Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., J 3307,mb-268.1954
Der hinkende Bote
Colmar, 268. Jahrgang.1954
Seite: 84
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/der_hinkende_bote_1954/0088
Qut Freund alleweg!

¥ ) Aus dem Blickfeld meines « Spektivi » von Jean Zimmermann ( *

6 Uhr 30. Doktor Henry hatte den
letzten Patienten aus der Sprechstunde
verabschiedet. Während er die Hände
wäscht, sagt er zu Philippine, seiner
rundlichen Gemahlin : « Ich muss vor
dem Nachtessen ein bissei an die frische
Luft. Ich fahre schnell zum alten
Greder, mal sehen, was seine Bronchi-
te macht. Richte das Essen auf halb
acht, gelt! Au revoir, Frauli ! »

Er kurbelt sein Auto an, Frauli öffnet
ihm das Tor, und langsam rollt der
Wagen der Strasse zu. biegt gleich
rechts ab in die Hauptstrasse, an deren
Ende der «bronchitische» Greder
wohnt. Da bemerkt er den dicken
Metzgermeister Weigel, bei dessen
Anblick seine Augen aufleuchten; mit
dem hat er nämlich noch ein Hühnchen
zu rupfen. Oh, keine Feindschaft !
Sie waren immer noch gute Kamera-

Rebort

den wie zur Zeit, da sie die Lyceebank
zierten, bis Weigel den besten Teil erwählte
und Vaters Beruf ergriff, um
bald sein Nachfolger zu werden. Behäbig
stand er vor seinem Laden; um diese
Zeit waren die meisten Kunden
schon bedient. .

« Salut, Kollege ! » rief er dem Doktor
jovial zu.

« Salut, alter Freund ! » erwidert dieser
. Mach deinen Laden zu und sitz
in meine Benzinkutsche. Ich fahre
schnell zum Greder Louis, dann kehren
wir im Adler zu einem Schoppen
neuen « Kritzigen » ein, und ein Viertel
nach sieben sind wir zum Nachtessen
zurück. »

« Neuer Kritziger ! » Ein magisches
Wort für Weigel. « Frau », rief er in
die Küche, » ich fahre mit Freund Doktor
zum alten Greder; in einer halben
Stunde bin ich zurück. »

Los ging die Fahrt! Vierzig, Sechzig,
Siebzig, immer höher ging der Kilometerzeiger
. Vorbei gings bei Greder,
beim Adler, an den Kilometersteinen
der Landstrasse. « Bist du verrückt ? »
stiess der Metzgermeister hervor.

«Ich nicht», sagte der Doktor gemütlich
, « aber anscheinend mein Wagen. »

«Mach keine Witze, gelt ! Meine
Frau ängstigt sich zu sehr ! »

« Ich werde sie gratis kurieren. »
Der Wagen lief wie verrückt bis zur
nahen Stadt, wo er beim Hotel Monopol
ganz folgsam anhielt, so etwa wie
ein Pferdegespann vor der Stammwirtschaft
ihres Meisters. «So, Alterle,
hier trinken wir einen Schoppen
Kritzigen, dann geht's wieder heim. »

«In meinen Metzgerkleidern kann
ich doch nicht...»

« Etwa nicht trinken ? »
« Nein ! Nicht in dies noble Restaurant
I »

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