume legt man verwesenen Schweindung
mit guter Erde vermischt, auch ausgelaugte
Asche oder Russ. Man pflanzt Schnitt-
Ünge von Johannis- oder Stachelbeeren, beschneidet
das Steinobst und versetzt es.—
Wachholderbeeren werden jetzt abgeklopft
und eingesammelt.

©eptemßer hat 30 Za$t.

Mondphasen.

Am 8. 4 Uhr Vollmond, — am 15. 22 Uhr Letztes Viertel
, — am 22. 13 Uhr Neumond, — am 29. 16 Uhr Erstes
Viertel.

Die Juden feiern den Anfang ihres 5691. Jahres *H|
23., das zweite Neujahrsfest am 24. September. — Am
23. September Herbstanfang, Tag und Nacht gleich.

Witterlingsbericht: September ist im Anfang windig, am
6. kommt Regen und Donner, am 8. wieder Regen, am
13. und 14. Reif, am 15. ist es hell und warm, am 16.
und 17. bewölkt, am 18. nebelig und kalt und dann stürmisch
.

Die Sonne tritt in das Zeichen der Wage am 23. September
.

Aus dem elsässischen Sagenschatz.

Die Kapelle Sankt Armut.

Aus Dachsteins festen Mauern
Wankt bleich ein Jüngling her,
In bangen Todesschauern
Schlägt ihm das Herz so schwer.

Ihn stürzte ins Verderben
Der Argwohn und Verdacht,
Soll wegen Mordtat sterben,
Die fremde Hand vollbracht.

Und trostlos musst' er gehen
Des Lebens letzten Gang ;
Verkannter Unschuld Flehen
Umsonst zum Richter drang.

Die ernste Sühnungsstätte
Hat schon der Zug erreicht,
Der Gaffer dichte Kette
Nun scheu zur Seite weicht.

Die Augen fromm erhoben,
Betet der Jüngling laut :
« Gerechter ! Du dort oben,
Auf den ich fest vertraut',

Wollst meine Unschuld bringen
Ans helle Sonnenlicht I
Oh, lass die Wahrheit dringen
Durchs Dunkel schwarz und dicht !

Und wer den Mord begangen,
Den ich jetzt büssen soll,
Sei stets von Angst umfangen
Und bittrer Reue voll ! »

Horch ! Plötzlich aus der Menge
Schallt's flehend : « Haltet an ! »
Ein Mann stürmt durchs Gedränge :
« Die Tat hab' ich getan !

Mögt schnell zum Richter senden,
Bekennen will ich's gern ;
Liess mich durch Gold verblenden,
Von Menschenzeugen fern ! »

Auf seine Knie sinket
Der Jüngling dankend hin,
Der Strahl der Wahrheit blinket,
Gott hat gerettet ihn !

« Dir, Vater, will ich leben ;
Bin ja dein Eigentum !
Ganz deinem Dienst ergeben
Bau' ich ein Heiligtum.

Bau's an demselben Orte,
Wo deine starke Hand
An frühen Grabes Pforte
Den Tod von mir gewandt ! .. .»

Wo heute die Kapelle
« Sankt Armut » einsam steht,
War, an des Altares Stelle,
Der Rabenstein erhöht.

Georg Daniel HIRTZ (geb. 1804, gest. 1893.)


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