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mehr eingestellt. Das ist ungeheuer schade,
denn neben Hans v. Marees ist Böcklin ohne
Zweifel der einzige Monumentalmaler, den
die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts
gehabt hat.
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Die Schick'schen Aufzeichnungen sind ein
Handwerksbüchlein. Es ist viel von Rezepten
die Rede und wenig von Stimmungen. Böcklin
sucht dem Schüler Wirkungen zu erklären
, aber in die Krystallgewölbe, wo der
schöpferische Gedanke ruht, dringt der Blick
nicht hinab. Der Kunstverstand hat hier das
Wort und eben darum ist das Buch so lehrreich
. Es wäre aber eine verkehrte Anwendung
, wenn nun der Leser die Kunstmittel
für die Kunst nähme und die Erkenntnis, wie
die Wirkung erreicht ist, mit der Wirkung
selbst verwechselte.
ZUR KÜNSTLERISCHEN
CHARAKTERISTIK BÖCKLINS
Von Gustav Floerke*)
Der künstlerische Mut, mit dem Böcklin
die heterodoxesten Sachen anpackt, sein unentwegter
Glaube an sich selber, stehen heutzutage
fast einzig da in ihrer Art.
Wir müssen doch wohl nicht so satt sein
„des Kramens in anderer Worten, des Schauens
mit anderer Augen, des Denkens mit anderer
Gedanken", wie Karl Hillebrand meint. Denn
wenn einer kommt, der er selbst ist, „der
die Kraft dazu hat, die Selbstverleugnung,
sich selbst zu bejahen", so verstehen wir
ihn nicht, geben uns auch keine Mühe darum,
sondern belächeln ihn.
Böcklin hat schwer gearbeitet,
um die künstlerische Weltanschauung
seiner Düsseldorfer Zeit los
und er selbst zu werden. Nicht
etwa im französischen Sinne „pour
arriver", um dann wenn er sein
Terrainchen, seine Specialität in
Reitern, Soldaten, Rokokofiguren
gefunden, ja nichts mehr daran zu
ändern; sondern in dem deutschen
Sinne, dass der, der still steht, aufhört
Künstler zu sein. Er geht
unentwegt gerade aus, aber seinen
Weg, von seiner wachsenden Erfahrung
und Erkenntnis geleitet,
weder rechts noch links fragend.
Es ist manchmal recht dunkel um
ihn her gewesen, aber jetzt hat es
denn doch längst angefangen hell
zu werden.
Er hat niemals seiner Zeit geschmeichelt
, noch denBedürfnissen
irgend eines „Mäcens". Aktualität
und Konnivenz sind für ihn nicht
Sache der Kunst.
Ich glaube seine Unfähigkeit,
Haupt- und Staatsaktionen mit vorgeschriebenen
Gesichtern, Uniformen
und Empfindungen zu
*) Wir entnehmen die nachstehenden Ausführungen
dem in allernächster Zeit bei der Verlagsanstalt
F. Bruckmann A.-G. in München erscheinenden
Buche „B ö c k 1 i n - A u f z e i c h n u n ge n
und Entwürfe von Gustav Floerke" (ein
Band in gr. 8° von etwa 15 Bogen mit 18 Abbildungen
, Preis gebd. 6 Mark.) Das darin aus dem
Nachlass des 1898 verstorbenen Kunstästhetikers
Mitgeteilte wird zweifellos als das Bedeutendste
gelten dürfen, was bisher über Böcklin und seine
Kunst gesagt worden ist.
ARNOLD BÖCKLIN OELSKIZZE AUS DER MITTE
DER SIEBZIGER JAHRE «« «
(Das Original im Besitz von Max von Guaita in Frankfurt a. M.)
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